Mirò, Montjuïc, Museumsdorf, Morgenlektüre, Megawasserflasche, Monasterio de Sant Miquel, Museum zeitgenössischer Kunst

Meine Hoffnung auf eine halbwegs erholsame Nacht wurde leider in keiner Weise erfüllt, da ich offensichtlich beim Abschätzen der zu berechnenden Kohlehydrate der köstlichen gestrigen Paella (aufgrund der extrem heißen Pfanne konnte ich sie nicht wiegen) zu vorsichtig berechnet habe, so dass erst der Jüngere mit den Blutzuckerwerten ziemlich anstieg, einige Stunden später aus unerfindlichen Gründen sein Bruder zu hoch war und dazwischen vermeldetet die Pumpe noch einen niedrigen Insulinstand, so dass ich immer, wenn ich gerade wieder eingeschlafen war, durch den nächsten Pumpenalarm wieder hochschreckte.

So stand ich ziemlich gerädert auf, aber wir wollten unbedingt unseren letzten ganzen Tag in Barcelona noch ausführlich nutzen und fuhren so zu einer populären Sehenswürdigkeit Barcelonas, dem Museumsdorf Poble Espanyol.

Davor mussten wir uns mit neuem Trinkwasser eindecken. Wir trinken zu Hause ausschließlich Leitungswasser und ich hasse Plastik abgrundtief. Leider bleibt uns in Spanien wie auch in Frankreich nichts anderes übrig, als unser Wasser permanent aus Plastikflaschen zu kaufen. In Spanien ist das Wasser in diesen Megawasserflaschen von 6,25 Litern sehr preiswert, aber es ist immer eine ziemliche Schlepperei. Zudem lässt es sich nicht so ganz leicht aus der Megaflasche in kleinere Flaschen umfüllen.

Bis ich zudem alles nötige Proviant hergerichtet, Gemüse geschnitten, Reiseführer gelesen, etc, hatte, lasen die Jungs einträchtig auf dem Bett einige Seite der Drei ??? und ich stellte fest, dass ich es leider in diesem Urlaub keinen einzigen Abend geschafft hatte, auch nur eine Seite meiner mitgenommenen Bücher zu lesen…Dafür habe ich brav das lebenswichtige Insulin dauerhaft kühl gehalten dank der sehr praktischen Friotaschen, deren Inlay ich alle drei bis vier Tage wieder für einige Minuten in Wasser tauche, damit das Insulin kontinuierlich ohne das Benötigen eines Kühlschrankes kühl gehalten wird.

Wie ich heute gesehen habe, bezeichnet sich unser Hotel als umweltfreundliches Hotel, als sogenannter „changemaker“. Vielleicht ist dies der Grund, dass sie die Zimmer überhaupt nicht gereinigt, sondern einzig die Betten wieder ordentlich aufgeschüttelt werden. So spart man Strom zum Saugen und Waser zum Wischen. Nun ja, wenn es wenigstens der Umwelt hilft…

Auch wenn wir mit dem Auto nicht so lange von unserem Hotel bis zum Museumsdorf, dass wunderbar auf dem Hausberg von Barcelona, dem Montjuïc, gelegen ist, gebraucht hätten, waren wir mit Bus, metro und einem Fußweg über eine Stunde zum Poble Espanyol unterwegs.

Dieses Museumsdorf wurde anlässlich der Weltausstellung im Jahre 1929 eröffnet und sollte eigentlich nach dieser -genauso wie z.B. der Eiffelturm – anschließend wieder abgerissen werden. Glücklicherweise gefiel es Barcelonas Einwohnern so gut, dass es noch heute zu bewundern ist.

Es ist eine lebensgroße Nachbildung verschiedener spanischer Dörfer und bekannter Bauten und so kommt man innerhalb weniger Minuten von Nordspanien, durch Zentralspanien, nach Südspanien und zu den balearischen Inseln.

Und wir sahen nicht nur unterschiedlichste Bauwerke vom romanischen bis zum barocken Stil, sondern kamen heute im Museo Fran Daurel sogar doch noch in den Genuss, Picassowerke und auch Gemälde von Mirò zu bewundern.

Dabei konnten wir sogar mehrere Querverbindungen mit unserer Reiseroute herstellen. So ist Mirò in Barcelona geboren, wo wir nun auch diese eindrucksvollen Werke von ihm bestaunten und in Palma gestorben, wo wir ja eine Woche zuvor bereits auch Werke von ihm gesehen hatten.

Und Picasso kam offensichtlich das erste Mal mit Keramik in Paris im Montmartre in Berührung, das wir ebenfalls vor zwei Wochen besucht hatten und wohin wir auch morgen wieder mit dem Zug fahren werden.

Nach einer langen Brotzeitpause und der Besichtigung des romanischen Klosters San Miquel durfte ein Spielplatzbesuch mit sehr langen, relativ steilen Rutschen natürlich nicht fehlen. Als unser Jüngerer gerade das erste Mal gerutscht war, las ich ihm die Schilder vor und erklärte: „Die rechte Rutsche ist erst ab 12 (Jahren) empfohlen.“ Darauf antwortete er mir: „Aber Mama, es ist doch schon nach 12.“

Auch die verschiedenen spanischen Feste wurden sehr eindrucksvoll in einer audiovisuellen Präsentation gezeigt und eine große Skulptur von Josep Guinovart rundete das Gesamtbild noch ab.

Bei der Plaça d’Espanya erklärte ich den Jungs noch den in ganz Spanien (einst) beliebten Stierkampf und zur großen Erleichterung konnte ich ihnen aus dem Marcopoloreiseführer auf der Seite 25 vorlesen: „Der Stierkampf ist den Spaniern heilig, den Katalanen eher suspekt: Immer mehr lehnen die jahrhundertealte Tradition als Tierquälerei ab…..Die größte ehemalige Stierkampfarena der Metropole ist längst ein Einkaufszentrum…“

Die Jungs hatten schon am späten Nachmittag so sehr von der gestrigen abendlichen Paella geschwärmt, dass ich ihnen versprochen hatte, dass wir heute Abend noch einmal in dasselbe Lokal an der Rambla Poblenou gehen werden.

Und sie hatten wirklich genauso viel Hunger wie Erwachsene, verdrückten beide mit großem Genuss eine große Portion glutenfreier Paella mit Huhn und hatten danach sogar unvorstellbarer Weise Hunger, den ich jedoch aufgrund der sehr späten Stunde mit gekauften Bananen stillte.

Leider habe ich erst heute Abend festgestellt, wie nahe wir vom Strand entfernt sind und so liefen wir noch zur nachtschlafenden Zeit kurz zum Strand. Wäre nicht leider der Blutzuckersensors unseres Jüngeren plötzlich ausgefallen, müsste ich nicht auch noch packen, bloggen, etc., wäre ich unglaublich gerne länger als nur diese wenigen Minuten an dem Strand geblieben…

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