
Liegen in diesem beginnenden Herbst so früh so viele Kastanien wie selten für die Kinder sammelbereit am Boden, herrscht in dem ganz aktuell aus dem Kremayr &Scheriau-Verlag erschienen Werk „Kastanienallee“ in der gleichnamigen Straße mehr Schein als Sein. So wohnt dort die Haute Volée, die wirkliche und alle, die nur sehr gerne dazugehören würden. Doch das Sprichwort „Unter jedem Dach ein Ach“ bewahrheitet sich in diesem Straßenzug nur allzu gut.

Auf 260 Seiten gibt die österreichische Autorin Einblicke in diese ganz besondere Gesellschaft, in welcher die gutbürgerliche Fassade sehr rasch die Fratzen wahrer Boshaftigkeit freilegt. Während die erfolgreiche österreichische Autorin ihren Roman unter dem Pseudonym „Louise K.“ veröffentlich hat, lässt sie die Leserschaft so nah all die verschiedenen Bewohner der Kastanienallee in ihren noblen Wohnhäusern quasi wie in einem Film erleben. Alle, welche es z.B. auf abendlichen Winterspaziergängen lieben, einen Blick in die hell beleuchteten Wohnzimmer der Bewohner zu erhaschen und sich dabei ganze Lebensgeschichten beginnen auszumalen, werden mit dieser Neuerscheinung voll und ganz auf ihre Kosten kommen, lässt einen doch die Autorin hautnah, all die facettenreichen Charaktere mit ihren Sorgen und Nöten bildhaft vor Augen treten und dabei alle voyeuristischen Bedürfnisse erfüllen.

Die Lektüre dieses Romans ist ausgesprochen bereichernd, nimmt man doch nicht nur Anteil an diversen Schicksalen wie dem eines Anwalts in finanziellen Nöten oder auch einer arbeitslosen Historikerin, die auf der dringenden Suche nach einem Restitutionsfall ist, sondern erlebt man auch im Verlaufe des Buches, fast wie eine Katharsis, wie die Frauen der Geschichte ihr Schicksal immer mehr selbst in die Hand nehmen und in eine positive Richtung lenken.




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