In diesen Tagen habe ich leider ganz besonders großes Pech bezüglich meiner Nachtruhe, welche diesen Namen zur Zeit gar nicht verdient. Vermeldet doch zuverlässig in jeder Nacht mal die eine, mal die andere Insulinpumpe ständig neue Ereignisse, dass die Sensorglukosewerte nicht verfügbar sind, dass bei dem einen die Werte zu hoch steigen, bei dem anderen innerhalb der nächsten 15 Minuten ein Unterzucker zu erwarten ist, welcher zuverlässig dann eintritt, wenn ich gerade wieder endlich in den Schlaf gefunden hätte.
Die Jungs bekommen von den permanenten nächtlichen Störungen nichts mit und wachen quietschfidel zu sehr früher Stunde auf. Oft werde ich dann mit frühmorgendlichen Dauergekeife „Wo hast du jetzt schon wieder meinen Bayernbärli hingeworfen?“ „Ich finde meine Hose nicht. Mamaaaaaa….“ aus dem Schlaf gerissen. Nachdem ich alles für das Frühstück abgewogen und berechnet hatte, erlaubte ich den Jungs schon einmal ins Zimmer zu gehen. Auch wenn ich absolut gegen Videospiele und allem anderen Digitalen bin, habe ich mich breitschlagen lassen, dass die Kinder in Urlaubszeiten sich immer am Vormittag vor unseren Ausflügen dem Gestalten bei Minecraft oder auch der nagelneuen Nintendo Switch, welche das Christkind dieses Jahr brachte, ein wenig widmen dürfen.
Gerade, als ich seufzend und begleitet von Dauerkopfschmerzen die Kaffeetasse an meine Lippen setzte, drehte sich der Frühstücksgast am Nachbartisch zu mir um und fragte: „Sie haben doch hier übernachtet, oder? Hört man den Zug sehr laut in der Nacht? Wie oft fährt er pro Stunde? Hört man die Erschütterungen auch draußen? Wie sind die Zimmer ausgestattet? Und wie ist das Essensangebot? Wirkt das Außenareal reizvoll? Wir wollen nämlich im September nächsten Jahres heiraten und haben diese Location hier dafür ins Auge gefasst.“
Ich beantwortete brav und ausführlich alle Fragen und erfuhr im Gegenzug dafür seine gesamte Kennenlern- und Liebesgeschichte mit seiner zukünftigen Frau, übrigens auch einer Lehrerin, welche witzigerweise genau aus dem Ort (Flawil) kommt, in dem wir am Tag zuvor das Schokoladenmuseum besichtigt hatten. Nachdem ich ihnen noch nach bestem Wissen und Gewissen einige Restaurants- und Ausflugstips im Umkreis von Radolfzell gegeben hatte und mich zunehmend mehr als Weddingplanerin denn als Lehrerin fühlte, war flugs die Frühstückszeit verstrichen und ich eilte – ohne einen weiteren Kaffee – zu unserem Zimmer.
Als ich gerade die Zimmertür geöffnet hatte, fürchtete ich, mich im Zimmer geirrt zu haben, sah ich doch plötzlich sechs Kinder auf unserem Bett sitzen, welche sich ganz selbstverständlich miteinander vergnügten und gerade im Begriff waren, Zimmerfußball zu spielen.
Und es sollte nicht nur bei dem einstündigen Zimmerbesuch bei uns am Vormittag bleiben. Als ich endlich alle Schwimmsachen – was sich bei uns ja immer als deutlicher Mehraufwand gestaltet, muss ich doch neben den üblichen Schwimmutensilien an eine ausreichende Anzahl an Ersatzblutzuckersensoren- und kathetern sowie Abklebepflaster, Schere, Blutzuckersensorfixierbänder, Waage, genügend abwechslungsreiches und möglichst gesundes Essen und an vieles mehr denken – unter großer Geräuschkulisse zusammengepackt hatte und ins Auto steigen wollte, rauschte die junge Vierfachmutter aus dem Schwarzwald sehr aufgetakelt an mir vorbei und rief mir im Laufschritt zu: „Mein Mann hat die Schlafkrankheit und ich habe jetzt einen Termin für eine Stunde (ich will gar nicht genau wissen, um welche Art von Termin es sich dabei handelte…), wärst du so nett und könntest auf alle meine vier Kinder ein wenig aufpassen? Aber Achtung, sie sind echt schwierig und laufen dauernd weg. Und sie dürfen sich auf gar keinen Fall nass machen“, sprach sie und war verschwunden.
Die letzte Anweisung war nicht so leicht zu erfüllen, befindet sich unsere Herberge doch direkt am Bodenseeufer. Und so war ich – es waren schlussendlich selbstverständlich statt der einen angekündigten Stunde über zwei Stunden, welche die Kinder beaufsichtigt werden mussten – ausgesprochen gut beschäftigt und alles andere als entspannt, in dem ständigen Bemühen, den Chaoshaufen zusammenzuhalten, was bei vier Jungen im Alter von vier bis zehn Jahren und zwei wesentlich zahmeren, dafür redseligeren Mädchen von drei und 10 Jahren keine anspruchslose Aufgabe darstellte.
Übrigens braucht keine/r von euch sehr geschätzten Leserinnen und Lesern auch nur einen Funken Mitleid mit dem Schwarzwälder Vater empfinden. Auf mein empathisches Nachfragen, ob dieser denn an Narkolepsie leiden würde, wurde mir nämlich von der Mutter erklärt: „Ne, ne, er hat nur die typische Männerschlafkrankheit. Aber wenn du ganz fest an seine Zimmertür klopfst, öffnet er vielleicht.“
Zwischendurch, wenn die Kinder gerade friedlich für einige Minuten einer gemeinsamen Beschäftigung nachgingen, beobachtete ich verstohlen das Schweizer Pärchen, wie es sich romantisch aneinander gekuschelt sonnte – der einzige regenfreie Tag des gesamten Urlaubs war an diesem Tag- und liebevoll Zärtlichkeiten austauschte. Sie werden sich wohl bei meinem etwas überforderten Anblick sehr genau die zukünftige (Nicht-)familienplanung durch den Kopf gehen haben lassen…
Als ich meine Babysitterdienste brav mehr als doppelt so lange wie angekündigt erfüllt hatte – und dies selbstverständlich vollkommen kostenlos, hatte die Schwarzwaldtussi mir davor noch ihr Leid geklagt, dass es um diese Zeit gar keine Kinderbetreuung gäbe – wollte ich endlich zur Bodenseetherme fahren und bat unseren Älteren um die Zimmerkarte. Darauf meinten beide unsere Jungs zunächst, dass sie diese nicht hätten. Erst nach längerem Gezeter rückte unser Älterer plötzlich etwa ein Drittel der Zimmerkarte raus. Sie gaben vor, dass dies irgendeine alte Zimmerkarte wäre und wollten mich für ganz blöd verkaufen.
Ich war so fassungslos, dass irgendjemand der sechs Kinder die Karte wohl zerschnitten hat – wie kommt man auf so schwachsinnige Ideen? – es aber beim besten Willen keiner gewesen sein wollte. Dafür wurden mir hanebüchene Erklärungen abgegeben, auf welche Weise die Karte kaputt gegangen sei, z.B. „Ich hatte die Zimmerkarte ganz schief in meiner Jackentasche, habe mich gebückt und dann ist sie plötzlich kaputt gegangen…“
Mit so großer Wut im Bauch und so starken (nach wie vor seit drei Wochen) Schmerzen im Kopf, stürmte ich ohne an irgendetwas anderes zu denken zum Auto und fuhr mit quietschenden Reifen unter heftigem Geschimpfe los. Erst, als wir – eh schon drei Stunden später als geplant – in Konstanz angekommen waren und ich meinen Rucksack im ganzen Auto verzweifelt suchte, musste ich feststellen, dass ich diesen vor lauter Stress und Ärger wohl noch auf der Bank am Bodensee vor unserem Hotel liegen hatte lassen. Mir wurde heiß und kalt, befanden sich darin nicht nur das Portemonnaie mit dem gesamten Bargeldbetrag für unsere Bodenseeübernachtungen, sondern auch noch einen Haufen zu korrigierende Französischstegreifaufgaben, die gesamten Diabetesmanagementutensilien und sogar noch den Laptop.
Wutschnaubend blieb mir nichts anderes übrig, als die gesamte Strecke wieder zurück zu fahren. Dabei war ich sehr empört, dass die Jungs während der gesamten Autofahrt, bezüglich der zerschnittenen Zimmerkarte kein Sterbenswörtchen der Rechtfertigung, eines Erklärungsversuchs oder gar einer Entschuldigung äußerten. Im zweiten Anlauf erreichten wir schlussendlich dann wirklich die Bodenseetherme von Konstanz. Die Universitätsstadt Konstanz verfügt sogar über zwei städtische Schwimmbäder, für die beide ein ausgesprochen freundlicher und kompetenter Pressesprecher zuständig ist. Dieser schickte mir bereits im Vorfeld sehr ansprechende Bilder des Bades, ist es doch auch in der Bodenseetherme wie in jedem anderen Schwimmbad nicht gestattet, Foto- oder Filmaufnahmen zu machen.
Wir hatten uns offenbar genau den richtigen Tag und den passenden Zeitslot ausgesucht, hatte uns doch die Kassiererin berichtet, dass es die Tage zuvor wirklich sehr voll war und die nächsten Tage auch eher ein großer Besucherstrom zu erwarten sei. Anders als in Überlingen, wo ich im letzten Jahr mit den Kindern sehr, sehr lange erfolglos einen Parkplatz gesucht hatte – ist doch unser VW-bus mit dem zusätzlich eingebauten Dach für die allermeisten Parkhäuser zu hoch – , erfreuten wir uns bei der Bodenseetherme Konstanz an einer Vielzahl von Parkplätzen nicht nur in dem direkt angrenzenden Parkhaus, sondern auch auf viel öffentlicher Fläche draußen.
Die Bodenseetherme sind wunderbar hell und modern, mit vielen Glasflächen konzipiert. Man kann bei den Eintritten zwischen einem 3,5 Stunden, einem Abend- oder auch einem Ganztagstarif wählen, für Familien gibt es Reduktionen. Zudem kann man sich entweder nur für das Thermalbad (inklusive der Benutzung des Freibads in wärmeren Zeiten) entscheiden oder auch noch die Saunavariante dazu buchen.
Ich wäre sehr gerne sehr viel länger in der Therme geblieben, aufgrund aller beschriebenen Zwischenfälle war nur jedoch nur noch ein relativ schmales Zeitfenster von guten drei Stunden gebelieben. Diese nutzten wir bestmöglich aus. Die Kinder und ich erfreuten sich an dem großzügig gestalteten Außenbecken, das nicht nur über zahlreiche Sprudel- und Massagestationen, sondern auch über einen Strömungskanal verfügt, der sich bei unseren Jungs immer großer Beliebtheit erfreut.
Die Bodenseetherme punkten durch eine gut durchdachte Gesamktonzeption und bestechen gerade auch durch kleine Details. SO sind von jedem Punkt im Bad die Uhren immer sehr gut einsehbar – ist es doch für mich immer wichtig, die Uhr im Blick zu haben, da die Jungs nicht zu lange ohne Insulin sein sollten, so dass ich ihnen zwischendurch immer wieder etwas nachgebe und die Blutzuckerwerte kontrolliere.
Zudem verfügt das Außenbecken bei den Sprudelliegen z.B. auch über Kopfstützen, welche das Massageerlebnis noch einmal deutlich entspannter gestalten. Das Bad ist in den unteren Schwimmbereich mit einem großzügigen Kinderplanschbecken, Whirlpool, einem großen Innen- und Außenschwimmbad wie in den oberen Saunabereich aufgeteilt.
Sehr praktisch fanden wir auch, dass es direkt neben dem Kinderplanschbecken auch bunt geflieste Extraduschen, Toiletten und einen großen Wickelraum gibt. Haben die Jungs im Schwarzwald großen Gefallen an dem Saunieren gefunden, wagten wir uns nun auch in die Saunalandschaft, welche bereits für Kinder ab 6 Jahren geöffnet ist. Und jedem Saunaliebhaber wird dort das Herz aufgehen. Neben zahlreichen Ruheräumen (welche ich leider aufgrund der Kinder nicht aktiv nutzen konnte) und unterschiedlich heißen Saunen und einem Dampfbad, verfügt der Saunabereich zudem auch über einen sehr warmen Pool, in dem man textilfrei entspannen kann.
Dieser Pool bezaubert durch einen einzigartigen Blick auf den Bodensee und die dahinterliegenden schneebedeckten Berge. Unser Älterer, der so schiffbegeistert ist, kam hierbei auch voll auf seine Kosten, zogen doch immer wieder größere und kleiner Boote auf dem Bodensee ihre Runden. In regelmäßigen Abständen werden in den Saunen die unterschiedlichsten Aufgüsse angeboten, welche dank dem Saunameister zu einem spektakulären Gesamtvergnügen werden. Ganz besonders hat es unseren Jungs die sogenannte Erlebnisdusche angetan, welche durch Drücken der verschiedenen Knöpfe warmes und kälteres Wasser auf alle Körperregionen sprudeln lässt.
Insgesamt können wir den Besuch der Bodenseetherme wärmstens empfehlen, sind sie doch sehr übersichtlich und modern gestaltet, trifft man auf ausnahmslos freundliche Mitarbeiter/innen, können jederzeit Poolnudeln ausgeliehen werden und verfügen diese ebenso über einen herrlichen und sehr großen Saunabereich, in dem wir am begeistertsten von dem Salzpeeling im Dampfbad sowie dem warmen Becken im Saunabereich waren.
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