Als ich gegen Stalin im Armdrücken gewann von Fredy Gareis aus dem Malik-Verlag

Genauso ungewöhnlich wie der Titel dieses ganz aktuell im Malik-Verlag erschienen Buches „Als ich gegen Stalin im Armdrücken gewann“ ist die gesamte, wirklich außergewöhnliche knapp viermonatige Reise des 50-jährigen Autors Fredy Gareis verlaufen, welcher im vergangenen Jahr entlang des neuen Eisernen Vorhangs von der Arktis bis zum Bosporus reiste und dies inklusive höchst eindrucksvoller und berührender Begegnungen mit Einheimischen aus Lettland, Sibirien, sowie vielen weiteren Ländern eindrucksvoll berichtet. Dabei war seine Motivation, genau von Norwegen beginnend über Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien sowie Istanbul zu reisen, die „westliche Ignoranz“ zu überwinden und möglichst viel über die genannten osteuropäischen Länder zu erfahren, gerade in einer politisch höchst instabilen Zeit.

Der gesamte Reisebericht ist äußerst spannend und zudem auch sehr persönlich geschrieben. Der Spiegel-Bestseller-Autor hat bereits weitere höchst lesenswerte Bücher wie z.B. „100 Gramm Wodka“ oder auch „Vier Räder, Küche, Bad“ verfasst. Mit dieser spektakulären Reise und dem so lesenswerten Reisebericht ist ihm ein weiteres Meisterstück gelungen, nimmt er die Leserschaft doch so nah in all seine Reiserlebnisse mit, dass man das Gefühl bekommt, man würde ihn auf jeder einzelnen Etappe live begleiten und mit ihm jede einzelne der vielen Fähr-, Autoanhalter-, Zug- oder auch Busfahrten bestreiten. Mit welch großem Engagement und gleichzeitig bescheidenen Mitteln der Abenteurer, Journalist und freier Autor dabei in jedem Land unterwegs war, ist z.B. treffend auf der Seite 25 zusammengefasst, wenn er schreibt. „..mein Abendessen, das aus drei Gängen Müsliriegel besteht…“.

Dieses Werk bietet allen die einmalige Gelegenheit, all die erwähnten Länder in ihren einzelnen so spezifischen Besonderheiten und ihren außergewöhnlichen Menschen sowie deren Geschichte und Kultur intensiv kennen- und verstehen zu lernen, ohne dass sie sich selbst auf das Reisen mitsamt zahlreicher Entbehrungen begeben müssten. Alle dargestellten Gespräche mit der Bevölkerung laden zum Reflektieren ein und es läuft einem kalt den Rücken herunter, wenn im Gespräch mit dem Autor eine junge ehemalige russische Journalistin der BBC z.B. Folgendes über ihr Land sagt (S. 29): „Russland sieht momentan aus wie Deutschland in den Dreißigern. Bewaffnet bis an die Zähne, mythologisch verklärt und voller Propaganda…“

Die auf allen Seiten höchst lebendigen und fesselnden Erzählungen von allen so unterschiedlichen Begegnungen des Autors mit Land und Leuten werden im mittleren Teil des Werkes durch zahlreiche, beeindruckende Fotos bereichert, auf denen man sich höchst anschaulich vergegenwärtigen kann, wie die Reise mit einem norwegischen Postschiff für den Autor begann und diesen unter anderem durch Finnland – übrigens auch die so beeindruckende öffentliche Bibliothek von Helsinki -, Linnhall – an dem ich mit unserem Jüngeren auf der Suche nach dieser brutalistischen Sportanlage in Tallinn erst einmal zweimal aus Versehen vorbeigeradelt bin – , an die historisch so bedeutende Westerplatte bei  Danzig oder aber auch durch Rumänien hindurch führte. Jedes einzelne Kapitel beginnt mit einem prägnanten Zitat von einem der jeweiligen Einheimischen, mit denen sich der Journalist genauso über die jeweilige aktuelle Lage wie familiäre Besonderheiten, Traditionen und Außergewöhnliches unterhielt. Dabei ist der Autor, der in Kasachstan geboren und im deutschen Rüsselsheim aufgewachsen ist, seinem Anspruch, aus nächster Nähe die Menschen zu erleben, welche die sowjetische Besatzung in den verschiedenen Ländern am eigenen Leib erlebten und ihre Gedankenwelt der Leserschaft zu vermitteln bei allen befragten Personen mehr als gerecht geworden.

Und dieses Werk zeichnet sich nicht zuletzt noch durch eine weitere Besonderheit aus, wird doch in diesem immer wieder sehr berührend an den offenbar viel zu frühen Tod von einem seiner besten Freunde gedacht. Ein liebevolleres und würdigeres Andenken an diesen tragischen Krebstod und den dadurch verursachten Verlust der Freundschaft als diesen so mitreißenden Reisebericht, welcher neben den aktuellen Reiseerlebnissen, sehr viel Geschichtliches hervorragend reflektiert und in einen Gesamtzusammenhang stellt, hätte der Autor nicht schreiben können.

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