Samstag und Sonntag, Tag 8 und 9 des Heilfastens: Auch wenn für mich das verlorene Gewicht eine sehr untergeordnete Rolle spielt – werden diese verlorenen Kilos durch den anschließenden Essensgenuss ausgesprochen schnell wieder auf der Hüfte landen-sei an dieser Stelle, interessiert es doch immer einige von euch, gesagt, dass die Waage am Samstagmorgen einen Gewichtsverlust von 500 Gramm anzeigte und ich in den Sonntagmorgen mit ebenfalls 500 Gramm weniger startete. Allerdings fürchte ich, dass diese Gewichtsabnahme eher auf einem Muskel- denn einem Fettschwund beruht, verbraucht der Körper ja beim Heilfasten, wo er mit keinerlei Proteinen versorgt wird, auch etwas von den körpereigenen Muskeln.
Als kleine mentale Motivation für die während einer solchen Heilfastenkur nötigen Askese sei folgendes Gedankenspiel skizziert: Jeder Mensch strebt als oberstes Ziel in all seinen Handlungen danach, glücklich zu sein. Man (ich definitiv nicht…) geht shoppen, um sich danach über die neu erstandene Kleidung zu freuen. Man verreist, um im Urlaub entweder viel Entspannung (momentan bei mir auch nicht der Fall…) und/oder viele neue Abenteuer und einfach einen Tapetenwechsel zu erleben. Der Mensch isst, um Genuss zu verspüren und weil es ja auch wirklich eine wunderbar gesellige Angelegenheit bedeutet, gemeinsam leckere Speisen zu verzehren.
Und nun ist die Theorie, dass gerade der Verzicht auf jeglichen Konsum, das Essen und vieles anderes am allerglücklichsten macht, wohl auch, da man auf diese Weise wesentlich unabhängiger agieren kann. Ob ich diesem Gedankenkonstrukt in allem auf Dauer zustimme, bin ich mir nicht sicher. Dafür liebe ich gerade das Essen von Salaten, Gemüsen in jeglicher Zubereitungsform, Hülsenfrüchten, aber auch Schokolade und Kuchen, viel zu sehr, aber tatsächlich stimmt es mich glücklicher, weniger Gelenkschmerzen zu haben und dass mein Blut eine signifikant niedrigere Konzentration an Entzündungswerten nach der Askese aufweist.
Auch wenn ich während aller Fastenkuren der vergangenen Jahre noch nie ein Fastenhoch verspürt habe – wobei man natürlich sagen kann, dass es schon bemerkenswert ist, ganz ohne äußere Energiezufuhr, Tag für Tag zu unterrichten, Haushalt, Kinder und Hund zu managen und bis spät in die Nacht zu arbeiten – stimmt es mich doch zuversichtlich zu wissen, dass im Körper während des Heilfastens die sogenannte Autophagie beginnt. Unter diesem wunderschönen Begriff versteht man ein Zellresterecycling, bei dem der Körper alle falsch programmierten oder kaputten Zellen „selbst verzehrt“ (dies ist die wörtliche Übersetzung von dem altgriechischen αὐτόφαγος). Oder aber auch um es mit den Worten des von mir so geschätzten Professor Michalsen auszudrücken: „Für die Fähigkeit des Körpers, sich durch Fasten selbst zu reparieren, gibt es erste Bestätigungen durch Studien am Menschen.“[1]
In diesem Zusammenhang sei auf die zahlreiche Literatur rund um das Fastenthema hingewiesen, welche man auf dem deutschen Büchermarkt findet. Zwei Bücher lese ich während meiner alljährlichen Fastenkuren immer wieder aufs Neue. Zum einen „Fröhlich fasten“ von Susanne Fröhlich, welche aufgrund ihrer rheumatischen Erkrankungen sogar sehr erfolgreich über Wochen hinweg das Fasten betrieben hat und „Mit Ernährung heilen“ von Professor Andres Michalsen, der seit 2009 Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus Berlin ist. Apropos Verzicht: wie gerne würde ich dieses höchst informative Buch auch in diesem Jahr noch einmal zur Hand nehmen, aber wie bei so vielen Büchern, welche ich verliehen habe, erinnere ich mich leider nicht mehr, an wen und so bleibt es unauffindbar. Liebe Leserschaft, sollte sich zufällig eine/r von euch im Besitz meines Buches befinden, würde ich mich ausgesprochen über die Rückgabe des selbigen freuen!
Zudem kann ich euch noch die sehr informative Internetseite https://heilfastenkur.de/ wärmstens empfehlen. Auf dieser Seite wird intensiv auf alle unterschiedlichen Bereiche des Fastens eingegangen.
Um auf die Askese und das Glück, nach dem wir alle streben, zurückzukommen, gelange ich nach kurzem Überlegen zu folgender (bei weitem nicht vollständiger) Aufstellung auf die Frage: Was macht mich glücklich?
- Die Kinder (wenigstens manchmal…) sowie die gesamte Familie und Verwandtschaft
- Gesundheit (wenn meine völlig kaputten Füße nicht zu sehr schmerzen, kein Herzrasen mich quält und auch die andere Autoimmunerkrankungen im Schach gehalten werden)
- Das Treffen mit Freundinnen und Freunden
- Das Unterrichten; wenn ich durch mein Schreiben andere inspirieren, unterhalten oder unterstützen kann; die geistige Beschäftigung mit diversen Themen
- Aber natürlich auch der Genuss von Salaten, Ofengemüse, Schokolade, selbst gebackenem Kuchen, großartigen Büffets und landestypischen Spezialitäten in Hülle und Fülle
Diese Liste ist noch deutlich erweiterbar. Und vielleicht ist es für euch alle ganz lohnend, sich mal eine solche kleine Liste zu erstellen?
In der vergangenen Woche wurde mir so oft wie selten gesagt: „Doro, du schaust so müde aus.“ Ja, ich weiß es nicht, ob es an dem Heilfasten, den anstrengenden Tagen mit besonders unruhigen Schülerinnen und Schülern oder auch an größerem familiärem Ärger lag. Der Samstag trug jedenfalls nicht gerade zur Entspannung bei.
Aufgrund der mangelhaften väterlichen Organisation bei unserem Besuchsvorhaben der Handwerksmesse in München-Riem – ich hatte bereits im Vorfeld extra noch öfters nachgefragt, ob auf dieser denn auch Hunde gestatt seien-, freute sich Nora zwar über einen ausgedehnten Spaziergang mit mir in Riem, mein Verzicht erweiterte sich damit jedoch nun dank des strikten Hundeverbots auf der Messer neben dem Essen auch auf den Genuss der vielen verschiedenen Messeattraktionen.
Ursprünglich hatte ich für diesen Tag einen Ausflug in die Natur mit einem sehr lieben befreundeten Pärchen vorgeschlagen und ich war zur Messe nur deshalb mitgefahren, um etwas zusammen mit den Kindern und mit unseren Freunden zu unternehmen. Die Vorstellung, dass ich nun – getrennt von den Kindern – in dem mir nicht sehr sympathischen und von Autoabgasen belastetem Riem mit unserem Hund herum stiefelte anstatt wie für diesen Samstag eigentlich geplant, an einem lauschigen Fleckchen Oberbayerns die Natur zu genießen, hob nicht gerade meine Laune.
Um wenigstens minimale Messeimpressionen zu bekommen, ließ ich Nora nach einem sehr ausgiebigen Spaziergang schließlich für kurze Zeit in unserem sehr weit von der Messe auf einem Park&Ride-parkplatz geparkten Auto, mit geöffneten Fenstern inklusive dem Dachfenster sowie einem Zettel an der Windschutzscheibe mit der Bitte, uns jederzeit anzurufen, wenn irgendetwas mit dem Auto sein sollte, dass wir gleich zu ihm hineilen könnten.
Die Handwerksmesse bot für die Jungs viel. In einer Halle wurden unzählige Ausbildungsberufe vorgestellt, von A wie Augenoptiker/in über Dachdecker, Müller (selbstverständlich haben wir um diese Berufsgruppe aufgrund der Zöliakie unseres Jüngsten einen großen Bogen gemacht) bis zu Z wie Zweiradmechatroniker/in. Es gab so viele verschiedene Angebote für Kinder von dem Hacken von Herzen aus Schieferplatten über das Sandstrahlen von Spiegeln mit Sternzeichen sowie Schweißen bis hin zum virtuellen Lackieren, dass wir tatsächlich die gesamte Zeit in einer einzigen Halle, der Halle C 1, verweilten.
Auch wenn ich persönlich sehr gerne die benachbarte Food&Life-messe besucht hätte, war doch das Wichtigste, dass es den Söhnen bestens gefallen und es dem Hund im Auto nicht geschadet hat. Nur mir wurde durch das lange Stehen, das Nichtessen, kaum Trinken und die schlechte Luft am späten Nachmittag etwas schwarz vor den Augen – passenderweise direkt neben dem Kaminkehrerstand. Für die Jungs war das Schweißen und Arbeiten mit dem Laserstrahl das absolute Highlight und so entstanden diese Motorräder und das Auto.
[1] Michalsen, A.: Mit Ernährung heilen, S. 288
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