Im Juli jagt bekanntlich ein Fest das andere. So erging es uns auch gestern, als der Samstag für gleich drei Highlights deutlich mehr Stunden hätte haben können. Nach dem üblichen Samstagshaushaltsstress besuchte ich zunächst mit den Zwillingen die 60-Jahrferier der Baufirma Vilgertshofer in Alling.
Hier wurden die Erwartungen unserer Söhne an diesem Tag der offenen Tür bei weitem übertroffen. Nach dem sehr beliebten Glücksraddrehen, das den beiden eine ganze Palette an Preisen und zu Papas großer Freude auch eine Vielzahl an Meterstäben bescherte, durften sie in einem echten Bagger Platz nehmen und nach fachkundiger Einführung losbaggern.
Nach verrichteter “Arbeit” ging es zum Eisstand. Ich war unendlich erleichtert, als mir der Eisverkäufer auf meine bange Frage, ob er auch glutenfreie Eissorten im Angebot hätte, mit einem Strahlen im Gesicht unverzüglich antwortete: “Selbstverständlich, signora, das Eis habe ich alles selbst gemacht. Bis auf die Sorte “Cookies and Cream” sind alle Eissorten glutenfrei. Das Nutellaeis besteht nur aus Nutella und Sahne.”
Wer immer sich in der Nähe von Kirchheim befindet, dem sei das dortige Eiscafé “La strada” zum Eisverzehr empfohlen. Ich freute mich umso mehr, dass die Jungs das dortige Eis essen durften, tat es mir doch in der Seele weh, als die Jungs letzte Woche ganz traurig von der Schule nach Hause kamen und erzählten, dass heute allen Grundschulkindern aus sämtlichen Klassen ein Eis spendiert wurde, nur unsere beiden Jungs mussten sich in Askese üben. Wusste unser Älterer nicht genau, wie er das Eis insulinmäßig berechnen sollte und verhielt sich zudem ganz rührend solidarisch gegenüber seinem Zwillingsbruder, der aufgrund der Zöliakie ja auf keinen Fall das Eis in der Waffeltüte essen durfte.
So erlaubte ich den Jungs – auch wenn es aus ernährungsphysiologischer Sicht natürlich nicht sehr empfehlenswert ist – bereits am späten Vormittag den Eisverzehr. Während sich unser Älterer gleich zwei Kugeln Eis gönnte, war unser Zöli bei seiner Bestellung ganz bescheiden und gab sich zunächst mit einer Eiskugel zufrieden.
Diese mundete ihm allerdings so gut, dass er mich kurz danach bat, sich noch eine holen zu dürfen. Dabei kam es zu einem kleinen Missgeschick, hatte der Eisverkäufer es doch sehr gut gemeint und so schnell die Eiskugel im Becher mit einer Eiswaffel verziert, dass unser Zöli es gar nicht mehr verhindern konnte. So musste sich unser Älterer des Eises “erbarmen”, während ich dem Jüngeren noch einmal eine Kugel Eis ohne einen Glutenkrümel holte.
Danach erklärten mir unsere Zwillinge ganz begeistert, was man unter einem “Rotationsteleskoplader” versteht – solch wunderbare Komposita gibt es wirklich nur in der deutschen Sprache -, den wir anschließend auch in Aktion testen durften. Ich war während der Fahrt der Ängstlichkeit eines uns begleitenden Kindes nicht undankbar, das bereits nach erreichten 6 Metern Höhe genug hatte und nicht mehr auf die mögliche Maximalhöhe von 14 Metern weiter hochgeschraubt werden wollte…
In unmittelbarer Nähe hätte es auch noch die Gelegenheit gegeben, sich in einer Kabine mit Hilfe eines Krans auf schwindelerregende 70 Meter hochziehen zu lassen, was ich aber – nicht nur wegen der wirklich großen Hitze – dankend ablehnte. Gestern machten die sogenannten Hundstage ihrem Namen ja wirklich alle Ehre…
Umso mehr freute sich unser Älterer, als er plötzlich einen Klassenkameraden von sich auf dem Fest entdeckte, der sich nicht nur als Sohn eines Vilgertshofermitarbeiters herausstellte, sondern auch als vorübergehender “Besitzer” des von mir seit Wochen verzweifelt gesuchten FC Bayern-Käppi unseres älteren Sohnes entpuppte . Offenbar hatte dieser es vor einiger Zeit bei besagtem Freund zu Hause vergessen und es – zu meiner großen Überraschung, ja vielmehr zum wirklichen Ärger – in keiner Weise für nötig gehalten, es in der Zwischenzeit wieder zurückzuholen.
Tatsächlich finde ich zwei Phänomene am Muttersein seit nunmehr 20 Jahren mit am belastendsten: zum einen der ständigen Last des “Mental loads” schutzlos ausgeliefert zu sein – so habe ich wirklich Tag für Tag und oft auch Nacht für Nacht an über 30 – 50 “Kleinigkeiten” zu denken- und zum anderen die Tatsache, sich viel zu oft in der sogenannten “Gratifikationskrise” zu befinden, was nichts anderes bezeichnet als das Missverhältnis zwischen der geleisteten (Care-)arbeit und dem dafürerhaltenen Dank.
Dank eines gut bestückten Getränkewagens -hier musste ich tatsächlich diabetesbedingt hart bleiben – und gestattete den Jungs (und natürlich auch mir selbst) nichts anderes als angenehm kühles Wasser – wartete ich auch geduldig in der Hitze, bis sich die Jungs an der Hüpfburg und der Torschießwand ausgiebig verlustiert hatten.
Bei der zweiten Baggeranstehrunde saß ich bereits ziemlich auf heißen Kohlen saß, musste ich doch nicht nur noch für den Rest der Familie das Mittagessen kochen (die Jungs hatten sich bereits an einer Bratwurst(semmel) satt gegessen), sondern wollten auch noch zwei Kuchen gebacken und alles festlich hergerichtet werden für den 80. Geburtstag meiner lieben Schwiegermutter, den wir für sie bei uns zu Hause ausrichteten.
Dennoch war ich begeistert, welch harmonische Stimmung unter allen Vilgertshofermitarbeitern herrscht. Diese erklärten den Jungs nicht nur sehr kompetent und geduldig alles Wissenswerte rund um die so interessanten Baufahrzeuge, sondern wirkten wie eine große Familie, in der alle sehr wertschätzend miteinander umgehen.
Nach ausführlicher sportlicher Betätigung fanden sogleich die frisch gewonnen Gummibärchen kurz vor einem drohenden Unterzucker ihren verdienten Einsatz.
Vilgertshofer verfügt übrigens nicht nur über eine jahrzehntelange Expertise rund um alles Bautechnische im Neubau- wie auch bei Renovierungsarbeiten im Altbaubereich, sondern beweist zudem auch ein kreatives sprachliches Potential, was dieses Akrostichon, das den Besucher gleich beim Betreten der Firma als erstes erwartete, eindrücklich bewies.
Ich liebe ja diese Akrosticha und lasse auch immer wieder die Schüler:innen in meinem Französischunterricht selbige erstellen. Habe ich neben meinen als Überschriften so häufig verwendeten Trikola mit den von vielen geliebten Alliterationen doch insgesamt eine große Affinität zu Wortspielen aller Art.
Trotz der hochsommerlichen Temperaturen verlief auch die anschließende Feier des runden Geburtstages der Schwiegermama sehr gut und die meisten der Geburtstagsgäste hatten nach dem Abendessen noch Lust und Kraft mit uns zusammen die einmal im Jahr stattfindende Se(e)renade am Eichenauer Badesee zu besuchen.
Am See konnten wir in herrlicher Atmosphäre wunderbaren Klängen des Eichenauer Blasorchesters lauschen, das unter anderem die Zuhörer mit Werken von Vivaldi und Frank Sinatra erfreute.
Durch dieses volle Programm kamen die Zwillinge zwar erst weit nach 23.00 Uhr ins Bett, aber ich hoffe, dass alle Beteiligten den Tag in vollen Zügen genießen konnten.
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