Stress, Sommer, Sorgen, Schlafmangel, Schwimmfreuden, Sensorausfälle

„Das macht doch alles die Technik. Gut, dass die Insulinpumpe mittlerweile so selbständig arbeitet. Heutzutage mit Diabetes, das ist ja wirklich kein großer Aufwand mehr.“ An einigen Tagen kann ich diesen Sätzen im Großen und Ganzen freudig zustimmen. Leider gibt es aber tatsächlich momentan mehr Tage, an denen der Diabetes alles andere als nur leises Hintergrundrauschen ist…

Dass mich die tägliche doppelte Abwiegerei aller Mahlzeiten – und unsere Zwillingsöhne haben wahrlich einen gesegneten Appetit – kaum selber zum Essen (geschweige denn zur Ruhe) kommen lässt– hat ja immerhin noch einen positiven Effekt auf die schlanke Linie. Woran ich mich aber wirklich nur schlecht gewöhnen kann, ist dieses häufige Ohnmachts- bzw. der „Technikausgeliefertheitsgefühl“.

Selbstverständlich bin ich ausgesprochen dankbar, dass wir nicht mehr – wie noch zu Anfangszeiten unserer Diabeteskariere vor 8 Jahren – viele Mal am Tag und in der Nacht blutig messen müssen, sondern komfortabel alle 5 Minuten einen Blutzuckerwert gemeldet bekommen. Allerdings lassen gerade die sommerlichen Temperaturen in Kombination mit Schweiß oder auch Badefreuden sehr leicht trotz des wirklich akribischen Abklebens die Blutzuckersensoren von ihrem Bestimmungsort rasch davongleiten.

Oder aber es geschieht häufig, dass die Sensoren augenscheinlich voll funktionstüchtig wirken und fest am Oberarm kleben, jedoch völlige Fantasiewerte anzeigen. So geschah es in den letzten Tagen bei unseren Söhnen immer wieder. Als an einem Abend schließlich der Blutzuckersensor nur ein Zehntel des tatsächlich blutig gemessenen Wertes (54 zu katastrophal hohen 443) anzeigte, setzte ich unserem armen Jüngeren, der endlich nach einem langen Tag am Einschlafen war, natürlich sofort einen neuen Blutzuckersensor.

Dabei schritt der Uhrzeiger unerbittlich voran, während meine To-do-Liste immer länger wurde. Ich musste an diesem Abend wie so oft nicht nur noch für den nächsten Mittag vorkochen, sondern auch noch dringend eine Französischschulaufgabe entwerfen. Als ich mich gegen 22.00 Ihr endlich an das Erstellen der selbigen machen wollte, wurde ich sofort wieder aus den Gedanken gerissen, gab doch nun die Insulinpumpe unseres Älteren unerbittlich sehr eindringliche Warntöne von sich. Nach einem blutigen Gegencheck erwies sich nun leider auch sein Sensor als alles andere als vertrauenswürdig und es blieb mir nichts anderes übrig, als dem armen gerade eingeschlafenen Kerl einen neuen Blutzuckersensor zu setzen. Dies ist gar nicht so einfach, wenn man zum einen vor lauter Erschöpfung kaum selbst mehr die Augen offen halten kann, zum anderen gleichzeitig die Taschenlampe als Lichtquelle halten, die Hautstelle für den neuen Sensor desinfizieren und dabei den schlafenden Bruder davon abhalten muss, sich zu nahe an seinen Bruder heranzukuscheln, da man ansonsten gleich wieder desinfizieren muss…Bei all diesen Aktionen finde ich es am zermürbendsten, dass es keine Gewissheit gibt, ob die beiden neu gestochenen Sensoren zuverlässigere Werte anzeigen werden und dass ich mich bezüglich der Blutzuckerverläufe häufig völlig fremdbestimmt fühle, unabhängig davon, wie genau ich alles gewogen, berechnet, etc. habe.

So vollkommen erschöpft und frustriert ich mich durch den restlichen Abend/Nacht mit viel zu wenig Schlaf und viel zu wenig erledigten Aufgaben gequält habe, so erfreulich war der nächste Tag, an dem die neuen Sensoren nicht nur offenbar zuverlässig ihren Dienst verrichteten, sondern auch noch die Jungs sehr erfolgreich ein Fußballturnier bestritten. Und zum krönenden Abschluss des Tages genossen wir noch einen erfrischenden Schwumm (kein Schreibfehler; ist mir dieses Wort dank meiner lieben Mama seit Kindertagen bekannt, steht es auch ganz wörtlich im Schweizer Rechtschreiblexikon vermerkt) im Badesee, nach  dem anschließend sogar noch beide Blutzuckersensoren an Ort und Stelle geblieben waren.

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