Riesenfreude, Running kitchen, Rollenwechsel, Rundumkinderbetreuung

Während für Eltern stoffwechselgesunder Kinder jede hereinflatternde Einladung zum Kindergeburtstag oder einer sonstigen schönen Extraveranstaltung oft einige kinderfreie (Muße-)stunden verheißt, freue ich mich selbstverständlich auch immer sehr für unsere Söhne, dass sie bei allem so bestens integriert sind und so oft zu Kindergeburtstagen oder anderen Festivitäten in der Schule oder den Sportvereinen eingeladen werden.

Gleichzeitig bringen mich diese Veranstaltungen allerdings auch immer wieder in (mentalen und physischen) Stress, da ich nie einfach ungeplant unsere Jungs dorthin gehen lassen kann, ehe ich nicht sorgfältig das dort angebotene Essen mit den beiden insulinberechnungsmäßig und natürlich bezüglich der Glutenfreiheit bei unserem Zöli durchgegangen bin.

Ich bin ausgesprochen dankbar, dass meine Bitte, die ich zu Beginn des allerersten Elternabend in der Grundschule vorgetragen hatte, wirklich ausnahmslos bei allen Gehör gefunden hat und mir alle Eltern im Klassenchat sehr zuverlässig nicht nur jeweils einen Tag vorher schreiben, wenn ihr Kind am nächsten Tag in der Klasse Geburtstag feiern wird, sondern mir auch noch so tolle Fotos der von ihnen mit viel Liebe gebackenen Köstlichkeiten – inklusive der genauen Grammangaben – schicken, dass ich tatsächlich zur späten Abendstunde sehr diszipliniert sein muss, um nicht in Anbetracht der fotografierten Leckereien für den kommenden Tag auch noch meinen Heißhunger auf Schokolade stillen zu wollen…

Als ich nun vor einigen Tagen die Ankündigung des Klassenabschlussabends am Donnerstag erhielt, hielt sich meine Begeisterung zunächst in Grenzen, gab es leider auch noch eine Koinzidenz des Schulabends der Zwillinge mit meiner lange im voraus ausgesprochenen Abendessenseinladung an die gesamte Französischfachschaft unseres Gymnasiums bei uns zu Hause. Nicht nur, dass ich auf alle Fälle erst einmal die Jungs in die Schule begleiten und unserem Älteren alles gewünschte Essen vom Büffet abwiegen und akribisch die dafür benötigte Insulinmenge berechnen muss. Vielmehr belastete mich die Sorge, dass sich unser Zöli ausgeschlossen vorkommt, wenn er nur all das essen darf, was ich ihm von zu Hause mitgebe.

Denn egal, wie engagiert, aufwändig und kreativ ich immer für ihn glutenfrei koche und backe, es ist und bleibt halt immer das mehr oder weniger gewohnte Essen, das die Mama kocht und ist nicht zu vergleichen mit auswärtigem Essen, was ja bei einer Zöliakie aufgrund der Kontaminationsgefahr oft eine Schwierigkeit darstellt. Ich kann daher gar nicht beschreiben, wie sehr mein Herz aufging, als ich nach einem sehr anstrengenden Schultag auf dem Rückweg – in Gedanken ging ich schon mal durch, was ich alles unserem Sohn für das abendliche Büffet am nächsten Tag mitgeben könnte – von einer Mutter einer Klassenkameradin geschrieben bekam, dass sie extra für unseren Sohn glutenfreie Pizzaschnecken backen würde.

Und dabei hat sie wirklich bis ins letzte Detail mitgedacht. Selbst beim Ausrollen hat sie nicht das Nudelholz genommen, mit dem bereits glutenhaltiger Teig ausgerollt wurde, sondern ein frisches Glas. Und auch ansonsten hat sie wirklich penibelst jede auch noch so kleine Möglichkeit einer Glutenkontamination vermieden. Das Ergebnis durfte ich im Klassenzimmer bewundern und es duftete absolut verführerisch.

Diese Mama zeichnet sich nicht nur durch sehr große Empathie, sondern auch durch ein überaus großes Fachwissen aus, ist sie doch sogar gelernte Hauswirtschafterin und lehrt diesen Beruf auch. Wir sind dermaßen gerührt und auch unser Sohn konnte sein Glück nicht fassen, dass er nicht nur das von zu Hause mitgebrachte Essen verzehren, sondern sich nach Herzenslust an frisch gebackenen glutenfreien Pizzaschnecken erfreuen darf. Und das abendliche Festmahl wurde sogar dank selbiger überaus lieben und engagierten Mutter gekrönt, da sie auf die Idee gekommen war, sogar selbst gemachte glutenfreie Schokoroissants für ihn zu backen. Der Rest der Klasse bereitete nämlich mit fertig gekauftem Blätterteig Schokoladencroissants als Nachtisch vor.

Aufgrund des erneuten mittäglichen Besuchs des Freundes von unserem Jüngeren, der zu unserem neuen Dauergast zu werden scheint und dem unser heutiges Mittagessen in Form von Milchreis deutlich besser mundete als die an den beiden Vortagen kredenzten Gerichte, hatte ich keine Mittagsessenreste -wie eigentlich geplant – mehr vorrätig. Als unsere Tochter am Nachmittag ausgehungert von der Schule kam, erbarmte ich mich deshalb noch einmal neu zu kochen.

So widmete ich mich gefühlt kurz vor den Abendessensvorbereitungen nochmals einem weiteren spätnachmittäglichen Kochen, dieses Mal in der salzigen Arborioreisvariante, nämlich einem Zucchinirisotto.

Ähnlich dem von mir sehr geliebten Running Sushi komme ich mir an vielen Schultagen wie in einer -von mir deutlich weniger geschätzten – running kitchen vor, in der ich quasi nahtlos -nur unterbrochen durch das Beaufsichtigen der Hausaufgaben, dem Üben der Instrumente, den Fahrten zu Ärzten oder zu Freunden, von den verschiedenen Mittagessenszubereitungen in die des Abendessens hineingleite…

Und dieses galt es heute in noch wesentlich größerer Menge zuzubereiten, hatte ich doch die gesamte liebe Französischfachschaft zu uns nach Hause eingeladen, für die ich ein veganes (und selbstverständlich auch für eine ebenfalls von Zöliakie betroffene sehr liebe Kollegin glutenfreies) Linsenkichererbsencurry kochte. Ganz herzlichen Dank, liebe Uli, auch an dieser Stelle für dieses geniale Rezept. Bevor ich mich an das Kochen der roten Linsen machen konnte, nahm ich kurzerhand die Rolle von Aschenputtel ein – “Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen”, gilt es doch bei diesen immer, sehr gründlich auszusortieren, ob sich nicht doch glutenhaltiges Getreide dazugemischt hat.

Anschließend gab es noch eine weiße Topfenschokomousse mit Heidelbeeren.

Von allen Kolleg:innen habe ich total rührend einen wunderbaren Wellnessgutschein geschenkt bekommen, den ich nach den letzten Tagen und Nächten tatsächlich mehr als gut gebrauchen kann. Während unser Jüngerer mit hervorragenden Blutzuckerwerten von der Klassenfeier gekommen ist, kam unser Älterer mit absolut grauenhaften Blutzuckerwerten nach Hause, was sicher sehr viele Stunden an Schlafmangel kosten wird, bis der Blutzucker wieder in einen Normalbereich kommen wird….

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