
Als gebürtige Münchnerin und passionierte Dessert- und Kuchenliebhaberin freute ich mich gleich auf den ersten Seiten des ganz aktuell im Mediathoughts-Verlag erschienen Krimis „Die Exen vom Tüllinger“ von T.M. Glaw in eine typisch Münchnerische Szenerie eintauchen zu können. Sehr gerne würde ich seine offenbar „beste Zabaione nördlich des Alpenhauptkamms“ verkosten, dafür böte ich ihm auch ein von mir zubereitetes Tiramisu, das zumindest bereits weit über die Münchner Landesgrenzen hinweg hochgelobt worden ist…Nun aber wollen wir uns weg von den italienischen Desserts und hin zu der Krimigeschichte dieses Werkes begeben, in dem die Kulinarik jedoch auch immer wieder eine Rolle spielt. Als Jana Vecera, die in München als leitende Ermittlerin für Gewaltverbrechen arbeitet, ihre Freundin Franziska, die übrigens auch Lehrerin zu sein scheint und deren Mann Martin besucht, kommt sie nicht lange in den Genuss der Idylle des Südschwarzwaldes, stößt sie doch bereits beim ersten frühmorgendlichen Joggen zusammen mit dem Gastgeberhund Melitta auf einen grausigen Fund.

Schnell wird Jana in die Vergangenheit des malerischen Ortes Stopfingen hineingezogen, das nach einem französischen Artilleriebeschuss als nationalsozialistisches Musterdorf neu aufgebaut wurde. Dieser Krimi verbindet meisterhaft eine höchst spannende Handlung mit der Verknüpfung von zahlreichen Geschichten und Episoden aus dem Nationalsozialismus. Dabei ergreift einen oft das Schaudern, wenn man immer tiefer in die damalige Welt der Nazizeit eindringt und mit Schrecken von zahlreichen dunklen Geheimnissen und Verstrickungen liest.

So erfährt die Münchner Kommissarin z.B. gleich zu Beginn ihrer Ermittlungen, dass just an derselben Stelle „ihrer“ Leiche bereits viele Jahrzehnte zuvor die Leiche eines grausamen Kreisbauernführers gefunden worden war. Dem Autor gelingt es auf faszinierende Weise, die einzelnen Szenarien so atmosphärisch dicht zu beschreiben, dass man das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Die Idee, dass jedes Kapitel dem Geschehen eines aufeinander folgenden Wochentages zugeordnet ist, sorgt für eine ganz klare Strukturierung und man fiebert in der gesamten „Urlaubs“-Woche von Jana an jedem einzelnen Wochentag intensivst bei ihren Ermittlungen mit, die sie zudem auch noch in (anfänglicher) Rivalität zu dem örtlich arbeitenden Kommissar betreibt. Die teilweise düsteren Handlungsstränge werden zudem immer wieder kunstvoll durch höchst amüsante Szenerien oder auch nur witzige Einfälle des Autors abgelöst.

Ich freue mich jetzt schon auf einen dritten Fall, in dem Jana Vecera ermittelt, vielleicht ja dann auch in Süditalien oder einer anderen italienischen Region, aus der man doch auch gleich einige typische Rezepte der dortigen kulinarischen süßen und salzigen Spezialitäten in den neuen Krimi einfließen lassen könnte…Dass der Autor wohl auch ein vorzüglicher Koch sein wird, blitzt immer wieder in diesem so lesenswerten Krimi durch, z.B. auch in der Szene, als Jana mit dem ehemaligen Chef der Freiburger Kripo spricht und dabei so bildhaft der Vorgang des Kochens eines Steinpilzrisottos beschrieben wird, dass man sofort großen Appetit bekommt. Und selbst das Internat im Schwarzwald, St. Blasien, in dem mein Vater jahrelang Schüler war, hat in diesen so vielschichtigen Krimi Einzug gefunden.




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