Fastenfinale, Fazit, Frieren, Figurveränderung

Montag, Dienstag und Mittwoch des Heilfastens, Tage 10, 11+12:

An dem Montag fiel mir das Unterrichten relativ schwer, zumal mir zwischendurch immer wieder leicht schummrig wurde. Gegen Mittag fühlte ich mich dann besser. Selbstverständlich wäre es wesentlich einfacher, das Heilfasten in eine Urlaubsphase zu legen, aber dieses Jahr habe ich keinen anderen dafür geeigneten Zeitpunkt gefunden. Glücklicherweise habe ich dennoch das Fasten konsequent durchgezogen, hatte allerdings leider überhaupt keine Zeit für all die „Fastenaccessoires“ wie z.B. den vielgerühmten täglichen Leberwickel oder auch Trockenbürstenmassagen.

Das einzige fastenmäßige Beiwerk, das mir immerhin einmal innerhalb des Heilfastens gelang, war ein basisches Bad, dem man nachsagt, dass es bei der Ausleitung der Giftstoffe hilft. Allerdings war das Baden alles andere als eine Wonne. Hatte ich nicht nur sehr übermüdet zu später Stunde, nachdem ich die Zwillinge ins Bett und den Unterricht für den nächsten Tag vorbereit hatte, mit dem Baden begonnen, sondern währte das Wannenvergnügen auch nur sehr kurz. Gerade, als ich die erste Süddeutsche aufgeschlagen hatte – da ich selten zum Zeitunglesen komme, schmökere ich regelmäßig in ein bis zwei Wochen alten Ausgaben – vermeldete die Insulinpumpe des Älteren einen Unterzuckeralarm. Triefnass entstieg ich sofort wieder dem Basenbad, um ein Stockwerk nach oben zu eilen und ihm Traubenzucker zu geben, bevor ich fröstelnd einen zweiten Versuch wagte.

Die Lektüre des politischen Teils hatte ich gerade beendet, als es abermals einen Pumpenalarm gab. Frustriert und genervt, stieg ich wieder aus der Wanne, noch mit Shampoo in den Haaren, behob dieses Mal einen Unterzucker beim Jüngeren, bevor ich nur noch schnell das Shampoo aus den Haaren wusch, aber dem Basenbad keinen dritten Anlauf mehr gewähren wollte…

Eines der wenigen Fastenhelferlein, welche ich regelmäßig benutzt habe, war der sogenannte Zungenschaber, der während der Fastenphase gut geeignet ist, Beläge auf der Zunge zu entfernen, um die Entgiftung des Körpers zu unterstützen – und das mit nur einem minimalen Zeitaufwand.

Grundsätzlich finde ich es bei einer Heilfastenkur immer schwierig, das Ende selbiger festzusetzen. Dieses Jahr fühlte ich mich diesbezüglich ein wenig wie an dem Tag vor der Entbindung unserer Zwillingssöhne. Wie gerne hätte ich ihnen selbst die Entscheidung überlassen, sich auf den Weg zu machen. Aber da die beiden in Beckenend- und Querlage lagen und ich dennoch unbedingt vaginal – und ohne PDA – entbinden wollte, musste ich zu Beginn der 38. Schwangerschaftswoche den Kompromiss eingehen und einer Einleitung zustimmen, obwohl ich noch nicht das geringste Anzeichen einer einzigen Wehe hatte…

Und so fiel es mir auch bezüglich des Essenseinstiegs schwer, den richtigen Zeitpunkt zu bestimmen. Anders als bei meiner letzten Heilfastenkur, wo ich den eklatanten Fehler begangen hatte (sparsam wie ich bin), das Gemüse, aus dem ich die Fastenbrühe gekocht hatte, zu pürieren (offenbar nicht fein genug), so dass ich oft stundenlang unerträglichen Hunger hatte, da aufgrund des verzehrten Gemüses mit den Feststoffen mein Darm immer noch etwas zu tun hatte, hatte ich mich in diesem Jahr -auch aus Zeitnot – dazu entschieden, ganz auf die Gemüsebrühe zu verzichten und ausschließlich neben dem Wasser und Tee ein Glas Gemüsesaft am Mittag zu verzehren.

Da ich öfters selbst dazu nicht kam, waren die letzten 12 Heilfastentage überraschend preiswert, hatte ich in diesen doch gerade mal 4 Flaschen der gekauften Gemüsesäfte aufgebraucht. Übrigens ist es empfehlenswert, diese Gemüsesäfte nicht zu trinken, sondern mit einem Esslöffel langsam zu sich zu nehmen.

Aufgrund eines angeborenen kleinen Herzfehlers gehe ich einmal im Jahr zu einer kardiologischen Untersuchung, welche just an dem Tag stattfand, an dem ich lange unterrichtete, den Kindern rasch ein Mittagessen zubereitete, die Hausaufgaben kontrollierte und mit dem Jüngeren Mandoline übte, bevor ich zur Kardiologin hetzte. Schon beim Eintreten in die Praxis kündigte ich an, leider wenig Zeit zu haben, da ich am Abend noch meine Erwachsenen in Französisch unterrichte. Tatsächlich wurde ich auch nach ungefähr 15- minütiger Wartezeit für das EKG aufgerufen, das dieses Mal etwas anders verlief. Während man normalerweise während der Aufzeichnung still daliegen soll, versuchte dieses Mal die schon etwas ältere Arzthelferin alle ihr wichtigen Informationen bezüglich einer Verbesserung ihrer Französischkenntnisse innerhalb kürzester Zeit aus mir zu saugen.

So legte ich ihr bestimmte Buchtitel aus meinem Lieblingsverlag zum Wiederholen der französischen Grammatik und des Wortschatzes ans Herz und empfahl ihr mehrere Monate als Granny Aupair direkt bei einer Familie in Frankreich zu verbringen. Sie war begeistert, ich weniger, als ich meinen Blutdruck von 119/86 bemerkte, ist mein diastolischer Wert doch meistens unter 80. Dafür hielt sich mein Puls lehrbuchmäßig an die Zeilen in meinem Fastenbuch, das von einer kontinuierlichen Senkung der Pulsfrequenz während des Fastens spricht. Ich hatte frappierender Weise einen Puls von etwa 59, was für mich eine absolute Besonderheit darstellt, hatte ich doch über 15 Jahre mit einer Tachykardie zu kämpfen, bei der ich einen Ruhepuls weit über 100 hatte und deretwegen der damalige Kardiologe (übrigens witzigerweise der Vater meiner jetzigen Kardiologin) die ganze Zeit auf die Einnahme von Betablockern gedrängt hatte.

Dienstag: Wie bei den letzten Heilfastenkuren auch ist nun der Punkt erreicht, an dem mein Körper nichts mehr hergeben möchte. Heute zeigte die Waage 100 Gramm weniger als am Vortag an. Auch wenn ich schon einmal noch weniger wog, dachte ich mir gestern bereits, dass mir einige Kilo mehr auf den Rippen eigentlich auch nicht schaden würden, stechen dann z.B. die Schlüsselbeinknochen nicht mehr so spitz raus.

Die Zunahme wird definitiv sehr/zu schnell gehen. Ich fürchte eher die offenbar so wichtigen Aufbautage, an denen man sich noch in Zurückhaltung üben soll. Letztes Mal überfiel mich jedoch sofort nach dem Fastenbrechen ein solcher Heißhunger, dass ich den gesamten Topf mit den frisch gekochten Spinatmascarponenudeln (womit man noch eine vierköpfige Familie hätte sättigen können), nachdem die Kinder nichts mehr wollten, allein heißhungrig verschlang. Danach mussten noch 2, 5 Tafeln Schokolade als Dessert als Kompensation für die vergangenen Fastentage herhalten.

Zu meinem gestrigen abendlichen Erwachsenenfranzösischkonversationskurs (solche Komposita lassen sich auch nur im Deutschen bilden) brachte eine sehr liebe Kursteilnehmerin eine liebevoll hergerichtete Canapéplatte mit, bei deren Anblick ich sehr stark bleiben musste, um nicht doch zuzugreifen.

Allerdings fühlte ich mich am Dienstag seit dem Aufstehen so erschöpft und entkräftet, dass der Radweg für mich in die Schule, der dortige Unterricht und der Weg wieder zurück fast unüberwindbar erschienen. Ich denke, dass mein Körper nun doch einfach wieder Nahrung von außen braucht, so dass ich -zunächst noch mit etwas schlechtem Gewissen, widerspricht es doch den ganz strikten Buchingerfastenregeln – nachdem ich den Kindern ein köstlich riechendes Maismascarponerisotto zum Mittagessen zubereitet hatte, mir neben etwas Tomatensaft auch 500 Milliliter Buttermilch gönnte, was sich hoffentlich auf den Darm ebenfalls positiv auswirkt.

Mittwoch: Seit einigen Tagen fällt mir der Nahrungsverzicht immer schwerer, dazu gesellt sich ein ständiges Frieren, so dass ich teilweise zu Hause beim Arbeiten vor dem Computer mit der Strickjacke und/oder der Winterjacke da sitze. Die Waage zeigte heute früh 300 Gramm weniger an, insgesamt denke ich, dass der morgige Tag sich gut für das Fastenbrechen anbietet. So eine hohe Cortisolausschüttung wie ich sie heute Vormittag hatte, wurde wohl über meine gesamte 12-tägige Heilfastenkur nicht ausgeschüttet und das kam so:

Nachdem ich bei dem morgendlichen Hundespaziergang bereits triefnass geworden bin, hatte ich mich gerade – komplett frisch umgezogen – auf den Weg in die Schule gemacht, wo ich mittwochs sowieso immer einen langen Tag bis 16.15 Uhr habe. Ich hatte noch nicht ganz die Schule erreicht, als ich den Telefonanruf der Grundschullehrerin unseres Jüngeren mit klopfendem Herzen entgegennahm: “Können Sie bitte gleich zu Ihrem Sohn kommen? Die Insulinpumpe gibt permanente Alarmtöne von sich und er weiß nicht, welchen Sicherheitscode er eingeben soll.” So blieb mir nichts anderes übrig, als im strömenden Regen wieder den Weg zurück zur Grundschule anzutreten, vor lauter Waut innerlich schnaubend, hatte ich unseren Sohn doch bereits vor einigen Wochen gerügt, als er quasi als Hommage an seinen Lieblingsfußballverein plötzlich “1860” als Sicherheitscode eintippte.

Ich hatte ihm ausführlich erklärt, dass wir bei dieser Insulinpumpe überhaupt keinen Sicherheitscode benötigen – bekleidet er ja nicht irgendein hohes politisches Amt oder müsste man ansonsten den Zugriff auf die Pumpe irgendwie verwehren – aber offenbar hatte er sich nicht an meine Ermahungen gehalten, den Sicherheitscode abermals aktiviert und nun kamen ein ständiger Unterzuckeralarm – der Blutzuckersensor schien zu allem Überfluss auch noch seinen Geist aufgegeben zu haben – und der Ruf nach dem Eingeben des Sicherheitscode zu einem Dauergepiepe und Vibrieren zusammen, das sich ohne Eingabe des richtigen Codes – leider war dieser nicht mehr “1860” nicht stoppen ließ.

Da ich technisch eine völlige Niete bin, versuchte ich mein Glück auf dem väterlichen Handy – und stand in der Wartezeit (welche immerhin 15 MInuten betragen hatte) – fluchend mit unserem Sohn und einem absolut nervtötendem Dauergepiepe im strömenden Regen. Während unser Sohn schließlich den Instruktionen des Papas folgte, der an der anderen Leitung eine Dame vom Kundenservice unseres Insulinpumpenherstellers nach den richtigen Maßnahmen befragte, maß ich noch rasch bei unserem Sohn blutig. Und das Ergebnis divergierte leider ziemlich. Unser Sohn tippte auf Anweisung des Kundenservice Nummernfolge für Nummernfolge in die Insulinpumpe, doch es erschien immer wieder: “ungültiger Pin.” Mein Herz raste, mir lief die Zeit davon, ich musste unbedingt wieder zurück in die Schule und erwägte schon, ihn zu Not mit Dauergepiepse in den Unterricht zu nehmen, als die Dame die sechststellige Nummernfolge von “314159” vorschlug, welche dann auch wirklich von der Pumpe als Sicherheitscode anerkannt worden war.

So brachte ich unseren Sohn, welcher das ganze Schlamassel verursacht hatte, wieder zurück in seine Klasse, wobei wir lange vor der Schule warten mussten, bis unser Klingeln endlich erhört wurde und ich danach – immer noch mit sehr hohem Arenalin- und Cortisolspiegel – meinen Unterricht beginnen konnte..

Als Fazit meiner knapp zweiwöchigen Heilfastenkur kann ich ziehen, dass es eine große Erleichterung bezüglich dem (wenigstens meistens) fehlendem Hungergefühl war, keine Fastenbrühe mit püriertem Gemüse zu verzehren. Die Kur ließ sich in den Unterrichts- und Familienalltag integrieren, auch wenn ich phasenweise ziemlich entkräftet oder auch völlig übermüdet war. Eine Kleinigkeit, welche ich in den letzten Tagen noch in einem wissenschaftlichen Aufsatz gelesen habe und die für alle großen Kaffeeliebhaber wie mich, interessant sein könnte: Nach offiziellen Richtlinien für das Buchingerfasten ist der Genuss von Kaffee ja definitiv verboten und ich hatte glücklicherweise aufgrund des Kaffeeentzugs dieses Mal „nur“ zwei Tage Kopfschmerzen.

Jedoch erlaubt man mittlerweile sogar täglich zwei bis drei Tassen des schwarzen Goldes, scheint nicht zuletzt eine Tasse schwarzer  Kaffee auf nüchternen Magen morgens getrunken sogar eine gute Abführhilfe zu sein. Auf alle Fälle klingt dieser Rat wesentlich erquicklicher als das Abführen mit dem von mir so verhassten Irrigator.

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