Colmar, cadeau, cathédrale, Choco Story, canal de Lauch

6.45 Uhr – die Regentropfen prasseln in zuverlässiger Regelmäßigkeit unablässig auf das Dach. Symptomatisch für alle Urlaubsnächte wurde ich durch zahlreiche Pumpenalarme mal des einen, mal des anderen Sohnes permanent aus dem Schlaf gerissen und versuchte mich gerade wieder mühsam am Einschlafen, als unser Älterer bereits munter im Bett rumturnte und fröhlich feststellte: „Ich freue mich schon so auf’s Frühstück.“ So kamen wir immerhin in den Genuss eines unberührten Frühstücksbüffets ohne Angst vor Glutenkontaminationen bei Joghurt & Co.

Das Markgräflerland liegt im Dreiländerdreieck Deutschland/Schweiz/Frankreich und deshalb bietet sich immer ein Ausflug ins benachbarte Elsass an. Auch 40 Kilometer von unserem Urlaubsort entfernt herrschte keine trockene Wetterlage, so dass wir in „Kleinvenedig“ auf dem canal de Lauch auf allen Seiten von Wasser umgeben waren.

Dennoch besichtigten wir die die Hauptsehenswürdigkeiten von Colmar, immerhin der drittgrößten Stadt des Elsass. Der Reiseführer „Elsass“ von Marco Polo erwies uns dabei treue Dienste. Und so bewunderten wir das ehemalige Gerberviertel Quartier des Tanneurs, den malerischen quai de la Poissonnerie, die Kathedrale St. Martin und das Geburtshaus von Bartholdi, zu dem unser Reiseführer auf den Seiten 87 und 88 wunderbar schreibt: „New York, New York: Wer weiß schon, dass der Schöpfer der Freiheitsstatue, Frédéric-Auguste Bartholdi […] aus Colmar stammt?“

An einem der in Frankreich so beliebten Kreisverkehre befindet sich auch mit 12 Metern eine der größten Nachbildungen der Freiheitsstatue  aus Kunstharz (45 Route de Strasbourg in Colmar), welche dem Künstler Bartholdi als Andenken posthum geschenkt worden ist.

„Isenheimer Altar oder die Freiheitsstatue komplett aus Schokolade?“ Mit 2:1 Stimmen bekam hier das Schokoladenmuseum den Zuschlag. Der Reiseführer listet dieses Schokoladenmuseum sogar als Insidertip auf  und versieht es selbstverständlich mit dem Symbol der für Kinder besonders reizvollen Attraktionen.

Die „zig süßen Probierstationen“ (S.88) fanden bei unseren Söhnen großen Anklang, insgesamt verbrachten wir in diesem Museum mehr Zeit als bei der gesamten vorangegangenen Stadtbesichtigung.

Auch wenn ich persönlich das musée d’Unterlinden vorgezogen hätte, war ich so erleichtert, dass auf meine bange Frage „Le chocolat est sans gluten?“ mit einem fröhlichen „oui“ geantwortet wurde, dass ich mich auch an einer Reproduktion aus Schokolade von Gustav Klimts berühmten Kuss erfreute anstelle von Matthias Grünewalds weltberühmtem Altar…

Noch kurz vor Anbruch der Dunkelheit gelangten wir nach Riquewihr, das auf der Seite 95 treffend beschrieben wird: „Riquewihr“ (1200 Ew.) kennt jeder in Frankreich, es ist das Sinnbild fürs pittoreske Elsass. […] Du bist schon mittendrin in der Postkarte. Das Dorf ist rappelvoll mit kleinen Geschäften, die Käse, Nougat, Wein, Schnaps verkaufen.“

Dies alles war für die Jungs allerdings nebensächlich. Die Hauptattraktion für sie war ein Schlammbad in den Weinbergen, welche sich direkt an Riquewihr, das übrigens vor einigen Jahren sogar zum schönsten Dorf Frankreichs gewählt worden ist, schmiegen.

So nahmen die frisch gewaschenen Hosen der Zwillinge rasch die Farbe der klebrig süßen Masse an, welche sich in einer beträchtlichen Menge in den Kinderbäuchen befand.

So früh die Jungs jeden Tag den Morgen beginnen, so spät beenden sie täglich den Abend. Auch nach 21.30 Uhr wuselten sie noch durch das Zimmer und erfreuten sich nach dem üblichen Vorlesen an einer Quizrunde über das Elsass, zu der mich unser Reiseführer inspiriert hatte.

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