“Liegt das Gute doch so nah…”, neige ich tatsächlich oft dazu, an einem neuen Ort angekommen, erst einmal nicht das Nächstgelegene zu erkunden, sondern gleich in die fernere Umgebung auszuschweifen. Bei unserem Zingstaufenthalt hatte ich es jedoch tatsächlich so beabsichtigt, dass wir erst an unserem letzten Urlaubstag das Nächstgelegene machen, beginnt nicht nur in Zingst heute das Umweltfotofestival, sondern schlaucht mich doch auch ziemlich das Zusammenpacken (wir haben ja immer unseren halben Hausstand dabei), das Säubern der Ferienwohnung, etc. ziemlich, so dass wir auch heute einen relativ straffen Zeitplan hatten und ich nirgendswo mehr groß wegfahren wollte.
“Also, worauf warten wir noch?” fragte mich heute unser Jüngerer schon ganz in der Früh, als ich mich gerade noch zu den Jungs ins Bett kuscheln wollte. Während ich mich dauernd sorge, dass die Zwillinge viel zu wenig Schlaf täglich abbekommen, schlafen sie doch selten vor 22.30/23.00 Uhr ein und sind dann schon wieder gegen 7.00 Uhr wach, scheint zumindest der Jüngere mit sehr wenig Schlaf gut auszukommen (auch so eine Eigenschaft, die wahrscheinlich ich ihm vererbt habe…). Dagegen schwächelte sein armer Bruder verständlicherweise in den frühen Morgenstunden noch ziemlich und wäre sich lieber noch länger im Bett geblieben.
Aber da ich den beiden versprochen hatte, den letzten Urlaubstag in Zingst mit einem außerhäusigen Frühstück zu beginnen, war an Schlaf nicht mehr zu denken. So durften die Jungs noch ein letztes Mal in dem nahgelegenen Hotel/Restaurant Meerlust das Frühstücksbüffet stürmen und sich über Kiwi und Passionsfrucht (eine Obstsorte, welche die Zwillinge bis jetzt noch nie verkostet hatten) freuen. Nachdem ich große Mengen an Obst, Honig, Joghurt, Semmeln und anderen Köstlichkeiten gewogen und berechnet hatte – für unseren Zöli gab es heute sogar glutenfreie Croissants- , hoffte ich eigentlich sehr auf einige ruhige Minuten am Frühstückstisch, die mir leider heute nicht vergönnt sein sollten.
So stürzte sich doch plötzlich ein -wie er sofort ungefragt zum Besten gab – fünffacher Opa an unseren Tisch und beglückte uns mit seiner ganzen Lebensgeschichte. Im Frühstücksraum senkten wir den Altersdurchschnitt signifikant, was die ringsherum sitzenden Hotelgäste dazu animierte, nicht nur an unserem Tisch permanent vorbeizuflanieren, sondern uns dabei auch immer längere Gespräche, ja vielmehr Monologe, auf’s Auge bzw. auf’s Ohr zu drücken.
Während ich geduldig wohl oder übel allen Geschichten lauschte, verleibte sich unser Älterer immerhin einen Donut nach dem anderen ein. Etwas gestresst, aber bei wolkenlosem Himmel begaben wir uns anschließend an den Strand zum Muschelsuchen. Ich wäre sehr gerne in der Ostsee geschwommen, aber nach dem gestrigen Blutzuckersensorendebakel verzichtete ich heute lieber auf das Wasser…
Während unser Älterer in seinem “Strandlabor” – einem umfunktionierten Strandkorb – stundenlang beschäftigt gewesen wäre, scheine ich unserem Jüngeren leider so eine permanente innere Unruhe und Getriebenheit vererbt zu haben. So waren wir gerade am Strand angekommen, als er nach wenigen Minuten schon wieder fragte: “Und, Mama, was machen wir als Nächstes?” Ein echter Unruhe- und manchmal leider auch wirklich ein Plagegeist…
Der Nachmittag verging mit Muschelnwaschen, sehr viel Kochen, Einkaufen und dem bangen Warten auf den Paketfahrer, welcher den neu bestellten Außenspiegel für das Auto bringen sollte.
Leider kam das Päckchen genau an, als der Werkstattmechaniker sich anschickte, in seinen wohlverdienten Feierabend zu gehen…
So müssen wir leider morgen noch einmal ganz in der Früh in die Werkstatt und konnten heute nur schon einmal tanken, Ölstand messen, während wir beim Luftdruck der Reifen mal wieder kläglich gescheitert sind.
An der Tankstelle haben wir mittlerweile eine eingespielte Arbeitsteilung: während der eine putzt …
…tankt der andere…
Um meinen nächtlichen Stress noch signifikant zu vergrößern, ließ ich mich von den Jungs noch überreden statt eines rechtzeitigen Packens noch zum abendlichen Umweltfotofestival von Zingst zu gehen.
Davor wollten wir unbedingt noch der Tauchgondel einen Besuch abstatten, die sich aber leider nicht an die angegebenen Öffnungszeiten gehalten hatte, so dass wir vor verschlossenen Türen standen.
Dafür waren die beiden beim abendlichen Strandspaziergang von dieser überdimensionalen Sonnenbrille fasziniert, von der wir auch den Sonnenuntergang bewunderten.
Wie immer kamen die Jungs auch heute mal wieder viel zu spät ins Bett und ich schlage mir nun noch die Nacht mit Vorkochen für die morgige sehr lange Autofahrt um die Ohren und hoffe inständig, dass es uns morgen in der Früh gelingen wird, alle Fahrräder sicher wieder an unserem Radlständer vom Auto festzuzurren, bevor wir -wesentlich mehr Kilometer als von mir ursprünglich gedacht – nach Dresden fahren werden.
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