Disneyland, Dosenkontrolle, Dschungel, Dudelmusik, Dancemusical, Disneyparade, Drohnenshow, Dauerschmerzen

Nach einer sehr schlafarmen und viel zu kurzen Nacht nahmen wir das Frühstück bereits eine ganze Stunde früher als sonst ein. Ich wäre ja offen gestanden wesentlich lieber deutlich später aufgebrochen, aber da wurde ich mit 7:1 Stimme deutlich überstimmt…

Geduld muss man jedoch für eine Fahrt in Europas größten Freizeitpark, dem Eurodisneyland Paris, auf alle Fälle mitbringen. So benötigten wir von unserem Hotel, das immerhin schon im östlichen Teil von Paris, im 12. arrondissement, liegt bis zum östlich von Paris gelegenen Marne-la Vallée und der langen Warte- bzw. Bearbeitungszeit an der Kasse geschlagene 2,5 Stunden.

Dafür erhob sich gleich nach dem Eintritt in diese ganz andere Welt quasi aus dem Nichts eine traumhafte Disneykulisse, von überall wurden wir von dieser typischen Dudelmusik eingelullt und nach anfänglichen Regengüssen blieben wir erst einmal trocken.

Ich war peinlicherweise die Einzige, die die bei der obligatorischen Taschenkontrolle Diverses aus dem Rucksack und dem schweren Leinensackerl auf das Förderband einzeln legen musste, fielen offenbar die zahlreichen Edelstahldosen mit Proviant sowie unsere drei Reisebestecksets mit Gabel, Messer und Löffel negativ auf.

Nach eindringlicher Inspektion des Wachpersonals wurde uns jedoch wieder alles ausgehändigt. Für mich sind ja all diese Freizeitparks, ob groß, ob klein, nicht wirklich ein Sehnsuchtsort. Und als ich gegen 13.30 Uhr von einem Disneylandmitarbeiter erfuhr, dass der Park sogar – horribile dictu – bis um 23.00 Uhr geöffnet ist und es erst anschließend das Feuerwerk und die Drohnenshow zu bestaunen gibt, stieg leichte Panik in mir hoch.

Noch knappe 10 Stunden in diesem Park rumlaufen? Mit immer noch stärker werdenden Fußschmerzen und der Perspektive auf vollkommen übermüdete Kinder…Alle anderen unseren lustigen Reisetruppe empfanden dies selbstverständlich glücklicherweise anderes und liebe Alex, liebe Manu, ihr seid wirklich die Allerbesten! Unsere Jungs fanden ja jeden Freizeitparkbesuch mit mir wesentlich langweiliger, fahre ich doch so gut wie kein Fahrgeschäft mit. Dagegen würden sie ja gleich am liebsten morgen wieder mit dir, lieber Manu, die wildesten Achterbahnen fahren.

Wobei ich wirklich nicht nachvollziehen kann, dass unserer Jüngerer im TGV entgegen der Fahrtrichtung sitzend sich so oft übergeben musste, dass ich gar nicht mit dem Kleidungswechsel hinterherkam, während er ohne mit der Wimper zu zucken nun in dermaßen professioneller Begleitung die wildesten Achterbahnen mit Überschlag gefahren ist..

Und liebe Alex, auch wenn ich dir das Ohr halb taub geschrien habe: eine bessere Chauffeuse als dich gibt es bei den tollen Stinkeautos definitiv nicht! Die ersten Fahrgeschäfte, welche wir gemeinsam fuhren, waren glücklicherweise recht harmlos, die anderen würden wohl eher sagen stinklangweilig.

Beim ersten Fahrgeschäft, das sich als Oberthema dem Fluch der Karibik verschrieben hatte, verstand der Mitarbeiter zunächst meine bange Frage, wie lange man denn mit dem Boot unterwegs sei und abwärts fahre, gar nicht, bis er lächelnd erwiderte: „Madame, c’est une balade en bateau. Et puis, c’est comme sur un toboggan.“

Ich stellte mir dabei eine ganz besonders steile Rutsche vor und mein ganzer Körper wurde bereits mit Adrenalin und Cortisol geflutet, als wir das erste Mal ein Stück aufwärts mit dem Boot gezogen wurden, um dann tatsächlich nur die angegebenen 2 Sekunden abwärts zu fahren. So entsprach die Altersempfehlung der Eignung auch für Vorschulkinder wirklich der Wahrheit, auch wenn ich mich zu Beginn geängstigt hatte, dass schwangere Frauen damit nicht fahren dürfen und dabei falsche Rückschlüsse auf die vermeintliche Geschwindigkeit gezogen hatte.

All die schnelleren Fahrgeschäfte, gar die Achterbahnen über Kopf, überließ ich selbstverständlich allen Fahrbegeisterten und nutzte die Zeit, eine médiation für eine Französischschulaufgabe in zwei Wochen zu entwerfen.

Das Disneyland ist in verschiedene “Länder” unterteilt, teilweise schaut es sogar ein klein wenig wie im Dschungel aus.

Im Disneyland werden deutlich weniger Shows als im Europapark Rust angeboten, so dass wir uns die halbstündige Tanzshow vom König der Löwen nicht entgehen lassen durften, auch wenn wir dafür doppelt so lange Zeit in der Warteschlange verbringen mussten als wie wir dem anschließenden Spektakel beiwohnen durften.

Dieses stach durch eine qualitativ hochwertige und live gesungene musikalische Präsentation hervor. Und es war uns sogar gelungen, Plätze in der ersten Reihe zu ergattern. Unser Jüngerer war ganz begeistert, als der König der Löwen beim tosenden Schlussapplaus sogar das Victoryzeichen unseres Jüngeren erwiderte.

Nach der Show eilten wir gleich zum nächsten Erlebnis, der täglichen Disneyparade, bei der man jeden Tag am frühen Abend alle Disneyfiguren auf Wägen und einige im Zug laufend bewundern kann.

Sehr geärgert dagegen habe ich mich am Abend, als wir endlich einen geöffneten Eisstand entdeckt hatten und ich nur schon einmal an der Kasse fragen wollte, ob es auch glutenfreies Eis gibt, um unseren Zöli nach einer langen Wartezeit in der Schlange die Enttäuschung zu ersparen, sollte es nichts Glutenfreies geben.

Als ich gerade meine Frage beendet hatte, keifte mich ein mittelalter, völlig überfressener, ungepflegter Familienvater in einem fast unverständlichem und grammatikalisch völlig unkorrektem Englisch an. Er wechselte anschließend sofort in seine deutsche Muttersprache über und beschimpfte mich unflätig, dass ich mich ja nur vordrängen wollte.

Wie sehr wünschte ich ihm in diesem Moment ebenfalls zwei Typ 1-Diabetikerkinder und einen davon mit Zöliakie. Nichts liegt mir ferner, als mich irgendwo vorzudrängen oder mir ungerechtfertigterweise irgendeinen Vorteil zu verschaffen. Umso unverschämter empfand ich seine perfiden Unterstellungen, setzt es mich sowieso schon kontinuierlich unter Druck, ständig – Tag und Nacht- beide Blutzuckerverläufe und eine Kontaminationsfreiheit bezüglich Gluten im Blick zu haben…

Ich fühlte mich gegenüber unserem Zöli – wie so oft – schlecht, als ich unserem Älteren für stolze 7 Euro und geschätzte 60 KH eine Rieseneiswaffel spendieren konnte, während sich unser Zöli mit dem einzig verfügbaren glutenfreiem und sieben Mal so kleinen (dafür fast genauso teuren) Eis von Ben & Jerrys begnügen musste. Wie gerne würde ich unbeschwert einfach den Kindern so viel Eis und alles andere kaufen dürfen, ohne ständige Insulinberechnungen und Zöliakiegedanken. Hervorragend, dass wenigstens alle Fahrgeschäfte glutenfrei sind…Und unser zu Beginn des Besuchs vom Sicherheitspersonal moniertes Reisebesteck kam auf diese Weise immerhin beim Eisverzehr auch noch zu seinem Einsatz…

Als gegen 22.00 Uhr das Stechen eines neuen Blutzuckersensors bei unserem Jüngeren anstand, war ich sehr gerührt, dass uns alle von unserer Reisetruppe begleiteten, so dass unser Sohn nicht das Gefühl haben musste, in dieser Zeit irgendetwas zu verpassen.

Während des Stechens fiel mir auf, dass die aktuelle Blutzuckersensordekade witzigerweise mit dem Stechen des selbigen am späten Abend nach dem Besuch in Europas zweitgrößtem Freizeitpark, dem Europapark Rust, begonnen hatte und nun just an den Tag endete, an dem wir in Europas größtem Freizeitpark in Paris verweilten.

Und auch wenn es die nächsten 30 oder 40 Dekaden der Blutzuckersensoren weder zu Beginn noch in der Mitte oder auch am Ende auch nur einen einzigen Freizeitparkbesuch geben wird, war der Besuch – gerade für die Kinder – ein hoffentlich unvergessliches Erlebnis.

Besonders auch in der Reisekombination mit euch, ihr weiteren fünf Lieben! Und noch einmal vielmals Entschuldigung, liebe Alex, für die von uns verursachte Aufregung. Gerade, als ich unserem Jüngeren den neuen Sensor stach, stellte unser Älterer fest: „Mama, ich habe so Durst.“ „Kein Problem, nimm dir eine Wasserflasche aus dem schwarzen Rucksack.“ Ja, wo war er nur plötzlich der schwarze Rucksack?

Da fiel mir mit Schrecken ein, dass ich so fixiert darauf gewesen war, eine geeignete beleuchtete Stelle zum Sensorstechen zu finden, dass ich den zweiten Rucksack, den eigentlich auch einer der Zwillinge hätte tragen müssen, in der Dunkelheit auf der Wiese hinter einer Balustrade im Dunklen beim letzten Fahrgeschäft vergessen hatte.

„Sie haben schon alles abgesperrt und bereits die Polizei alarmiert“, kam Alex kurze Zeit später keuchend zurück. „Ich musste genau sagen, was in dem Rucksack drin ist. Ich konnte nur vermuten, viele Essensboxen.“ Ja, genau richtig, aber es war mir wirklich sehr unangenehm, dass unseretwegen noch so große Aufregung am späten Abend in den Teil des Adventurelands gebracht worden ist.

Dank der lieben Alex, welche uns so rasch im Eilschritt trotz ebenfalls sehr müder Beine den vergessenen schwarzen Rucksack wieder besorgte, musste nicht der ganze Europapark gesperrt werden und wir konnten noch kurz vor der Parkschließung das Spektakel der zehnminütigen Drohnenshow und des anschließenden 20-minütigen Feuerwerks genießen.

Auch wenn mich die am Hauptplatz versammelten Menschenmassen stressten und ich das Feuerwerk bis kurz vor 23.30 Uhr als deutlich zu lang empfand, stellte gerade auch die Drohnenshow ein beeindruckendes Spektakel dar. Leider brachten wir danach auch noch etwas Unruhe in unsere Reisetruppe rein, als wir offenbar deutlich weiter weg vom Ausgang als die anderen gewesen waren und mit “rechts, links”-Standortbeschreibungen alle verwirrten.

Wie durch ein Wunder trafen wir uns jedoch inmitten all der Menschenmassen direkt beim Eingang der RER und traten übermüdet, aber sehr zufrieden den Heimweg an. Unser armer Jüngerer war vor lauter Müdigkeit zu meinem großen Schrecken noch die halbe RER-treppe runter zum Gleis gestolpert, der Ältere war so erschöpft, dass er schließlich auf meinem Schoß eingeschlafen war. Weit nach 1.00 Uhr nachts konnten sich die Jungs dann einigen wenigen Stunden Schlaf hingeben, bevor wir die Zugreise bei diesem Mal nur einem Umstieg in Stuttgart antraten.

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