
Mit Grado verbindet mich in vieler Hinsicht eine große Wehmut, war dies doch unser letzter Familienurlaub mit vier gesunden Kindern. Von einer Erholung konnte man allerdings auch schon damals nicht sprechen, dies hatte ich von unserem Mobilehomeaufenthalt auf einem Campingplatz in Grado mit vier Kindern, von denen die Zwillinge noch nicht einmal ein Jahr alt waren, natürlich auch nicht erwartet. Ich war bereits nach der Autofahrt so erschöpft, wie in keinem anderen Urlaub zuvor, hatte jedoch keine Sekunde zum Verschnaufen im neuen Urlaubsdomizil gefunden, krabbelten doch die Zwillinge munter sofort nach dem Erreichen von Grado erkundungslustig und natürlich stets sehr zielstrebig in zwei unterschiedlichen Richtungen den gesamten Campingplatz ab.

Kurze Zeit später erhielten wir dann die uns schockierende Nachricht der Typ 1 Diabetesmanifestation bei unserem Älteren, so dass wir – im Gegensatz zum Autor in Grado – wieder in München angekommen, alles andere als einen ruhigen Winter durchlebten. Nichtsdestotrotz bin ich von der ersten Seite des ganz aktuell im Molden-Verlag erschienenen Romans „Alle weg – mein Winter an der Adria“ von Stefan Maiwald absolut hingerissen. Das Buch ist in sechs große Kapitel unterteilt, welche alle in chronologischer Folge ab dem Monat September von dem Glück erzählen, den Winter in Grado an der Adria zu verbringen, das sich von völlig anderen Seiten als im Hochsommer zeigt, wenn die Touristen diese massenweise bevölkern. Stefan Maiwald wohnt mit seiner Frau und seien beiden Töchtern ganzjährig in Grado und es gelingt ihm meisterhaft, höchst unterhaltsam von diesem Leben zu berichten und gleichzeitig ganz viel italienisches Lebensgefühl zu versprühen.

Es ist nicht verwunderlich, dass nicht nur seine bereits veröffentlichten Bücher allesamt zu großen Publikumserfolgen avancierten, sondern auch sein Reiseblog auf der Frankfurter Buchmesse zum besten Travel Blog gekürt worden ist, schreibt er doch höchst unterhaltsam und vermittelt dabei gleichzeitig so viel von dem echten Leben der Gradeser, dass man am Ende das Gefühl hat, dass Lele und Pino zu den eigenen Freunden geworden sind und der Gradese Calcio bedeutend wichtiger geworden ist als welcher deutsche Fußballverein auch immer.

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