Eisgenuss, Elterngespräch, ernährungsphysiologische Ermahnungen

Im Folgenden sei aus gegebenem Anlass kurz ein anschauliches Beispiel gegeben, welche kleinen Unterschiede es im Alltag mit Diabetes-und Zöliakiekindern im Gegensatz zu stoffwechselgesunden Kindern gibt:

Es ist 15.00 Uhr eines ganz normalen Schulwerktages. Nach dem von mir gekochten Mittagessen in Form eines akkurat abgewogenen, ernährungsphysiologisch sinnvollem und mit der korrekt berechneten abgegebenem Insulinmenge bedachtem Zucchinirisotto, zahlreichen entgegengenommenen Anrufen, von denen kein einziger mich betraf, sondern immer eines der drei Kinder -dabei ist es bemerkenswert, dass Teenagermädchen offenbar alle große Probleme mit dem Merken der richtigen Uhrzeit haben, so dass es insgesamt 5 (!) Telefonate erforderte, bis man sich sicher war, wann die Firmvorbereitung an diesem Nachmittag exakt beginnt (Dafür hätte auch ein kurzer Blick auf die sich im Wohnzimmer befindliche Pinnwand gereicht…) – und den unentwegten Motivationsversuchen, die Hausaufgaben doch gewissenhaft zu erledigen, vernahm ich ausnahmsweise nicht vom Telefon, sondern von der Haustür ein weiteres Läuten.

Ein Freund unseres Zölis stand vor selbiger und fragte in freudiger Erwartung, ob unser Sohn nicht mit ihm schnell zum Eisessen mitkommen möchte. Zu dieser Zeit hatte ich es endlich geschafft, den Zwillingsbruder zum konzentrierten Arbeiten an dem Spiegelsymmetriearbeitsblatt anzuhalten, das selbstverständlich augenblicklich wieder ruhen musste…

Dabei hatte ich noch während des Kochens ein unvorhergesehenes Elterngespräch mit der Klassleiterin unseren Älteren führen müssen, in dem sie mir seine mangelnde Arbeitshaltung und häufige Unkonzentriertheit der letzten Schulwochen darlegte.

Während bei gesunden Kindern in solchen Situationen das einzige Problem die noch nicht erledigten Hausaufgaben darstellen, ratterten mir sogleich mehrere Gedanken gleichzeitig durch den Kopf.

Unser Älterer war mit unerklärlich hohen Blutzuckerwerten aus der Schule gekommen (am Abend erfuhr ich doch noch den Grund, hatte er leider so viel mit seinen Klassenkameraden im Unterricht geratscht, dass er mit zwei weiteren Freunden statt sich in der Pause zu bewegen in beiden Pausen einen Text abschreiben musste…) und ich hatte ihn gerade wieder in einen akzeptablen Blutzuckerbereich gebracht. Blutzuckertechnisch wäre der Verzehr von Eis alles andere als sinnvoll. Unser Jüngerer hatte noch nie seit der Zöliakiediagnose in einer Gelateria ein Eis alleine bestellt.

Seit seiner Manifestation vor gut einem Jahr mied ich in der Anfangszeit jedes Auswärtsessengehen, soweit es nur irgendwie möglich war.

Hervorragende Blutzuckerwerte und keine Entzündungswerte aufgrund von Glutenkontaminationen bezüglich der Zöliakie sind das Eine, eine möglichst gesunde Psyche der Kinder das Andere.

Und so gewann an diesem Tag die “Unvernunft” und ich erlaubte den Zwillingen trotz der nicht erledigten Hausufgaben, den noch nicht geübten Instrumenten und den diabetologischen und zöliakiemäßigen Unsicherheiten einen Ausflug in die Eisdiele.

Allerdings musste sich der Schulfreund noch etwas gedulden, bis ich den Zettel an den Eisverkäufer (nur zur Sicherheit, unser Sohn formuliert seine Anliegen normalerweise immer bestens alleine) geschrieben, die Jungs an die richtige KH-zahl für jede Kugel Eis erinnert und ihnen zur Sicherheit für einen drohenden Unterzucker noch jeweils ein Tütchen Gummibärchen in die Hosentasche gesteckt hatte.

So wurde dies zwar kein absolut spontaner Eisdielenausflug, aber ich tat mein Bestes, dass die Jungs möglichst viel Normalität in ihrem Alltag erleben, auch wenn es mir aus medizinischer Sicht zuweilen eher schwer fällt, solche Dinge zu erlauben.

Tatsächlich kamen die Jungs ein wenig später mit besten Blutzuckerwerten auf den Insulinpumpen, glutenfreiem Fruchteis im Magen und freudiger Stimmung im Herzen zurück nach Hause.

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