Sognefjord, Seetag, Spielstunden, Schlangestehen, Spüllappenstricken, Swimmingpool

Da unser Schiff zu groß ist und über keine Tenderboote verfügt, konnten wir leider in einem der Lieblingsurlaubsgebiete von Kaiser Wilhelm II. nirgends anlegen, sondern verbrachten einen ganzen Tag in dem absoluten Rekordhalter aller Fjorde, was seine Tiefe betrifft.

So fuhren wir viele Stunden am Tag durch diesen Fjord, der an der tiefsten Stelle um die 1300 Meter tief und in seiner Länge mit über 200 Kilometer nur noch von einem einzigen Fjord in Kanada übertroffen wird. Der Empfehlung des Bordprogramms „Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie heute die atemberaubende Aussicht auf den König der Fjorde, den Sognefjord, konnte ich nur ausgesprochen bedingt folgen.

Da dies der erste Tag unserer Kreuzfahrt war, an dem es immer wieder heftige Regengüsse gab, war das Fußballfeld kaum bespielbar, so dass die Zwillinge auf der Suche nach Alternativen das Tischtennisspielen für sich entdeckten. Sie waren ganz erstaunt, als ich auf ihre Bitte hin, trotz extrem schmerzendem Sprunggelenk, auch beim Tischtennisspielen mitmachte.

Und noch mehr überraschte sie, dass ich mich gar nicht so unsportlich anstellte, öfters im Finale stand und sogar einmal gegen einen recht begabten Vater gewonnen hatte. Einziger Wermutstropfen des noch spätabendlichen Spielens war, dass ich leider nachts wieder oft aus dem Schlaf gerissen wurde, um Unterzucker der Jungs zu beheben aufgrund der ungewöhnlich großen Bewegung nach 22.00 Uhr.

Als wir an einem der Highlights, den Ausläufern eines Gletschers an einem Seitenarm des Sognefjord, im Lustrafjord, vorbeifuhren, vermeldeten just an dieser Stelle, der ich eine Stunde zuvor bereits entgegengefiebert hatte, die Insulinpumpen beider Jungs jeweils einen Okklusionsalarm, was ich so schnell es ging beheben musste, waren wir doch inmitten eines kohlehydratreichen Mittagessens.

So gelang es mir nur noch, wenige Blicke, als wir mit dem Schiff bereits wendeten, auf diesen Gletscher zu erhaschen, aber man kann an der Stelle, welche so bläulich schimmert, ganz gut die dicke Eisschicht erkennen, welche an der dicksten Stelle bis zu 500 Meter tief sein soll. Sehr gut konnte man dagegen bereits lange vor dem Anblick des Gletschers das ganz besondere vom Gletscher geprägte tiefgrüne Fjordwasser bestaunen.

Beim zweiten Highlight dieser Passagenfahrt, der sogenannten Statue von Fridtjof, waren wir erst so lange in der Kuchenholschlange beschäftigt, muss ich mich ja wegen des glutenfreien Kuchens immer auf zwei verschiedene Decks begeben. Als wir schließlich mit zahlreichen Kuchenstücken ausgerüstet waren, verdunkelte sich der Himmel schlagartig dermaßen und es schüttete, dass wir leider die viel gepriesene Statue überhaupt nicht zu Gesicht bekamen.

Dafür wurde uns im Lauf des Tages ein Vortrag des mitreisenden Lektors über den (leider bereits letzten) Hafen Stavanger präsentiert und die Jungs freuten sich sehr, den nautischen Fragestunden mit den Offizieren und dem Kapitän beiwohnen zu können. Zudem gab es sogar die Möglichkeit , am Abend ein Foto mit dem Kapitän – der genau im selben Jahr wie ich geboren worden ist – sowie dem Chef Engineer zu machen. Dies ließen wir uns natürlich nicht entgehen, auch wenn das abermalige Schlangestehen einige Geduld abverlangte.

Nachdem wir gefühlt toujours essen und mit Sicherheit oft durch das permanente Mitschleppen der Waage und den Diabeteslisten, in denen ich für beide Jungs immer alles akribisch eintrage, mehr auffallen als die „Normalofamilie“,begann bereits nach wenigen Tagen auf dem Schiff eine Kellnerin aus Indonesien auf Englisch das Gespräch mit uns.

Nachdem all die Servicekräfte bekannterweise für relativ wenig Lohn sehr hart arbeiten müssen, gebe ich stets allen Mitarbeitern ein ausgesprochen hohes Trinkgeld, bis jetzt immer in Scheinform. Diese eine Mitarbeiterin hatte aber an einem der ersten Tage einen von mir selbstgestrickten Spüllappen am Tisch entdeckt, den ich immer mitschleppe, um, wenn wir auswärts essen und mir der Tisch nicht ganz glutenfrei erscheint, für unseren Zöli noch einmal wischend für eine Kontaminationsfreiheit sorgen zu können.

Und sie war so begeistert von diesem Lappen und gerade auch der fliederfarbenen Kolorierung, von der ich leider nur ein Wollknäuel dabeihatte, dass ich ihr versprach, am Ende der Reise einen solchen Spüllappen in ihrer Lieblingsfarbe zu stricken. Und tatsächlich machte ich mir nach dem Versprechen ein wenige Sorge, dass ich dies zeitlich gar nicht schaffen würde. Am Abschlussabend konnte ich ihr jedoch dann sogar zwei Spüllappen schenken, über die sie sich sehr gefreut hat.

Während bei unserer ersten Kreuzfahrt im Mittelmeerraum der Swimmingpool von morgens bis abends absolut überfüllt war, bemerkte ich schon in den ersten Tagen, dass dieser -recht kleine – Pool auf der AIDA Perla so gut wie immer recht leer ist. Als ich dann mit unserem Jüngeren hineinsteig, wurde mir auch der Grund dafür sehr schnell klar: er war so kalt, dass man es eher unter Eisschwimmen verbuchen konnte, so dass ich, um die Gesundheit der Jungs nicht zu gefährden, alle anderen Tage darauf verzichtete.

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