Als ich mich gerade am späteren Abend mit schlechtem Gewissen, dass ich so einen großen Altpapierstapel zu Stande gebracht habe, zum Altpapiercontainer schlich, entdeckte mich eine der beiden Zupforchesterleiterinnen und rief mir begeistert entgegen: „Halt! Nicht wegwerfen! Die können wir super zum Eisschollenspiel und Zeitungsschlagen gebrauchen.“
Wie schön, dass es auf diese Weise doppelt sinnvoll war, einen großen Pack der Zeitungen, zu deren Lektüre ich in dem alltäglichen Wahnsinn nie komme, auf das Zupforchesterprobenwochenende im Schullandheim Wartaweil am Ammersee mitzunehmen. Weniger leicht ließ sich unser Aufladeproblem der Insulinpumpe lösen. Gehe ich im Regelfall vor jeder kürzeren oder längeren Reise immer minutiös durch, welche Diabetesutensilien ich in welcher Anzahl benötige, brachte mich wahrscheinlich beim übereilten Packen die Besonderheit durcheinander, dass ich nur mit der Hälfte unserer Diakinder unterwegs war, so dass ich offenbar bezüglich des Ladekabels eher den Zuhausegebliebenen Zwilling im Blick hatte.
Meine Ursprungshoffnung, dass das Laden der Insulinpumpe auch mit meinem Handyladegerät funktioniert, zerplatzte leider gleich. In solchen Fällen wird einem einmal mehr vor Augen geführt, von wieviel man bei chronischen Krankheiten abhängig ist und dass es mir tatsächlich seit der ersten Diabetesmanifestation bei unserem Älteren vor fast 9 Jahren nie mehr gelungen ist, auch nru für eine Zeit lang sorglos und unbeschwert zu leben.
So sehr mich beim gestrigen Abendessen noch der übervolle Speisesaal – in Kombination mit dem mir leider gar nicht konvenierendem Abendessen in Form von Hamburgern, immerhin auch in veganer, vegetarischer und glutenfreier Alternative – gestört hatte, so sehr profitierten wir jetzt am Morgen davon. Nach einer sehr schlafarmen Nacht ging ich im Speisesaal von Tisch zu Tisch und fragte nach unserem speziell benötigten Kabel.
Und siehe da – bei der sechsten Tischanfrage, den Damen der A Cappella Company Dachau wurde ich fündig. Und hielt das ersehnte Micro USB-Kabel alsbald in den Händen. Ich hatte gerade voller Heißhunger in meine Käsesemmel gebissen, als sich plötzlich unser Sohn schwallartig übergab.
Glücklicherweise nehme ich stets für den Fall der Fälle eine große Anzahl an Ersatzkleidung mit. Nachdem jedoch die nagelneue Hose des Anreisetages aufgrund eines abendlichen übermütigen Sprunges mehr Loch als Kleidungsstück und nun die zweite frisch gewaschene Hose alles andere als salonfähig war, wurde es mit der Kleidung knapp.
Zudem quälten mich die Sorgen: „Warum musste er sich übergeben? Ist es ein Virus? Dann müssten wir sofort die Heimreise antreten, damit wir ja keinen anstecken. Liegt es am übergroßen Schlafmangel? Oder manifestiert sich nun die nächste Nahrungsmittelunverträglichkeit in Form einer Laktose- und Fruktoseintoleranz, welche bei Zöliakiepatienten um ein Vielfaches häufiger als bei Stoffwechselgesunden auftritt? Oder spiegelt sich darin mein extrem großer Stress der vergangenen Woche wider? Ist er doch ein ausgesprochen feinfühliger kleiner Kerl….“
Nach einer sorgenreichen Ruhephase und viel Kamillentee sowie dem Aufladen der Insulinpumpe auf beruhigende 100 Prozent, erwägte ich gerade die vorzeitige Abreise, als es zaghaft bei uns an der Tür klopfte. „Magst du mit zum Fußballspielen kommen?“ fragte sein um ein Jahr älterer Mandolinenfreund. Und unser Sohn -noch ein wenig blass um die Nasenspitze – sprang von seinem Bett auf und lief nach draußen.
Ich dagegen war den gesamten Tag über sehr besorgt und angespannt. Ansteckend schien er jedenfalls in keiner Weise zu sein, er musst sich kein einziges Mal mehr übergeben und nahm an allen Zupforchesterproben sowie den anschließenden abendlichen Spielen mit großer Freude teil.
Auch als gebürtige Münchnerin, welche bereits als Kind zahlreiche Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung mit ihren Eltern am Wochenende unternommen hat, lerne ich nie aus. Wo gibt es die längste Uferpromenade Deutschlands? An der Nordsee? An der Ostsee?
Grundfalsch. Deutschlands längste Uferpromenade befindet sich inmitten des oberbayerischen Fünfseenlands und führt rund um Herrsching an einem beachtlich langen Stück rund um den Ammersee herum.
Wunderschön gelegen inmitten der Uferpromenade ist das historische Kurparkschlösschen, das Ende des 19. Jahrhunderts erbaut worden und in der Mitte des 20.Jahrhunderts von Herrsching erworben wurde.
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