Über zu heiße Temperaturen müssen wir uns auf unserer Schiffswoche wirklich nicht beschweren. Dies ist nun schon unser zweiter von bisher drei Ausflügen, an denen wir pitschpatsch nass geworden und die Halbschuhe der Zwillinge auch nach ständigem Aufsaugpapierwechsel nach 48 Stunden immer noch im Schuhinneren nass sind.
„Alle Wege führen nach Rom…“ Eigentlich…Und ich hatte in Vorbereitung auf diesen Landgang auch dank den beiden herrlichen Du Mont Reiseführern über Italiens Hauptstadt bestens geplant.
Aufgrund der zahlreichen Aktivitäten an Bord und an Land sowie dem permanenten, immer größer werdendem Schlafdefizit aller Beteiligten aus unterschiedlichen Gründen wurden wir uns jedoch einig, dass wir der ewigen Stadt baldmöglichst eine Extrareise widmen werden und uns in diesem Jahr lieber mit Civitavecchia und der reizvollen Umgebung „begnügen“ würden.
Da ich stets alles alleine organisiere, bin ich immer etwas nervös, ob auch alles von mir Geplante halbwegs reibungslos funktioniert. Beim heutigen Frühstück „verloren“ wir bereits viel Zeit, hatte ich doch gestern per Zufall für unseren Zöli in Erfahrung gebracht, dass man sich als Zöliakiepatient tatsächlich in jedes Restaurant auch glutenfreie Pancakes zum Frühstück bestellen kann.
Diese Freude wollte ich unserem Sohn natürlich auf alle Fälle machen, da sein Frühstück auswärts häufig aus viel Naturjoghurt, Nutella und frischem Obst besteht, das ja alles von Natur aus glutenfrei ist. Ich bestellte also gleich zu Beginn unseres Frühstücks die glutenfreien Pancakes, die Kellner reagierten sehr erstaunt und meinten nur, dass sie von nichts wüssten, aber mal nachfragen würden. Wir tranken Kaffee bzw. Kakao, wir aßen Joghurt und Obst, keine pancakes kamen…
Ich saß bereits etwas auf glühenden Kohlen, wollte ich doch schnell mit unserem Besichtigungsprogramm beginnen und fragte deshalb noch einmal beim Kellner nach. Dieser meinte nur unbeteiligt, dass es nicht möglich sei, glutenfreie Pfannkuchen in ein anderes Restaurant liefern zu lassen.
Diese Aussage des Kellners (der sich vorher bei mir noch ungefragt beklagt hatte, dass er so schlecht in der Nacht geschlafen hätte…auch ich hatte nicht viele Stunden Schlaf abbekommen, zumal in den frühen Morgenstunden das Schiff ziemlich stark rüttelte – auch hierzu erfuhren wir in der Kapitänsfragestunde, dass es im Hafen von Cicitavecchia aufgrund des sehr schlechten Wetters einen Einlaufstau gab und es für den Kapitän ein absolutes Novum war, da er die Anweisung bekommen hatte “Stop the engines.”, das enorm große Schiff jedoch aufgrund des starken Windes quasi von alleine einlief, dass wir dann sogar noch vor einer Fähre anlegen durften. Da das Schiff eine Windangriffsfläche von 16.000 Quadratmetern hat, konnte es verständlicherweise bei einer Windstärke von 7-8 nicht einfach so anhalten…), bekam per Zufall die Restaurantleitung mit, welche dann plötzlich sagte: „Selbstverständlich können wir glutenfreie Pancakes besorgen, das dauert halt nur etwas.“
So warteten wir ziemlich lange, bis die frischen glutenfreien Pancakes kamen. Auch wenn wir dadurch einige Besichtigungszeit verloren, freute ich mich riesig, dass unser Zöli auf diese Weise auch mal in einen morgendlichen Pancakegenuss kam.
Frisch gestärkt und bereits nach einigen gelaufenen Metern in einsetzendem Platzregen frisch „geduscht“ begannen wir unsere Civitavecchiabesichtigung mit der ersten Kirche, der Kathedrale des Heiligen Franz von Assisi.
Unseren dreifachen Kirchenbesuch – der Kathedrale folgten anschließend die Kirche der Japanischen Heiligen (diese wurde im 19. Jahrhundert zu Ehren von 26 in Nagasaki verstorbenen Märtyrern errichtet) sowie die Kirche des Gebetes und des Todes (eine kleine, aber sehr beeindruckende Kirche des 17. Jahrhunderts) konnte ich bei den Jungs immer damit rechtfertigen, dass wir vor den starken Regenfällen im Trockenen Schutz suchen konnten, um uns dann wieder frischen Mutes an Außenbesichtigungen zu wagen.
Dabei sind wir auch auf dieses charmante Liebespaar direkt an der Strandpromenade gestoßen. Zudem haben wir natürlich das Wahrzeichen von Civitavecchia, die Festungsanlange San Michelangelo aus dem 16. Jahrhundert, von allen Seiten bestaunt und einige Umwege benötigt, bis wir schließlich die Fontana Vanvitelli entdeckten, welche aus dem 18. Jahrhundert stammt und einst zu einer Mauer gehörte, die Hafen und Stadt trennte.
Civitavecchia wurde unter dem Namen Centumcellae im 2. Jahrhundert von Kaiser Trajan gegründet und so verwundert es nicht, dass nicht nur Rom, sondern auch das etwa 90 Kilometer davon entfernte Civitavecchia Trajansthermen zu bieten hat, welche ich unbedingt mit den Kindern aufsuchen wollte.
Als ich den Busfahrer fragte, ob er zu den „terme di taurino (diesen Namen haben sie offiziell auch noch) fährt, erntete ich einen ganz verständnislosen Blick. Offenbar sind die Thermen jedem nur unter „Trajansthermen“ bekannt. Da ich nirgendwo in der Umgebung Bustickets kaufen konnte, musste ich dies im Bus nachholen und war doch sehr erstaunt, dass jeder von uns für eine etwa 20-minütige Überlandfahrt 7 Euro für eine Einzelfahrt berappen musste.
Umso größer war die Enttäuschung, dass wir, als wir aus dem Bus irgendwo im Nirgendwo ausgestiegen waren, nicht nur sofort in den nächsten Starkregenguss gerieten, sondern auch zu unserem großen Frust lesen mussten, dass wir die Fahrt völlig vergeblich unternommen hatten. Ist der parco archeologico doch leider immer nur vormittags von 9.30-12.30 Uhr geöffnet. So konnten wir nur einen Blick auf das caldarium und Co. nach etwas waghalsigen Kletterversuchen entlang der Mauer erhaschen..
Eigentlich hatte ich geplant noch in der anderen Richtung zu einem Weltkulturerbe, den Etruskerausgrabungsstätten in Tarquinia mit dem Bus zu fahren, aber die Jungs waren bereits etwas besichtigungsmüde und ich hatte mir vorgenommen, auch wenn das Schiff erst um 21.00 Ihr wirder losfahren würde, zu dem angekündigten „Unverträglichkeitentreff“ um 18.00 Uhr im Belladonnarestaurant zu gehen.
Wie viele Sorgen und Eiertänze rund um das glutenfreie Essen hätte ich mir doch in den vergangenen Tagen sparen können, wenn es diese Infoveranstaltung nicht erst an unserem vorletzten Tag an Bord gegeben hätte. Der Küchenchef vom Belladonnarestaurant mit dem Namen Jens erklärte uns sehr souverän, dass es im dortigen Büffetrestaurant eine große Abteilung, die Schonkostbar gäbe, an der laktose- und glutenfreie Speisen ebenso wie vegane Speisen angeboten werden würden.
Und das absolute Highlight war für unseren Sohn zu hören, dass extra für ihn auch glutenfreie Nudeln und sogar eine glutenfreie Pizza ohne jegliches Kontaminationsrisiko zubereitet werden könne.
Wie schade, dass wir dies nun erst so spät erfuhren. Andererseits war dies nun eine willkommene Abwechslung zu dem Kartoffelbrei und den Kartoffelwürfeln der letzten Tage und er genoss es sichtlich, sogar Pizza und Nudeln gleichzeitig zu bestellen.
Glücklicherweise – auch dank der vielen Bewegung davor und danach – hatte er trotz verspeistem Essen im Wert von unglaublichen 130 KH – als Dessert gab es noch ein glutenfreies Eis mit Topping – perfekte Blutzuckerwerte, was mich ausgesprochen erleichterte. Bin ich doch wirklich am Daueraufpassen, dass ja die Blutzuckerverläufe von beiden stabil und im Zielbereich bleiben.
War die letzten Tage der von mir erlaubte „Charitea“ das kulinarische Highlight für unseren Jüngeren, wurde dies nun sofort von der glutenfreien Pizza abgelöst. Wie schade, dass das Belladonna nicht am folgenden Mittag geöffnet war und wir just am nächsten Tag einen Ausflug bis in die späten Abendstunden ohne jeglichen Restaurantbesuch geplant hatten…
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