Smetana, Schwerhörigkeit, Staunen, Spezialitäten-konzert, Stromschnellen, Schiefflöte

Seit über 10 Jahren habe ich an drei Samstagen und einem Sonntag im Jahr mit unseren Kindern – früher mit den beiden Töchtern, nun meistens nur noch mit den Zwillingssöhnen – immer um 14.00 Uhr einen festen Termin, den wir so gut wie noch nie versäumt haben. Liebe Eva, dank deiner Empfehlung durften wir damals die vom Bayerischen Rundfunk angebotenen „Klassik zum Staunen“-konzerte erleben, welche in den Jahren vor der Coronapandemie noch in den unterschiedlichsten Veranstaltungsorten wie dem Prinzregenten-, dem Cuvilliéstheater oder aber auch im Zirkus Krone stattfanden.

Nun werden sie (fast) ausschließlich in regelmäßigen Abständen im Funkhaus in der Nähe der Hackerbrücke angeboten. Ein Abonnement bietet dabei nicht nur einen kleinen Preisvorteil bei den ohnehin ausgesprochen günstigen Familienkonzerten, sondern ermöglicht zudem die kostenlose Benutzung aller öffentlichen Verkehrsmittel an dem Tag des Konzerts bereits drei Stunden vor dessen Beginn.

„Das ist ja der von KiKA“, konstatierte unser Jüngerer sofort beim Betreten des Saals im Funkhaus, als der bekannte Juri Tetzlaff gerade begonnen hatte, das Publikum in das erste Klassik zum Staunen-konzert 2024/25 einzuführen. Anlässlich des 200. Geburtstags des begnadeten tschechischen Komponisten verfasste Markus Vanhoefer das Manuskript für diese ganz besondere Ehrenveranstaltung „Böhmische Spezialitäten – eine klingende Geburtstagstorte für Bedřich Smetana“.

Und Feierstimmung sowie gute Laune kamen noch vor dem Bühnenbetreten des bayerischen Rundfunkorchesters auf, als der KiKA-Moderator der ersten Stunde in seiner Rolle als Koch František in einem köstlichen Deutsch mit tschechischem Einschlag den kleinen und großen Zuhörern erklärte, dass er der Chefkoch in dem Wirtshaus „Powidltascherl“, das sich in Smetanas Geburtsort Leitomischl befände, sei.

In einer durchwegs gelungenen Mischung aus Text und dazu hervorragend passenden Musikbeispielen wurde das Publikum eine gute Stunde lang in das Böhmen von vor 200 Jahren entführt, in dem es weder Autos noch Handys und selbst noch keinen elektrischen Strom, dafür jedoch einen beeindruckenden Komponisten gab, der bereits als kleines Kind großartige Musik komponierte. Dank der vorigen Erzählungen konnten sich alle beim Erklingen der verschiedenen Stücke aus dem so berühmten „Mein Vaterland“ ganz genau vorstellen, wann bei der Musik die „Waldjagd“ ertönt, die „Bauernhochzeit“ gefeiert wird oder auch sich das Schiff durch die „St. – Johann- Stromschnellen“ kämpft. Und auch einige Stücke aus Smetanas Oper „Die verkaufte Braut“ begeisterten das Publikum, das immer wieder ebenfalls gekonnt zum Mitmachen animiert wurde.

Als die Querflöte erklungen war und sich der Moderator bei den kleinen Zuhörern nach dem Namen dieses Instruments erkundigte, reagierte dieser spontan und ausgesprochen charmant auf die Antwort eines kleinen, blonden Jungens, der dieses Instrument als „Schiefflöte“ bezeichnete. Die „Klassik zum Staunen“ -Konzertreihe bietet gerade auch für jüngere Kinder mit einer etwa einstündigen Dauer genau die richtige Länge, um in einem konzentrierten Hörgenuss zu bleiben.

Und auch die (Groß)eltern kehrten so beschwingt von diesem Familienkonzert zurück, dass sich mit Sicherheit nicht nur an diesem Wochenende noch viele unter ihnen ein weiteres Mal (und immer wieder) mit der wunderbaren Musik dieses tschechischen, so begnadeten Komponisten beschäftigen werden. Tragisch, aber umso beeindruckender ist übrigens sein Schicksal, welches ich bis jetzt immer nur mit Beethoven verbunden hatte: Smetanas Schwerhörigkeit und ein ausgeprägter Tinnitus entwickelten sich ab seinem 50. Lebensjahr rasch zur vollkommenen Taubheit. Diese hielt ihn allerdings keineswegs davon ab, weiter grandios zu komponieren. Alle Interessierten können übrigens am 1.11.2024 um 17.05 Uhr die Sendung des Konzertmitschnitts im Radio auf BR-Klassik erleben, welche anschließend ebenso im Internet und ab Januar 2025 zudem als Konzertfilm abrufbar sein wird. Das nächste „Klassik zum Staunen“-Konzert trägt den passenden Titel „Morgen, Kinder, wird’s was geben“ und findet am Sonntag, den 15.12. um 14.00 bzw. 16.00 Uhr statt.

Beitrag veröffentlicht

von

Schlagwörter:

Weitere Beiträge

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert