Parc du Petit Prince, Pyrotechnik, Pierre de Tonnerre, Paniklabyrinth

Verbinden die meisten Schwarzwaldurlauber mit Kindern ihren Aufenthalt mit einem Besuch des Europaparks, erinnerte ich mich als Frankophile bereits beim Planen unseres diesjährigen Herbstaufenthalts in Hartheim an den wunderbaren Parc du Petit Prince in Ungersheim im Elsass, den wir einige Jahre zuvor mit allen unseren vier Kindern besucht hatten.

Damals teilten wir uns in zwei Gruppen auf: der Vater führte die wagemutigere Gruppe mit unserer mittleren Tochter und dem Jüngsten an, während ich sehr dankbar für die große Tochter und unseren Älteren war, welche – wenigsten damals – dieselben (geringen) Fahrtgeschwindigkeiten wie ich schätzten.

Der größte Freizeitpark im Elsass feiert in diesem Jahr – genauso wie unsere Zwillingssöhne – bereits seinen ersten zweistelligen Geburtstag und bietet allen Geburtstagskindern desselben Jahrgangs den sehr verbilligten Eintritt von 10 Euro an. Hätten wir offenbar sowohl in etwas höheren Schwarzwaldlagen als auch entlang des Rheins strahlenden Sonnenschein genießen können, trugen wir die Sonne im Herzen und begnügten uns damit,  den gesamten Tag mit einer nicht verschwinden wollenden grau-nebligen Himmelsfärbung, welche allerdings ideal zu dem ganz besonderen Halloweentag passte.

Dieser französische Vergnügungspark beweist seinen Charme ebenfalls in den liebevollen und aufwändigen Halloweendekorationen, die sich sehr stimmig über den gesamten Park erstreckten. Anders als beim Europapark erfreut der Parc du Petit Prince mit einem geräumigen, kostenfreien Parkplatz, auf dem fast ausschließlich Autos mit französischen, belgischen oder aus der Schwarzwaldregion stammenden Kennzeichen standen. Erfreulicherweise konnten wir den Eingang sofort ohne eine einzige Warteschlange passieren und auch die Wartezeiten bei den ersten Attraktionen waren ausgesprochen erträglich.

Dies sollte sich allerdings im Lauf des Tages noch ändern, da doch eine Vielzahl der Besucher den Halloweentag auf diese Weise feiern und von den sehr langen Öffnungszeiten bis 22.00 Uhr profitieren wollten. Bin ich als brave Mama zufrieden, wenn es den Kindern gut geht und sie sich bestens amüsieren, bin ich persönlich ja ausgesprochen froh um jedes Fahrgeschäft, das ich nicht fahren muss…

„Aber Mama“, bat mich da bereits unser Älterer, als wir vor einem– für mich ziemlich wild erscheinenden Fahrgeschäft standen. „Das musst du unbedingt auch fahren. Da passen immer nur zwei rein und ansonsten muss ja einer von uns allein drinsitzen.“ „Pierre de tonnerre“ war bei dieser Attraktion zu lesen und je länger ich in der Warteschlange stand, desto mehr raste mein Herz. „Mama, schau, da fahren auch schon ganz kleine Kinder mit ihren Omas und die lachen die ganze Zeit!“ Ja, ich weiß, ich sollte mich nicht so anstellen, aber ich leide tatsächlich bei jedem Fahrgeschäft, das schneller als unsere traditionelle Krinoline auf der Wiesn in München fährt…

Und als ich dann unserer Tochter als Begleitperson von den Jungs „zugeteilt“ worden war, schrie diese sogar zu meiner Beruhigung auch etwas, als uns in dem Wagen sitzend bereits bei der ersten Kurve das originale beängstigende Gefühl wie bei der „Wilden Maus“ durchfuhr, nahmen wir doch so scharfe Kurven, dass ich uns jedes Mal schon entgleisen sah. Als ich mit immer noch zittrigen Knien wieder festen Boden unter den Füßen hatte, stellte unser Jüngster nur gelassen fest: „Also, mir war das jetzt schon etwas zu fad…“.

Den gewünschten Nervenkitzel konnte er jedoch gleich bei der nächsten, noch wilderen Achterbahn erleben, bei der ich – in weiser Voraussicht – von keinem der Kinder um eine Mitfahrt gebeten wurde. Sehr charmant ist auf alle Fälle, dass jedes einzelne Fahrgeschäft einen direkten Bezug zu Saint-Exupéry und seinem bekanntesten Werk, dem kleinen Prinzen, hat.

So durfte sich schließlich unser Jüngster an der wilden Fahrt mit der „Serpent“ (Schlange) erfreuen. Die Wartezeit in der Schlange konnten übrigens die nicht fahrfreudigen Mitglieder für eine Suchaktion nutzen, hatte ich doch mit Schrecken nach einem etwa 15-minütigen Anstehen bemerkt, dass wir zwei Drittel unserer Rucksäcke bereits bei dem ersten Fahrgeschäft, einem Kettenkarrussel vergessen hatten.

Obwohl ich bei wirklich jedem unserer Ausflüge so viel Proviant wie für eine mehrtägige Expedition mitschleppe, kam pünktlich vier Stunden nach dem Frühstück der starke Wunsch der Kinder nach einem Restaurantbesuch auf. Mit der Zöliakie im Gepäck ist dies ja leider nie ein völlig unbeschwertes Unterfangen. Umso dankbarer war ich, als ich sofort nach dem Betreten des Selbstbedienungsrestaurants die sehr übersichtlich strukturierte Speisekarte entdeckte, auf der alle möglichen Allergene bestens deklariert waren.

Und die Pommes stellten sich dabei sogar als glutenfrei heraus, so dass wir uns alle mit einem gemischten Salat und einer großen Portion der frittierten Kartoffelstäbchen stärkten. Direkt nach dem letzten verputzten Pommes, fragte unser Älterer ernsthaft: „Und Mama, wohin gehen wir denn heute Abend essen? Das hast du uns doch versprochen.“ „Ja, mein lieber Sohn. Ich hatte euch versprochen, dass wir im Parc du Petit Prince essen gehen, was wir doch gerade gemacht haben. Einmal am Tag sollte es doch reichen.“ Unsere lieben Söhne scheinen schon wieder einen Wachstumsschub zu durchleben, wenn man die Mengen betrachtet, welche täglich von ihnen verzehrt werden.

So wurde ausgesprochen dankbar als Nachspeise noch ein glutenfreies Eis verzehrt. Die gesamte Körpertemperatur sollte sich anschließend dem eiskalten Magen anpassen, zumindest bei einem Familienmitglied. Trotz nicht gerade sommerlicher Temperaturen wollten unsere Söhne unbedingt eine Wildwasserbahn fahren. Aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen kippte allerdings kurz vor dem Vorhaben die Stimmung und der eine der Söhne weigerte sich, mit dieser rasanten Bahn zu fahren, wenn nicht die Schwester oder ich auch mitfahren würden, was wir beide jedoch verweigerten.

So nutzte der eine die fehlende Warteschlange aus, um dreimal hintereinander die Wildwasserbahn fahren zu können – und dabei am ganzen Körper ordentlich nass zu werden- , während der andere schmollte und zu keinem Einlenken zu bewegen war. Erst nach ziemlich langer Zeit und einigen vergeblich geführten Diskussionen, waren die Jungs wieder ein Herz und eine Seele bezüglich der von ihnen vorgeschlagenen Arbeitsteilung für das Halloweenrätsel, das von dem Parc du Petit Prince angeboten wurde.

Hier galt es, relativ anspruchsvolle Rätsel zu lösen und anschließend Buchstaben zu suchen. Ich wies die Jungs an: „Wenn ihr Buchstaben seht, sagt es mir sofort.“ Darauf entgegnete unser Älterer sofort pflichtbewusst: „Ich sehe ganz viele Buchstaben. Da: H-A-L-L-O-W-E-E-N.“ Und der Jüngerer ergänzte: „Also Mama, du löst die Rätsel und wir essen dann die Süßigkeiten.“

Ganz nach meinem Geschmack war übrigens eine wunderbar harmlose Fuchsrennbahn, wo man im gemächlichen Tempo auf einem Fuchs durch die Gegend „hoppeln“ konnte. Gleichermaßen gab es einen Streichelzoo mit Schafen, Ziegen, Hühnern und Hasen und einen Trampolinpark, bei dem sich die Kinder verausgaben konnten. In dem „observatoire“ und dem Kino konnte man zu festgelegten Zeiten jeweils einer interaktiven Vorführung bzw. einem kleinen „Petit Prince“-film beiwohnen. Während die Mitmachshow im observatoire auch auf den Bildschirmen deutsche und englische Untertitel für alle Nichtfrankophonen bot, hätten sich die Zwillinge für den Film ebenso Untertitel gewünscht.

Anlässlich des Halloweenfests war der gesamte Park festlich geschmückt und erfreute alle Besucher mit erstaunlich langen Öffnungszeiten. Allerdings benötigten wir diese auch, da alleine das abendliche Anstellen beim dunklen, gespenstischen Grusellabyrinth über eine Stunde beanspruchte. Das lange Warten lohnte sich, erschraken doch unsere Tochter und ich mehrmals so heftig, dass wir laut aufschrien, als uns plötzlich ein lebender Geist erschreckte, der hinter einer Hecke im Rosengarten hervorgesprungen war oder auch, als sich unsere arme Tochter immer fester an mich klammerte und uns erst ein furchterregender Clown, dann der personifizierte Tod in die Enge trieben. „Je suis la mort, je suis la mort!“, rief er und verfolgte uns, so dass uns die leicht aufkommende Panik tatsächlich erst einmal im Labyrinth den falschen Weg nehmen ließ.

Dafür wurden wir mit einer beeindruckenden Pyrotechnikshow belohnt und werden auch aufgrund der Show „Interstice“ im Observatoire, bei der das Publikum mithilfe von Moderatoren die verschwundene Geschichte des kleinen Prinzen wieder herstellen musste, zu Hause gleich noch einmal das so vielschichtige Buch von Saint-Exupéry zur Hand nehmen. „Toutes les grandes personnes ont d’abord été des enfants.“ – „Alle Erwachsenen waren zuerst Kinder.“ möge uns möglichst oft in den unterschiedlichsten Situationen in den Geist kommen. Je vous remercie beaucoup, chère Mme Wrobel de toute la coopération et on reviendra certainement l’année prochaine pour continuer à vivre un rêve d’enfants, pour les adultes aussi…

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