Als Vorbereitung auf den nächsten Salzburgaufenthalt, dann wieder mit Kinderbegleitung, spürte ich in jeder freien Minute möglichst viele glutenfreie Speiseangebote für unseren Zölisohn auf. So stieß ich in einer Straße in einem Salzburger Viertel jenseits der Salzach, das im Gegensatz zum Altstadtviertel, das sich zu großen Teilen im Besitz ausländischer Besitzer befindet, noch überwiegend von Einheimischen bewohnt wird, auf dieses schnuckelige Café. Die Kuchen schmecken genauso gut wie es bereits der Anblick in der Vitrine vermuten lässt. Und es gibt köstliche glutenfreie Kuchen wie z.B. einen sehr saftigen Schokoladenkuchen.
Ich finde es bei jedem Städtetrip immer wieder auf’s Neue faszinierend, auf welche Zufallsentdeckungen man stößt. So musste ich erst zweimal völlig unachtsam vorbeihuschen, bevor mir beim dritten Mal in den Sinn kam, nicht nur der Kirche St. Sebastian, sondern auch dem dazugehörigen Friedhof einen Besuch abzustatten. Dort findet man die Gräber berühmter Persönlichkeiten der Stadt wie z.B. der Familien Mozart und Weber, dessen Freischütz ja ausgesprochen von mir geliebt wird.
Unterbrochen nur durch ausgesprochen üppige Mahlzeiten begleitet von Weinspezialitäten widmeten wir uns den unterschiedlichsten Schreibaufgaben. Für die finale Aufgabe, dem Schreiben eines Textes mit einer ganz bestimmten vorgegebenen Struktur und Thematik, bekamen wir zwei Stunden Zeit.
Obwohl ich etwas fröstelte, erkor ich die Dachterrasse als meinen Arbeitsplatz, war dies doch der einzige menschenleere Ort. Bis eine etwas ältere Kursteilnehmerin auf die Terrasse trat, sich direkt neben mir niederließ und klagte: „Da drinnen kann ich mich gar nicht konzentrieren.“ Sie breitete all ihre Schreibunterlagen dicht neben mir aus. „Ach, das ist jetzt Schwachsinn“, kommentierte sie ihre ersten Sätze und riss geräuschvoll das nächste Blatt vom Schreibblock. Ich starrte wie gebannt auf meinen Laptop, irgendwann versiegte das unablässige Geplapper der Seminarteilnehmerin. Ein rhythmisch wiederkehrendes Seufzen, Grunzen uns andere Lautäußerungen, welche man eher im Zoobereich einordnen würde, waren leider nicht abzustellen.
Dazu gesellte sich kurze Zeit später ein immer eindringlicheres, lautes Türgeklingel, für das ich mich zunächst nicht zuständig fühlte. Als es jedoch unablässig lauter und verzweifelter durch die Räume ertönte, stellten wir fest, dass die Hausherren gerade ausgeflogen waren. Unser einziger männlicher Seminarteilnehmer in unserer Runde hatte sich noch vor dem Entwerfen des Abschlusstextes vom bunten Salzburger Treiben auf dem Residenzplatz & Co. inspirieren lassen.
Problemlos war er auf die offene Straße gelangt, der Weg in die Seminarräume war ihm jedoch versperrt. Befanden sich doch unsere Schreibräumlichkeiten im dritten Stock, in den man ausschließlich – wie in einem Hochsicherheitstrakt – mit einem Lift, für den nur die Hausherren einen Schlüssel hatten, gelangte. Der Kursteilnehmer improvisierte daraufhin und verfasste seine Geschichte auf zwei braunen Papiertüten, welche er von einem Bosnastand “erbettelt” hatte.
Und dies sollte nicht die einzige Panne bleiben. Habe ich bis jetzt auf all meinen (Zug-)reisen mit bis zu vier unserer Kinder und mindestens fünf Koffern noch nie irgendetwas verloren, ließ ich bei der nächtlichen Bahnfahrt von Salzburg nach Hause vor lauter Übermüdung und Kopfschmerzen meine neu gekauften, hochwertigen blauen Wanderstiefel unter dem Tisch im Zugabteil stehen. Dies schmerzt (im wahrsten Sinne des Wortes) ganz besonders, sind es doch die einzigen Schuhe, in denen meine hochproblematischen Füße halbwegs erträglich sind. Die sofort aufgegebene Verlustmeldung bei der Bahn brachte leider noch nicht den gewünschten Erfolg…
Zum Schuhverlust habe ich außerdem noch einen Statusverlust bei unseren Zwillingen zu vermelden, welche mich als offensichtlich relativ dümmlich wahrnehmen. Folgendes Gespräch entspann sich bei dem heutigen Abendessen:
Sohn 1: “Was ist denn die Hauptstadt von Indien?”
Sohn 2: “Das weiß ich auch nicht. Papa, was ist denn die Hauptstadt?”
Papa: “Keine Ahnung. Fragt doch mal die Mama.”
Ich rufe aus der Küche: “Neu-Dehli”.
Papa: “Ja, die Mama hat ja auch studiert.”
Sohn 1 zu mir: “Du musst ja schlau gewesen sein…”
Warum er das Perfekt – GEWESEN -verwendet hat?…
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