Nach dem ersten frühmorgendlichen Schreck im Frühstücksraum – ich hatte beiden Jungs schon eine große Menge an Insulin gegeben, da das Mahlzeiteninsulin ja immer eine gewisse Zeit vor dem Essen gegeben werden muss und äußerte bei der Frühstücksservicekraft, wie in jedem anderen Meiningerhotel auch (und wie sowohl schriftlich als auch gestern noch persönlich abgesprochen) den Wunsch nach glutenfreien Brot, als diese mit einer Mischung von Entsetzen und Erstaunen ihre Kollegin ansah und meinte, dass sie so was nicht hätten. Glücklicherweise näherte sich in diesem Moment aber schon eine erfahrenere Hotelmitarbeiterin, welche unserem Zöli zwar keine Semmeln, aber glücklicherweise glutenfreies Brot reichte.
Zudem war ich sehr erleichtert festzustellen, dass die glutenhaltigen Frühstücksangebote weit weg von den glutenfreien Lebensmitteln stehen, so dass Kontaminationen ausgeschlossen werden können. Nicht auszuschließen – und dies schmerzt mich jedes Mal auf’s Neue – ist die Enttäuschung/Frustration unseres Jüngeren, wenn sich der Ältere Schokocroissants nimmt und der Jüngere als Alternative von mir nur ein glutenfreies Brot mit Nutella (das hier glücklicherweise abgepackt, also kontaminationsfrei ist) angeboten bekommen kann…
Ich freue mich ja stets über Gemüse aller Art und beglücke damit selbstverständlich auch täglich in reichlicher Menge die Zwillinge. Zudem ist es für mich echter Luxus, mal nicht selbst alles Gemüse (auch wenn es leider kein Biogemüse sein wird) schnippeln zu müssen…
Die geplante Fahrt mit der Parkbahn durch Dresdens größte Parkanlage, den Großen Garten, erforderte von uns eine große Portion an Geduld. Als wir zuerst am Vormittag den Großen Garten erreichten, lasen wir den Hinweis, dass die Parkbahn heute erst ab 13.00 Uhr geöffnet sei. So statteten wir nicht nur dem botanischen Garten einen Besuch ab…
… und verloren uns etwas in dem weitläufigen Park…
…sondern gingen auch in die gläserne Manufaktur von VW, auch wenn ich persönlich selbstverständlich wesentlich lieber den Zwinger besucht hätte…
Während ich bis zum heutigen Vormittag mit den beiden Buchstaben “ID” maximal irgendwas mit einem Computerkennwort oder so verband, klärten mich die Jungs sehr fachmännisch über die offenbar gleich benamten verschiedenen Automobile von VW auf.
Die beiden genossen den Aufenthalt in der gläsernen Manufaktur von VW ausgesprochen. Das Highlight stellte dieser Kinderfahrsimulator dar.
Ich hatte meine liebe Not, die beiden wieder aus der Manufaktur herauszulocken, winkte doch noch eine Fahrt mit der Parkbahn. Diese war zwar mittlerweile gerade geöffnet worden, es sammelten sich aber bereits vor dem Kassenhäuschen Menschentrauben, so dass wir allein vor dem Eingang in sengender Hitze über eine halbe Stunde warteten.
Als wir endlich den Eingang passiert hatten, sollte uns der Anblick dieser leeren Gleise für die nächste knappe Stunde beschert sein, hatten wir doch – wie wirklich öfters – das Pech, dass just unsere Bahn technische Schwierigkeiten hatte, deren Behebung eine geraume Zeit beanspruchte…
Und auch, als die ersehnte Liliputbahn uns endlich aufnahm, hatten wir gleich nach wenigen Minuten den ersten außerplanmäßigen Halt. Dabei fragten mich die Jungs immer wir, ob wir dennoch die geplante Elbrundfahrt schaffen würden, was mich zusätzlich unter Zeitdruck setzte.
Wir eilten anschließend mit wehenden Fahnen zur nächsten Attraktion. An dieser Stelle sei beispielhaft für so zahlreiche heutige Begegnungen mit überaus zuvorkommenden (aber nie aufdringlichen Dresdnern) folgende erzählt:
Als ich am Straßburger Platz (deutlich übernächtigt) unsicher war, welche Trambahn nun am besten zu nehmen sei, schaltete sich ein älterer Herr, nachdem er meinen halblauten Überlegungen offensichtlich gefolgt war, ein und legte uns eine andere Trambahnfahrtstrecke als von mir geplant nicht nur ans Herz, sondern begleitete uns auch noch ganz rührend die ersten Meter nach der empfohlenen Ausstiegsstelle, so dass wir noch vor der Schifffahrt in den Genuss einer der wirklich singulären Baukunstleistungen in ganz Europa kamen, der Frauenkirche.
Dort suchten sich die Jungs treffsicher eine der teuersten Gelaterie (Milano Gelateria am Neumarkt) aus. Ich bin jedoch immer so erleichtert, wenn das Eis glutenfrei ist und die Eishörnchen nicht über den Eisbehältern positioniert sind, dass mir alles andere sehr sekundär erscheint.
Und dann erreichten wir tatsächlich noch rechtzeitig das Elbufer für eine Fahrt mit dem Schaufelraddampfer, allerdings nicht ohne uns vorher noch geduldig in brütender Hitze über eine halbe Stunde in die lange Warteschlange einreihen zu müssen.
Die 1,5-stündige Fahrt führte uns unter anderem an den drei Elbschlössern vorbei und wir fuhren ebenfalls unter einem weiteren Dresdner Wahrzeichen, dem “Blauen Wunder”, durch.
Diese Brücke aus reinem Stahl kam als eine der ersten Brücken bei einer Spannweite von 142 Meter ohne zusätzlichen Strompfeiler aus, so dass sie den Namen “Blaues Wunder” zurecht erhielt.
Dagegen wirkt die Waldschlösschenbrücke eher unspektakulär…
Die “Brühlsche Terrasse”, Europas schönster Balkon, durfte natürlich ebenso wenig fehlen wie ein weiteres Wahrzeichen, das umgangssprachlich als “Zitronenpresse” bezeichnet wird und die Kuppel mit der goldenen Skulptur der Fama benennt, welche die Kunstakademie schmückt.
Den ganzen Tag stresste mich mein defektes Handy bzw. Ladegerät und setzte mich in Daueralarmbereitschaft. Habe ich mein Handy wirklich tagsüber toujours im Flugmodus und benutze es ausschließlich zum Fotografieren, entlädt sich der Akku entsetzlich schnell nach nur wenigen Stunden. So freuten sich die Jungs sehr, als wir nach einem Abstecher zur Semperoper, das Abendessen nicht – wie ich es sonst immer in allen Meiningerhotels in der Gastküche mache -zubereiteten, sondern zu einem Fastfoodrestaurant gingen.
Auch wenn ich ja freiwililg nie ein solches Fastfoodrestaurant betreten würde, bieten sie immerhin glutenfreie Speisen in Form von Pommes und Apfelspalten an sowie Steckdosen, an denen ich mein Handy wieder etwas aufladen konnte.
Das Kugelhaus beeindruckt architektonisch am Südende der Prager Straße, dem Wiener Platz. Das jetzige Kugelhaus soll an das damalige Kugelhaus erinnern, das in der Nazizeit als Symbol des verhassten Konstruktivismus abgerissen wurde.
Ungeachtet der unglaublichen Fülle an unseren heutigen Besichtigungen und höchst eindrucksvollen barocken Gebäuden, waren die Zwillinge höchstwahrscheinlich am Abend nach 9 Stunden mehr oder weniger durchgehenden Stadterkundung am glücklichsten, als sie sich mit der Fledermaus vom Happymeal des Älteren dem Wurfspiel hingeben konnten…
…und trotz der sehr fortgeschrittenen Abendstunden überhaupt kein Ende mehr fanden. Die sportliche Betätigung hatte allerdings leider den unangenehmen Nebeneffekt, dass beide, als sie kaum endlich eingeschlafen waren, in den Unterzucker fielen, so dass ich mit dem Zähneputzen um 23.00 Uhr wieder von vorne beginnen musste…
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