Noch früher als zu Schulzeiten sind wir an diesem Tag aufgestanden, um trotz des üblichen Staus auf der Autobahn möglichst frühzeitig am Europapark anzukommen. Dort blinkte uns gleich bei der ersten Attraktion die Angabe der geschätzten Wartezeit entgegen, welche mit 50 Minuten in etwa der Dauer unserer Autofahrt entsprach.
Das nötige Maß an einer Engelsgeduld wurde von mir während des gesamten Freizeitparkbesuches benötigt, waren doch die Warteschlangen vor allen beliebten Fahrgeschäften ausgesprochen lang. Wir freuten uns umso mehr, als die liebe Rezeptionistin, welche uns sofort von unserem letzten Aufenthalt wiedererkannt hatte, vormittags eine VIP-karte ausgestellt hatte, so dass die Jungs die erste Runde „Moulin Rouge“ ohne Anstehen genießen konnten. Hatten uns die lieben morgendlichen Gespräche mit den Mitarbeiterinnen noch zusätzlich Zeit gekostet, freute ich mich, dass ich bei der ersten kleinen Achterbahn nur ausgesprochen kurz auf die Jungs warten musste.
Mir war bereits ohne jedes Fahrgeschäft leicht übel von dem Schlafmangel, den ausgestandenen nächtlichen Ängsten wegen des verloren geglaubten Geldbeutels sowie dem ständigen olfaktorischen Ausgesetztsein von Duftwolken aus einem Gemisch der unterschiedlichsten Deos, Parfums, Schweiß sowie klebriger Zuckerwatte gepaart mit Grillaromen.
Vor jedem Fahrgeschäft ballten sich die Menschentrauben, Stimmengewirr und Lautsprecherdurchsagen sorgten dafür, dass ich rasch die Orientierung verlor. Vor und in jeder Attraktion wurden wir von immer gleicher Musik melodisch eingelullt, welche das Warten nur sehr bedingt erträglicher machte. Je nach dem Länderbereich drangen österreichische Walzer, französische Chansons oder auch italienische Schlagertöne in Dauerschleife in unsere Ohren.
Die Juniorshow mit den Europaparkfiguren Ed&Edda verschaffte meinen schmerzenden Füßen eine kleine Auszeit, ermüdet doch wenig mehr als ein langwieriges Stehen und Laufen auf Asphalt.
Ein gewisser Übersättigungseffekt an Kindern, Unterhaltungsshows und Rummel ließ sich bereits am Nachmittag nicht verleugnen. Die Eisshow faszinierte uns durch ihre Vielschichtigkeit.
Aber gerade dem moulin rouge und der Silver Stone Piste mussten noch mehrere Besuche abgestattet werden. Kam mir beim Betreten des Europaparks die vor uns liegende Zeit unendlich lang vor, schrumpfte diese gen Abend ganz beträchtlich wie ein sich zusammenziehendes Gummiband.
„Ich will unbedingt noch einmal Moulin rouge fahren.“ „Und ich die Silverstone Piste.“ „Die darf man immer nur einmal pro Stunde fahren“. Der Europaparkmitarbeiter deutete uns mit seiner Hand noch eine zehnminütige Wartezeit an. „Und ich möchte noch zur Polonaise. Oder wie hieß das noch einmal?“ So rannten wir noch zur abendlichen Halloweenparade.
Als ich dachte, dass ich es mit dem Europaparkbesuch für dieses Jahr geschafft hätte, verkündete mir unser Jüngster die „freudige“ Nachricht, dass der Park sogar noch an diesem Freitag zwei Stunden länger geöffnet sei….
Also eilten wir wieder zurück zum Europaparkstadion, wo die Zwillinge nicht genug vom Autoscooter bekamen. „Jungs, wollt ihr jetzt nicht endlich mal weitergehen?“ zeterte ich ermüdet. „Die Stimme kenne ich doch.“ Und schon fiel mir die ehemalige Kindergartenerzieherin unseres Älteren, welche dessen Gruppe vor 5 Jahren mitbetreute, um den Hals. Ich schaffe es tatsächlich nirgends inkognito zu bleiben.
„Danke für den besten Tag im Schwarzwald“. Unser Jüngster umarmte mich im Vorbeirennen zur nächsten Runde vom Autoscooter. Und ich war recht erleichtert, dass ich mein „Tagessoll“ von unglaublichen 10 Stunden Freizeitpark erfüllt hatte…Da waren doch die sehr späte Nachhausefahrt und das Bettfertigmachen der übermüdeten Jungs inklusive dem Stechen der neuen Katheter für die Insulinpumpen ein wahres Kinderspiel…
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