Die Weihnachtsferien sind im Nu vergangen, der einzige Dauerbegleiter sind leider seit dem Tod meines Vaters mal mehr, mal weniger unerträglich starke Kopfschmerzen. Nichtsdestotrotz gab es auch zum diesjährigen Epiphaniefest die von allen heiß geliebte galette des rois.
Vor meinem achtmonatigen Aufenthalt als Fremdsprachenassistentin in Beaune, wo ich während meiner Studienzeit an drei Grundschulen und einem collège Deutsch unterrichtet habe, kannte ich diese französische Tradition gar nicht. Bis dahin wusste ich nur von den Unterschieden zwischen einer crêpe (mit Weizenmehl gebacken und süß gefüllt) und einer galette (mit Buchweizenmehl, insofern sogar glutenfrei zubereitet und herzhaft gefüllt). Eine galette des rois ist allerdings etwas völlig anderes. Und zwar versteht man darunter den Dreikönigskuchen, in dem man eine Bohne, Mandel oder am stilechtesten eine kleine Porzellanfigur versteckt.
Wer das Stück mit dieser Figur bekommt, ist der König/die Königin und hat für das gesamte Jahr ganz besonders viel Glück. Damit man nicht schon beim Anschneiden die Präsenz der kleinen Porzellanfigur erraten kann, geht traditionell der Jüngste (bei uns dürfen es natürlich immer beide Jungs machen) unter den Tisch, ich schneide die galette an und die Zwillinge dürfen jeweils nacheinander – ohne die Kuchenstücke zu sehen – bestimmen, welches Stück für welchen Gast ist.
Leider müssen wir dieses Jahr nicht nur auf meinen Vater, sondern auch auf meine Mutter (ich hoffe sehr, dass es nicht an unserem völlig verregneten und von einem eiskalten Wind begleiteten abendlichen Christmas Gardenbesuch auf der Insel Mainau vor vier Tagen lag; wenn doch, vielmals Entschuldigung, liebe Mama!) sowie auf meine Taufpatin und eine weitere langjährige Bekannte verzichten, welche alle leider erkältungsbedingt darniederliegen.
Wir wünschen euch allen drei lieben Damen ganz gute und baldige Besserung und freuen uns schon sehr, im nächsten Jahr am 6.Januar mit euch die Galette des rois essen zu dürfen. Nicht nur meine Familie genießt die galette immer ausgesprochen, auch meinen Französischschülerinnen und -schülern backe ich jedes Jahr eine solche galette.
Auch für fertige Lehrer/innen mit fester Planstelle stehen alle vier Jahre neue Beurteilungen an, zu denen unter anderem auch Unterrichtsbesuche der Schulleitung gehören, welche immer relativ gefürchtet sind, da man sich sofort in die Referendariatszeit zurückversetzt fühlt, in der man zwei Jahre unter Dauerbeobachtung und großem Druck stand.
Vor einigen Jahren stand wieder Mal solch ein Unterrichtsbesuch an, mit dem ich eigentlich bereits vor den Weihnachtsferien gerechnet hatte, aber kein Direktor gekommen war. Als ich an meinem ersten Unterrichtstag nach den Weihnachtsferien noch beladener als sonst, nämlich mit einer großen, frisch gebackenen galette des rois für meine Klasse, gerade das Klassenzimmer zur ersten Stunde aufgesperrt hatte, schob sich plötzlich auch unser Direktor rein, welcher der französischen Sprache nur sehr rudimentär mächtig ist.
Wie immer begrüßte er alle sehr freundlich und folgte dem Unterrichtsgeschehen aufmerksam, schrieb sich sogar ganz fleißig die gesamte Tafelanschrift ab und stellte in der Nachbesprechung noch interessierte Fragen zu einem Grammatikphänomen. Das Highlight der Stunde war für ihn aber absolut das Spektakel der galette, welche er zusammen mit der ganzen Klasse am Ende der Stunde genießen konnte.
Seit der Zöiakiediagnose unseres Jüngsten führe ich selbstverständlich die Galettetradition weiter, nun verwende ich immer einen glutenfreien Blätterteig. Dieser hat den einzigen Nachteil, dass er deutlich brüchiger als die glutenhaltige Variante ist, so dass es empfehlenswert ist, den glutenfreien Blätterteig nach dem Ausrollen nochmals mit den Fingerspitzen überall zu einer homogenen Teigplatte festzudrücken.
Nun viel Freude beim Nachbacken der Galette!
Ich habe diverse Rezepte in den vergangenen Jahren ausprobiert und dieses erscheint mir das saftigste und auch mit das unkomplizierteste und schnellste Rezept zu sein.
Zutaten:
2 Packungen (glutenfreien) Blätterteig
150 g Butter
150 g Zucker
3 Eier
1 Eigelb
150 g gemahlene Mandeln
1 EL Vanillearoma
1 Porzellanfigur, Bohne, Mandel, Geldmünze oder Ähnliches zum Einbacken
Zubereitung:
Man schlägt die weiche Butter zusammen mit dem Zucker zu einer schaumigen Masse, anschließend fügt man ein Ei nach dem anderen unter und verrührt diese kräftig. Dann fügt man die gemahlenen Mandeln und den Esslöffel Vanillearoma hinzu und rührt so lange, bis alles eine geschmeidige Masse ist. Diese sehr wohlriechende Füllung nennt man „frangipane“, sie erinnert ein wenig an Marzipan.
Anschließend kleidet man eine Tarteforme mit einer Lage Blätterteig aus und bestreicht die Ränder ein wenig mit Wasser. Nun gibt man die Füllung auf den Blätterteig und versteckt die Figur/Bohne oder Ähnliches. Darauf legt man vorsichtig die zweite Blätterteigplatte und bepinselt diese mit einem verquirlten Eigelb. Wer möchte, kann davor die Galette noch mit einem beliebigen Muster einritzen. Zum Schluss sticht man mit Hilfe einer Kuchengabel kleine Löcher (nur nicht in der Mitte) in die galette und backt diese goldgelb bei 180 ° Grad für etwa 30 Minuten.
Für ein Kuchenstück (90 -100g) berechne ich ungefähr 30 KH.
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