Als Studentin träumte ich länger neben meiner Tätigkeit als Nachhilfelehrerin noch als Gelderwerb einen Nebenjob in einer Schokoladenfabrik zu ergattern, bei der ich nach Belieben Schokolade vernaschen könnte. Tatsächlich ergab sich bis heute keine Arbeit mit Schokolade, dafür nun als reines Freizeitvergnügen der Besuch in dem sogenannten „ChocoDromo“ des Schweizer Chocolatier Aeschbach.
Dies ist ein wahres Schokoparadies ganz in der Nähe von Luzern, das an 363 Tagen im Jahr Groß und Klein durch köstliche Schokoladenspezialitäten in allen Formen zum Schwärmen bringt. Neben der höchst attraktiven ChocoBoutique und dem ChocoCafé, das jeden Sonntag mit einem spektakulären Brunch mit süßen und salzigen Köstlichkeiten sowie als Highlight einem Schoggibrunen mit frischen Früchten und hausgemachten Pralinés und Truffes aufwartet, entführt einen die ChocoWelt in köstliche, ferne Welten.
Hier kann man täglich von 10.00 -17.00 Uhr sowohl in die Geschichte der Schokolade als auch in die Herstellungsprozesse der sehr hochwertigen Aeschbachschokolade eintauchen. Die Ausstellungsräume sind ausgesprochen ansprechend und weitläufig gestaltet. An zahlreichen multimedialen Stationen erfährt man alles rund um die Schokolade. Immer wieder ist es faszinierend, sich bewusst zu werden, dass der Kakaofruchtbaum das ganze Jahr über Früchte trägt und dass für die Herstellung einer 100 Gramm Schokoladentafel etwa 50 Kakaobohnen, die im Durchschnitt in einer Kakaofrucht zu finden sind, benötigt werden.
Seinen Geruchssinn konnte man an vielen Aromastationen testen. Nach dem ausgiebigen Schnuppern an den jeweiligen Aromen wie Vanille, Butter, Orangenschalen oder auch Zimt, erhielt man durch das Hochschieben der weißen Hülle jeweils Einsicht in die richtige Lösung.
Die Theorie wird immer wieder von praktischen Anschauungsobjekten durchbrochen, so erlebt man live die so berühmte Schweizer Erfindung des Conchierens. Und sobald auch nur der geringste Appetit auf das so vielseitige Objekt der Begierde aufkommt, hat man die Qual der Wahl zwischen den mannigfachen Degustationsstationen. Das Pappbecherchen, das jede/r am Eingang der Chocowelt erhält, kann beliebig oft mit köstlicher flüssiger Vollmilch- oder Zartbitterschokolade, mit oder ohne diverse Toppings, genossen werden.
Außerdem kann man sich durch weiße, Vollmilch- und Zartbittervariationen, mit unterschiedlichen Füllungen, oder auch pur, nach Herzenslust durchprobieren. Und es gibt sogar Schokolade auf Knopfdruck, wenn man auf die Nase des Goldesels drückt. Die Schokoladengoldtaler schmecken genauso köstlich wie alle anderen Schokoladen in den verschiedenen Aggregatszuständen.
Eine sehr freundliche und kompetente Mitarbeiterin eilte zudem auf meine Frage nach der Glutenfreiheit der Schokoladen sofort mit einer ausführlichen Allergenliste in der Hand zu mir. Hier ist die für jeden Zöliakiepatienten sehr erfreuliche Nachricht, dass alle Schokoladen von weiß über Vollmilch bis zu der dunklen Variante durch absolute Glutenfreiheit brillieren. Einzig bei dem Selbstkreieren der Schokoladentafeln gibt es einige Toppings, wie z.B. Cornflakes, auf die man verzichten muss, was bei der großen Auswahl jedoch überhaupt kein Problem darstellt.
Ein ganz besonderes Highlight ist zudem das Angebot der Kreation seiner ganz persönlichen Lieblingsschokolade. Auch wenn ich leider meinen Wunsch „Bonne année“ in die Tafel einzuritzen, nicht realisieren konnte – die Kompensation durch das Schreiben der Buchstaben mit zerbröselten getrockneten Himbeeren sowie Mandelsplittern war leider auch nicht wirklich erfolgreich -, war es ein ganz besonderes Erlebnis zu sehen, in welcher Kürze der Zeit aus dem braunen, flüssigen Gold eine 200 Gramm schwere, süße Köstlichkeit in fester Form entstand.
Nachdem eine der Mitarbeiterinnen, stilecht jeweils mit einer weißen Haubenmütze bekleidet, die gewünschte Schokoladen in flüssiger Form in die jeweilige Plastikform gegossen hatte, konnte man nach Herzenslust seine persönliche Schokolade mit getrockneten Früchten, Mandeln, Nüssen, Kokosraspeln, Smarties oder vielen anderen Toppings verzieren.
Nach vollendeter Arbeit wurden die individuell kreierten Schokoladentafeln auf einem Fließband innerhalb 5 Minuten heruntergekühlt, ehe man sie in fester, verzehrfertiger Form vom Fließband entgegengleitend in Empfang nehmen konnte.
Jedes einzelne Kunstwerk ist dabei selbstverständlich zu schön, um gleich verzehrt zu werden. Dies ist auch wirklich nicht vonnöten, wenn man sich wunderbar noch einmal an einer oder mehreren der zahlreichen Degustationsstationen bedienen kann. Für alle Fußschmerzgeplagten wie mich oder auch für alle, welche die Schokoladenköstlichkeiten im Sitzen genießen möchten, gibt es verteilt über die gesamte Schokowelt zahlreiche Sitzmöglichkeiten.
Sehr lobenswert ist zudem das Energiekonzept dieses ganz besonderen Schweizer Schokoladenherstellers, der nicht nur für seinen Betriebssitz einen optimalen Standort ausgewählt hat, der direkt neben der S-bahnstation Root gelegen ist und von dem man innerhalb 10 Minuten im Stadtzentrum von Luzern ist, sondern der es auch schafft trotz großer benötigter Energiemengen aufgrund des ständigen Wechselspiels zwischen dem Erwärmen und dem Kühlen der Schokolade auf fossile Energieträger komplett zu verzichten. So wird das Gebäude mit Grundwasser gekühlt und die Abwärme der Klimaanlage dient zu Heizzwecken. Wir werden mit Sicherheit möglichst bald wieder Aeschbach Schokolade genießen und uns bis dahin genauso begeistert an diesen so besonderen Chocolatier erinnern wie eine liebe Freundin, welche vor 10 Jahren dort war und noch immer von der wunderbaren Werksführung und der herrlichen Schokolade schwärmt.
Nach diesem sagenhaften Schwelgen in allen Variationen dieser so qualitativ hochwertigen Schokolade sollte noch ein ganz besonderes Bergerlebnis diesen Tag abrunden. Hatte uns bereits seit dem frühen Morgen ein sehr konstanter, unauflöslicher Nebel hartnäckig begleitet, wandelte sich dieses Negativum während einer Fahrt mit der Bürgenstock-Bahn zu einem unvorhergesehenen Faszinosum.
Auch wenn die Fahrt mit der Zahnradbahn bei mir für einen nahtlosen Übergang von der Schnappatmung aufgrund der exorbitant hohen Beförderungspreise für solch eine kurze Strecke bis zum Herzrasen aufgrund der Steilheit der Schienenführung sorgte, wurden wir mit atemberaubenden Ausblicken belohnt. Bereits bei der Bergfahrt hatten wir das Gefühl über den Wolken zu schweben.
Auf dem Plateau des Bürgenstocks erwarteten uns statt der Ausblick auf den Vierwaldstättersees ein dichter Teppich aus unzähligen weißen Wattewölkchen, welche den Blick auf die dahinterliegenden, schneebedeckten Schweizer Berggipfel freigaben – ein unbeschreiblicher Anblick, und das alles gekrönt von der langsam untergehenden Sonne.
Der Faszination des Bürgenstocks – vielleicht auch ohne Nebelschwaden – sind übrigens auch bereits so bekannte Persönlichkeiten wie Audrey Hepburn, die auf dem Bürgenstock heiratete oder Sophia Loren, die sogar eine Zeitlang dort ihr Domizil hatte, erlegen. Wir begnügten uns dagegen mit einem etwas über 30-minütigen Aufenthalt, bis wir die Zahnradbahn wieder nach unten nahmen, welche uns zur der mittlerweile in tiefe Dunkelheit getauchte Schiffsanlegestelle “Kehrsiten Bürgenstock” zurückbrachte, von der aus der Katamaran nach einer weiteren halben Stunde den Hafen von Luzern erreichte.
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