Mallorca, Miròmonument, Madridkäppi, Matjesbrötchen, Modernismebauten

Unser erster vollständiger Tag auf dem Schiff begann mit einem grandiosen Ausblick auf die Kathedrale von Palma. Es ist ein ganz eigentümliches Gefühl, von Barcelona abends loszufahren und 133 Seemeilen (246 km) später auf Mallorca aufzuwachen.

Da ich mich aus vielen Gründen in Menschenmassen nicht wohlfühle, nahmen wir ausschließlich den angebotenen Shuttleservice für 10 Euro pro Person (Kinder unter 12 Euro sind kostenlos) vom Hafengelände in die etwa 20 Minuten entfernte Innenstadt in Anspruch, alles andere organisierte ich auf eigene Faust.

Von der Unterstadt Palmas führte uns der erste Weg in größter Hitze in die höchst beeindruckende Kathedrale von Palma, ein gotischer Kirchenbau, mit dem der König Jaime I. von Aragon demonstrieren wollte, dass das Christentum den Islam ersetzt habe. Die Jungs lagen zwischenzeitlich ermattet auf den weinrot samtenen Fußbankkissen in der vordersten Bankreihe, erschöpft von einem viel zu langen Beachclubdiscoabend (natürlich in meiner ständigen Begleitung) und so großer Hitze selbst im Inneren der Kirche, dass auch ich mich zwischenzeitlich immer mehr in der Sauna als in einem Gotteshaus fühlte.

Nichtsdestotrotz war ich ausgesprochen von den fünf Rosettenfenstern, dem Baldachin aus Schmiedeeisen, welcher den alabasterfarbenen Hauptaltar überwölbt (von Gaudì gestaltet) und der von dem mallorquinischen Künstler Barcelò gestalteten Kapelle beeindruckt, der diese mit einer spektakulären 300 Quadratmeter großen Keramikverkleidung versehen hatte.

Auch wenn die Stimmung aufgrund von Schlafmangel und Hitze immer wieder zu kippen drohte, eroberten wir uns die Oberstadt von Palma und bewunderten zahlreiche typische mallorquinische Plätze, Kirchen und Gebäude. Dank meines schlechten Orientierungssinnes liefen wir auch bisweilen erst einmal eine Ehrenrunde im Kreis, bis wir dann im zweiten Anlauf die von mir sehr geschätzten Modernismebauten (dies ist der katalonische Jugendstil) entdeckten, von denen das eine Haus „Can Rei“ mit seiner farbigen „Trencadís“-Bruchkeramik sogar als Höhepunkt des von Gaudì beeinflussten Modernisme auf Mallorca gilt.

Ich wäre so gerne noch deutlich länger Palma geblieben und hätte mir auch noch ausgiebig die Unterstadt erwandert. Die Jungs hatten allerdings so brav mit mir noch die Bronzeskulptur „monument“ oder auch „personatge“ gesucht, welche Joan Mirò Palma 1975 geschenkt hatte, dass ich ihnen dann selbstverständlich auch entgegenkam und auf Wunsch des Größeren lieber noch mit dem Bus an den Strand von Palma fuhr.

Da das Schwimmengehen ja immer einen größeren Abklebe- und Absteckaufwand der Insulinpumpen und Blutzuckersensoren beinhaltet, hatten wir kein Badezeug dabei -ich bin stets schon wie ein Packesel beladen mit der Waage, sehr, sehr viel Proviant, Wasser, dem ganzen Diabetesquipment und vielem mehr. ..

Die Zeit wäre dafür auch fast zu knapp für ein Schwimmen bemessen gewesen. War ich doch schon sehr stolz, dass ich es geschafft hatte, in dem weitläufigen Bussystem von Palma sehr rasch die richtige Buslinie zum Strand zu finden, aber nicht wusste, dass der Bus nur nach jeweiligen Drücken des Stopschildes auch tatsächlich an der gewünschten Haltestelle stehenbleibt.

So merkte ich eine Sekunde zu spät, dass wir an der geplanten Strandstelle vorbeigefahren waren. Der Schrecken war groß, als wir merkten, dass nicht gleich die nächste Haltestation angefahren wird, sondern wir tatsächlich erst einmal eine kleine Überlandfahrt auf der Autobahn machten, während der ich schon unser Schiff ohne uns weiterfahren sah…

Offenbar wirke ich auf andere Touristen wesentlich kundiger und souveräner als dies eigentlich der Fall ist und so mussten wir auch auf Palma immer wieder Wildfremden Rede und Antwort stehen, wie man denn am besten zur Kathedrale kommt, wo es die meisten Einkaufsgeschäfte gibt und wo es denn zum Strand ginge, was wir nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten versuchten.

In der eigenen Familie hielt mich dagegen unser lieber älterer Sohn offenbar bereits so vertrottelt, dass er mir am späteren Abend, als ich ihm versprochen hatte, dass wir noch in den Minipool des Schiffes gehen, sogar suchend auf dem Deck 17 entgegenlief mit den Worten: „Mama, ich habe schon überall nach dir geschaut, ansonsten verläufst du dich wieder komplett…“

Wann immer man das Schiff verlässt, muss man mehrere einheimische Sicherheitskontrollen passieren. Dabei piepsen die Insulinpumpen der Zwillinge jedes Mal zuverlässig und ich erkläre dann den jeweiligen Beamten den Grund. Darauf sind sie immer sehr verständnisvoll, schreien durch die gesamte große Halle all ihren Kollegen den Grund des Piepsens der Jungs und verbrüdern sich immer noch, gerade in Palma, mit unserem Älteren, der in Barcelona ein Real Madrid-Käppi erworben hat und dieses seit dem mit ihm verwachsen zu sein scheint.

Eine Kreuzfahrt ist ja untrennbar mit viel Essen verbunden – ein absoluter Alptraum für die heimische Waage- allerdings bin ich tatsächlich von dem glutenfreien Angebot, anders als wie es oft geschrieben worden ist, stellenweise eher enttäuscht. Insgesamt ist es anstrengend, immer auf alle besonderen Ernährungsbedürfnisse zu achten.

So war ich abends sehr erleichtert, als ich schon im Vorfeld geklärt hatte, dass das „Best Burger Restaurant“ auch glutenfreie Burger anbietet, allerdings keine Pommes.

Da ich weder das eine noch das andere mag, aber auch nicht mit knurrendem Magen den Zwillingen Gesellschaft leisten wollte, kam ich auf die Idee, im direkt benachbarten „Oceans-restaurant“ mir vom Buffet ein paar Stücke Räucherfisch und ein Matjesbrötchen zu nehmen, was ich anschließend im Beisein der Zwillinge im Burgerrestaurant verzehren wollte.

Ich hatte mein Vorhaben sogar vorher noch dem Kellner erklärt, der nur nickte, was ich als Zustimmung interpretierte, offenbar hatte er aber gar nicht meine Aussage verstanden. Dies stellt beim Servicepersonal ein grundsätzliches Problem in vielen Fällen dar, was mich im Falle der Zöliakie immer sehr unsicher werden lässt, weil ich dann oft x-mal in den unterschiedlichsten Sprachen nachfragen muss, ob die Speisen wirklich glutenfrei sind.

Jedenfalls stellte sich leider ein wenig später der Verzehr von meinem Matjesbrötchen im Burgerrestaurant als eine Art Kapitalverbrechen raus, da es unter keinen Umständen gestattet ist, das Essen aus einem Restaurant in einem anderen zu essen, was in unserem Fall wirklich ausgesprochen ungünstig und ärgerlich ist…

Palma mit seinen rund 400.000 Einwohnern ist jedenfalls immer wieder einen Besuch wert und ähnelt, bedingt durch seine Geschichte, in vielem Barcelona. Dies wird z.B. in der einen wie in der anderen Stadt durch die zutiefst beeindruckenden gotischen, aber auch Modernismebauten ersichtlich.

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