Fasten, Frechheit, Fehlersuche, Feuchtigkeitsdrama

Montag, Tag 3 des Fastens: Glücklicherweise plagen mich am heutigen Tag trotz des sehr frühen morgendlichen Aufstehens keine Kopfschmerzen mehr, so dass ich den Kaffeeentzug offenbar gut überstanden habe – auch wenn ich wirklich sehr, sehr gerne gerade mittags meine große Tasse Kaffee zu mir nehmen würde. Ich konnte heute ohne ein Schwächegefühl alle meine Klassen in Latein und Französisch unterrichten. Als mir ein Schüler, nachdem ich ihm erzählt hatte, dass ich nun schnell zum Kochen nach Hause eilen müsse, guten Appetit wünschte, war er sehr erstaunt von mir zu hören, dass Kochen ja nicht zwangsläufig auch Essen bedeutet und äußerste seufzend, dass er das Essen viel zu sehr liebe, als dass er so lange darauf verzichten könnte.

Alle, die mich näher kennen, wissen, wie sehr ich das Essen liebe und gerade auch beim auswärtigen Essen wirklich unglaubliche Berge von Desserts und Kuchen, aber natürlich auch sehr gerne köstliche Gemüsegerichte und vieles andere mit großem Behagen verspeise. Und tatsächlich ist es schon hart, wenn ich mindestens dreimal am Tag lange in der Küche stehe und mir die appetitanregendsten Düfte in die Nase steigen. Aber ich tröste mich immer damit, dass ich ja in ein paar Tagen/Wochen diesen Genuss auch wieder erlangen kann.

Das nächtliche Korrigieren der Lateinstegreifaufgaben fiel mir aufgrund der deutlich größeren Müdigkeit als sonst wesentlich schwerer. Zudem ist es ziemlich frustrierend, wenn einige meiner lieben Schülerinnen und Schüler offensichtlich so gar nicht dem Unterricht in der vorangegangen Lateinstunde gefolgt sind und mir deshalb z.B. folgende Übersetzung für den lateinischen Satz, mit dem ich den Ablativus absolutus geübt hatte, boten. „In circo puellam tangere potes nullo prohibente.“ Dieser wurde wie folgt übersetzt: „Die Mädchen können im Kreis tanzen, weil es niemand verbietet.“ Das weicht nun doch um einiges von der richtigen Übersetzung ab: “Im Zirkus kannst du ein Mädchen berühren, ohne dass es jemand verhindert.“

Am stärksten belastet mich allerdings die gestrige zufällige Entdeckung während der Suche nach unserem Ostertürkranz von grauenhaft viel Schimmel an der offenbar kältesten Eckstelle unseres Kellers. Genau in diesem Raum arbeite ich zwischen Konservendosen und Koffern unglücklicherweise seit Jahren jeden Tag stundenlang, dient mir dieser doch in Ermangelung eines anderen Platzes als Arbeitszimmer.

Ich fürchte den Schimmel und seine Sporen am allermeisten, habe ich noch zudem aufgrund meiner Hausstaubmilbenallergie immer wieder mit nächtlichen Asthmaanfällen zu kämpfen gehabt. Auch deshalb lüfte ich unseren Keller jeden Tag konsequent 2-3 x. Außerdem heize ich ihn stets gleichmäßig, so dass es mir unerklärlich ist, wie all dieser Schimmel entstanden ist. Wahrscheinlich kann dies nur an einem Baumangel liegen, da sich offenbar an derselben Stelle vor einigen Jahren eine solche Problematik schon einmal ergeben hatte.

Dies bedeutet nun leider auch, dass ein abendliches kurzes Entspannen mit dem so empfohlenen Leberwickel auf dem Organ, dessen Stelle ich leider bis jetzt nie auch nur ansatzweise richtig lokalisieren kann, dem kompletten Ausräumen der Kellerregale weichen muss, um nicht nur den gesamten Putz und aktuellen Schimmel zu entfernen, sondern auch der Ursache auf den Grund gehen zu können.

Dienstag, Tag 4 des Fastens:

Nach einer sehr kurzen Nacht wachte ich nicht nur völlig übermüdet auf, sondern hatte auch mit Herzstolpern, Schweiß auf der Stirn, Schummrig- und Übelkeit zu kämpfen, worauf die Jungs keine große Rücksicht nahmen. So bereitete ich ihnen wie immer das selbstgemachte glutenfreie Müsli und ihre Schulbrotzeit, trieb sie an und begleitete sie zur Schule. Beim Hundespaziergang musste ich aufpassen, dass mich unsere Nora beim Radfahren nicht zum Stürzen bringt, zog sie doch viel zu kräftig an der Leine und wollte unergründlicherweise oft genau in die entgegengesetzte Richtung von mir laufen…

Die frische Luft brachte meinen Kreislauf jedoch immerhin wieder so in Schwung, dass ich wie gewohnt in die Schule radeln und unterrichten konnte. Während des mittäglichen Kochens für die Kinder brachten die Erzählungen unseres Älteren mein Blut in Wallung, der – vollkommen zu Recht – empört von seiner Englischlehrerin erzählte. Diese hatte den Kindern bereits letzte Woche angekündigt, dass es „irgendwann in den nächsten Wochen“ Sandwiches geben würde, was für stoffwechselgesunde Kinder ja auch überhaupt keine Vorplanung benötigt.

Unser Sohn hat jedoch bewundernswert gut mitgedacht und erkundigte sich nach dem genauen Sandwichtermin, um von mir im Vorhinein die Berechnung für die Kohlenhydratmenge erfahren zu können, was die Lehrerin ihm jedoch verweigerte. Nun kam sie heute mit den getoasteten Brotscheiben an und brachte unseren armen Sohn in die Bredouille, ob er nun wegen der fehlenden Berechnung ganz auf die Köstlichkeit verzichten müsse oder sehr schwankende Blutzuckerwerte aufgrund einer eventuellen Fehleinschätzung der zu berechnenden Kohlehydrate in Kauf nehmen wollte.

Da unsere Zwillinge sowieso bereits auf einige Sachen verzichten müssen, bin ich sehr froh, dass er sich für die zweite Alternative entschieden hat und die zu berechnende Insulinmenge abgeschätzt hat. Und ich war wirklich gerührt zu hören, als er sogar seinen Sandwichbelag mit einem sehr lieben Klassenkameraden teilte, der den Tränen nah war, da ihm die Lehrerin nicht gestattete, nur etwas Salat und Käse pur zu essen – obwohl er ihr erklärte, dass er kein Gluten essen dürfe. Ich hoffe sehr, dass der von ihm geteilte Käse und Salat möglichst noch nicht mit Gluten kontaminiert war, aber es schien auf alle Fälle der Psyche des Klassenkameraden ausgesprochen gut zu tun, von dem Sandwichessen aufgrund seiner Nahrungsunverträglichkeit nicht völlig ausgeschlossen zu sein. Trotz großer Zeitnot schrieb ich abends der Englischlehrerin mit der Bitte, mir doch beim nächsten Essen Bescheid zu geben, was sie liebenswürdigerweise auch gleich versprach.

Grundsätzlich ärgerte ich mich jedoch über das völlig empathielose Verhalten sowohl unserem Sohn als auch dem Klassenkameraden gegenüber, welche beide so vorbildlich bereits im Vorfeld diese Essenssituation antizipiert hatte und bestens planen wollten, was diese Englischlehrerin gänzlich konterkariert hatte. Und dieses Ärgernis geschah just an dem heutigen Tag, an dem ich sogar einer Schülerin zuliebe nach dem Unterrichtende auf Knien durch das gesamte Klassenzimmer rutschte, um – leider erfolglos – eine Art Haarmagnet für ihr Kopftuch zu suchen. Wie gerne hätte ich da nur einen Termin für ein geplantes Essen angekündigt…

Außer, dass ich diabetesmanagementmäßig am heutigen Nachmittag und Abend verstärkt gefordert war, erwies sich doch leider der eine Katheter von der Insulinpumpe des Älteren als verstopft, so dass wir neben sehr vielen Hausaufgaben noch gut damit beschäftigt waren, die Blutzuckerwerte in einer angemessenen Zeit wieder in einen akzeptablen Bereich zu bekommen, ereignete sich nichts Großartiges. Auch wenn ich bis jetzt nie wirklichen Hunger verspürt habe, denke ich doch ziemlich häufig sehnsüchtig an diverse kulinarische Köstlichkeiten, welche leider noch eine geraume Zeit auf mich warten müssen.

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