Bateaux-mouches, Brückendurchfahrten, Bettdeckenmangel, Blut, Bartholdystatue, Blumenpracht, Berufsverkehr

In der heutigen Nacht dominierte ausnahmsweise nicht das Blutzuckermanagement, sondern ein chronischer Bettdeckenmangel, warf doch unser Jüngerer im Halbschlaf immer wieder seine Decke zu Boden und wärmte sich anschließend mit der entrissenen Decke seines Bruders.

Da dieser sowieso immer wieder in den letzten Tagen heiser war und/oder über Halsweh klagte, deckte ich ihn stets aufs Neue besorgt mit der auf den Boden geworfenen Decke zu, bis sein Bruder im Schlaf kurze Zeit später abermals die Decke zu Boden beförderte, quasi ein Perpetuum mobile…

Leider zeigt sich das Wetter in Paris diese Woche sehr durchwachsen. Während wir am vergangenen Tag kaum von Regengüssen inkommodiert waren, regnete es heute Vormittag erst einmal so stark und ausgiebig, dass die von uns so geliebten Batobus – eine Art von „Hop on, Hop of-Schiffen“ – aufgrund der „grande crue“, dem stark übergetretenen Wasser auf die Seineufer – den Fahrbetrieb eingestellt hatten.

So frühstückten wir erst einmal ausgiebig und freuten uns, dass der Frühstücksraum im Meininger anders als in den vergangenen Sommerferien nicht völlig überbelegt ist, so dass ein kontaminationsfreies Frühstück deutlich einfacher gelingt. Den dortigen Kaffee schätze ich nicht wirklich, hervorragend dort schmecken jedoch die typische französische salzige Butter, der Frischkäse und selbstverständlich die croissants und pains au chocolat.

Genauso trübe wie der dauerverhangene, tiefgraue vormittägliche Himmel trübte sich auch nach dem Frühstück die Stimmung in unserer Kleinfamilie extrem ein. Wie so oft war der Auslöser des Zwists, der schließlich in lange Grundsatzdiskussionen mündete à la: „Immer glaubst du nur meinem Bruder, etc.“, eine absolute Banalität, nämlich die Unauffindbarkeit einer glutenfreien Semmel. Grundproblem war jedoch wohl eher die große Übermüdung bei beiden Jungs, gelingt es mir nicht, diese rechtzeitig ins Bett zu bringen bei so reizvollen Attraktionen wie z.B. dem abendlichen Lichtspektakel beim Eifelturm.

Zumal ich ja noch immer nach der Ankunft im Hotel die Katheter der Insulinpumpen und gegebenfalls die Blutzuckersensoren neu stechen muss, Pflasterreste gründlich bei beiden entferne und einiges mehr. Dank des Regens noch schwerer bepackt als sonst, mussten auch an diesem Tag noch drei Regenschirme in den Rucksäcken Platz finden, machten wir uns auf den Weg zum Louvre.

So schade, dass aufgrund der Überschwemmungen den ganzen Tag kein einziger batobus fuhr, ist die Fahrt auf der Seine doch damit immer ein ganz besonderes Erlebnis. Und wären dadurch wahrscheinlich meine Fußschmerzen etwas reduziert gewesen.

Immerhin hatten wir auf diese Weise das Erlebnis, vom Louvre durch den jardin des tuileries mit seiner herrlichen Blumenpracht über die Champs-Elysées bis zum arc de triomphe zu gehen.

Und die Jungs profitierten von den diversen (Sport)geschäften direkt an den Champs-Elysées. So statteten sie auch dem Flagshipstore von Paris Saint Germain einen Besuch ab.

Gekauft haben wir nirgendswo etwas, abgesehen von dem PSG-laden, der uns mit einem rein glutenfreien, biologischen und veganen Essensangebot am Ende des Geschäfts in einem kleinen Bistrot beeindruckt hat.

Die Preise waren zwar exorbitant teuer, aber die Jungs freuten sich sehr über den Kauf von veganen und glutenfreien Zimtschnecken, die wirklich köstlich schmeckten, auch wenn sie mit 5 Euro das Stück alles andere als ein preiswertes Vergnügen darstellten.

Da gerade unser Älterer alle Schiffe und Wasser über alles liebt und auch alle anderen von unserer Gruppe der Idee einer Bootsfahrt auf der Seine nicht abgeneigt waren, steuerten wir die mit Sicherheit bekanntesten Pariser Ausflugsboote an, die Bateaux-mouches.

Diese konnten innerhalb einer knappen Stunde die Seine immerhin in der einen Richtung bis kurz vor Notre Dame, in der anderen Richtung bis zur Freiheitsstatue befahren. Ja, auch wenn ich chronisch übermüdet bin, habe ich mich hierbei nicht verschrieben. Die von dem französischen Künstler erschaffene Freiheitsstatue ist bei weitem nicht nur in New York und seinem Heimatort Colmar zu finden. Eine weitere Kopie des bekannten Künstlers Bartholdy ist ein wenig nach dem Eiffelturm in Richtung des imposanten Gebäudes von Radio France zu bestaunen. Und allein in Paris gibt es ganze fünf Kopien der Freiheitsstaue.

Da wir selten einen Tag ohne Verletzungen haben, zeigte mir am heutigen Tag unser Jüngerer, gerade als ich mit den Tücken des Onlinetickets für die Bootsfahrt zu kämpfen hatte, seinen blutverschmierten Finger, welchen er sich beim Spielen an einem Ast aufgerissen hatte.

Ganz vielen Dank, liebe Alex, an dieser Stelle nicht nur für deine so stetige und kompetente Hilfe in allen technischen Belangen, sondern auch in der rundum medizinischen Versorgung, an diesem Tag in Form eines Pflasters.

Der Wasserstand der Seine war auch am späten Nachmittag so hoch, dass die Sitzreihen auf dem oberen Deck gesperrt waren, hätte man sich doch wohl ansonsten bei jeder der zahlreichen Brückendurchfahrten sehr heftig den Kopf gestoßen. Das Wasser war so hochgestiegen, dass bei vielen Brückendurchfahrten nur noch wenige Zentimeter die höchste Stelle des Schiffes von der Brückendecke trennten.

Immer wieder bedrückend ist der große innerstädtische Verkehr. Spürt man zu gewissen Zeiten auch in den métro-Linien die Rushhour mit gnadenlos überfüllten U-Bahnen, befindet sich auf den großen périphériques rund um Paris quasi ein Dauerberufsverkehr.

So stehen die Autos direkt an der Ausfallsstraße bei unserem Hotel Meininger quasi Tag und Nacht im Berufsverkehr und das Navi hatte mir am Vormittag angegeben, dass der Weg von unserem Hotel zum Louvre mit dem Auto dreimal so lange dauern würde wie mit der halbstündigen Fahrt mit der métro.

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