
Während einige bereits Monate im Voraus auf ihren ersehnten Ruhestand hinfiebern, stellt dieser für den Oberst Bronstein nicht unbedingt ein erfreuliches Ereignis dar. Dieses unsichere und beklemmende Gefühl wird kurz darauf noch intensiviert, als er durch einen Entführungsfall unverkennbar wahrnehmen muss, dass auch drei Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges erschreckend viele Leute von dem nationalsozialistischem Gedankenkonstrukt völlig durchsetzt sind.

Der Autor Andreas Pittler versetzt die Leserschaft mit einem Schlag genau in das zerbombte Nachkriegswien von 1948, das – was mir vor der Lektüre dieses Romans überhaupt nicht so bewusst war – zu dieser Zeit eine in vier Zonen geteilte Hauptstadt hatte. In dem ganz aktuell im Kremayr&Scheriau-Verlag erschienenen Werk lässt der Wiener Autor, der bislang die unglaubliche Zahl von 67 Büchern veröffentlicht hat, die Leserschaft tief in das Nachkriegswien eintauchen, das damals zerrissen war zwischen der großen Herzenswärme und dem berühmten Wiener Schmäh der Bewohner und den großen Schäden und Wunden, welche der jahrelange furchtbare Krieg verursacht hat.

Die gesamte Romanhandlung konzentriert sich auf wenige Tage im Oktober und November des Jahres 1948 und ist so fesselnd geschrieben, dass man das Buch am liebsten überhaupt nicht mehr zur Seite legen würde, bis man nicht nur den Entführungsfall aufgeklärt weiß, sondern auch sonst alles Licht bezüglich der diversen zwielichtigen Gestalten in das Dunkle gebracht worden ist. Allein nach der Lektüre dieses einen Romans von Pittler kann man sehr gut nachvollziehen, warum er im Laufe seines Lebens bereits diverse Ehrungen und sogar den Berufstitel „Professor“ verliehen bekommen hat.

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