La Spezia, Lerici, La sirena, Lustwandeln, Leinen los

Wie sehr hatte ich mich darauf gefreut, an diesem Tag mit dem Zug die fünf Dörfer mit all den pittoresken Häusern der sogenannten cinque terre abzufahren und wie enttäuscht war ich zu lesen – nachdem ich bereits unseren gesamten Ausflug dorthin minutiös geplant hatte- dass die Bürgermeister dieser Orte just an unserem einzigen Tag in La Spezia angesichts der lokalen Unwetter mit starken Regenfällen den Zugang zu den Dörfern mit allen öffentlichen Transportmitteln wie Booten, Bussen und Zügen untersagt haben.

Zu groß sei die Gefahr von Überflutung und Erdrutschen. Dies konnten wir nur allzu gut nachvollziehen, als ich nichtsdestotrotz schon in aller Früh zum Aufbruch gedrängt hatte, so wetterfest angezogen wie es nur irgendwie ging und wir das Hafenshuttle aus dem Militärmarinegelände des Hafens rausgenommen hatten.

Es regnete am Vormittag bereits so stark, dass viele Kreuzfahrturlauber bereits am Abend zuvor beschlossen hatten, auf dem Schiff zu bleiben, andere drehten unverrichteter Dinge beim Anblick des nicht aufhörenden Starkregens wieder um. Da ich jedoch unbedingt den Landausflug nutzen wollte und glücklicherweise die Landessprache beherrsche, klärte ich kurz mit der Signora an der Information in der Hafenhalle ab, welche Ausflüge überhaupt noch möglich sei und erfuhr so, dass man mit dem ganz normalen öffentlichen Bus ins malerische Lerici gelangen kann. Sie schob noch ungläubig nach, ob ich mir sicher bin, dass ich da nun mit den Kindern auch bei der aktuellen Wetterlage hinmöchte und als ich bejahte, meinte sie nur besorgt: „Fate attenzione.“

Mehr oder weniger gut beschirmt – ein großer Schirm reicht halt leider doch nicht so ganz für uns drei bei solchen sintflutartigen Wasserfällen aus– suchten wir die Bushaltestelle auf. Diese ständigen Orientierungsläufe strengen mich immer ziemlich an und das Wissen, dass jeder falsch gelaufene Meter nun auch noch deutlich nässere Kleidung bedeuten würde, trug nicht zu meiner Entspannung bei..

Im Zickzacklauf umsprangen wir so gut es ging alle tiefen Wasserstellen, da die Straßengullis bereits längst vor den Wassermassen kapituliert hatten und gelangten tatsächlich zur Haltestelle, wo die Busse der Linie L und S nach Lerici abfuhren.

Während wir auf diese Weise relativ problemlos in den trockenen Bus einsteigen konnten, entpuppte sich der Fahrtkartenkauf als ein Ding der Unmöglichkeit. Gab es doch einzig die Möglichkeit eines online-Ticket-kaufes, bei welcher ich aber auch nach zahllosen Versuchen kläglich scheiterte. Kein einziger Tourist hatte sich in unseren Bus verirrt und zu meinem großen Erstaunen gab es weder im Bus einen Aushang mit den anvisierten Bushaltestellen noch waren die Haltestationen draußen in irgendeiner Weise beschriftet.

Ich wusste einzig, dass Lerici in etwa 12 Kilometer von La Spezia entfernt ist, aber die Scheiben des Busses waren dermaßen beschlagen, dass ich vom Bus kaum etwas von der Landschaft draußen erkennen konnte, geschweige denn zu eruieren vermochte, wann die beste Ausstiegshaltestelle für uns sei. Tatsächlich fuhren wir deshalb auch erst einmal an dem ersten von mir anvisierten Dorf „San Terenzo“ vorbei, stiegen jedoch immerhin richtig in Lerici aus.

Der Regen fiel unbarmherzig weiterhin in einer solchen Intensität vom Himmel, dass wir bereits nach wenigen Metern klatschnass waren. Lerici, das normalerweise vor lauter Touristen überquillt, war wie ausgestorben und wir kämpften uns auf glitschigen Stufen zum Kastell von Lerici nach oben, genossen den Blick und beobachteten entsetzt, dass der Starkregen zahlreiche Treppen in Kaskadenwasserfälle verwandelt hatte, ehe wir – früher als geplant  – mit dem Bus wieder den Rückweg antraten.

Während die Jungs am liebsten gleich wieder auf das Schiff gegangen wären, versuchte ich sie noch mit allen Mitteln zu einem Rundgang durch La Spezia zu motivieren. Dabei muss ich mich immer ausgesprochen schnell in einer, auch für mich ganz neuen, Stadt orientieren, da die Zwillinge nur dann am „Besichtigungsball“ bleiben, wenn ich sie zügig zu den anvisierten Stationen führe.

Dies gelang mir in La Spezia recht gut, so dass wir mit dem ältesten erhaltenen Gebäude der Stadt, der ehemaligen Verteidigungsfestung, Castello San Giorgio, beginnen konnten. Den Jungs zuliebe verzichtete ich auf den Besuch des dortigen Museo Civico Archeologico.

Dafür stärkte ich sie noch so gut mit dem mitgeschleppten Proviant, dass wir nicht nur im Anschluss den Wochenmarkt auf der Piazza Cavour und die Fußgängerzone abliefen, sondern auch noch die Kirche Santa Maria Assunta, welche Gemälde, Skulpturen und Altäre aus den unterschiedlichsten Epochen beherbergt, besichtigten.

Wir lustwandelten in dem giardino Garibaldi und gingen durch die palmengesäumte Strandpromenade „Passeggiata Constantino Morin“ langsam wieder zurück zum Schiff. Bei der Skulptur der „Sirena del Golfo dei Poeti“ streikten die Jungs schließlich. Aber wir hatten immerhin den Wetterwidrigkeiten getrotzt und das Beste aus den Umständen gemacht.

Während die Jungs das Schiff mit seinem dortigen Eis und anderen Essensangeboten kaum mehr erwarten konnten, erhaschte ich immer wieder einen Blick zurück auf den Golf mit den Apuanischen Alpen. Aufgrund der sehr teuren Liegeplatzgebühren am Hafen von La Spezia hieß es bereits um 18.00 Uhr wieder „Leinen los“. Das Auslaufen erlebten wir dieses Mal im Familienrestaurant „Fuego“, von dem ich positiv überrascht war.

Selbstverständlich gab es Pizza, Burger und Pasta und vieles weitere für unseren Zöli nicht geeignetes, aber es wurden auch viel Rohkost, verschiedene Dips, gekochtes Gemüse, Reis und Kartoffeln mit unterschiedlichen glutenfreien Soßen und – nicht zu vergessen-  sehr leckere Passionsfrüchte wie auch das obligatorische glutenfreie Eis angeboten, so dass auch unser Jüngerer kulinarisch nicht zu kurz kam. Insgesamt ist es sehr erleichternd, dass wirklich bei jedem präsentiertem Essen in den Büffetrestaurants immer ganz genau angegeben ist, ob es glutenfrei, vegetarisch, laktosefrei, vegan, etc. ist.

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