Rundfahrt im Zingster Strom und Radfahrt zur Meiningenbrücke
Ganz in der Früh machte ich mich heute bereits ans Kochen, da die Jungs unbedingt schon am Vormittag zum Strand wollten. So köchelte schon mal der von den Jungs so geliebte bunte Kartoffeltopf vor sich hin, bevor wir uns auf den Weg zum Strand machten und noch einen Zwischenstop einlegten, um für mich einen Kaffeefilter aus Porzellan samt großer Tasse zu kaufen.
Ich bin ja was – meine Bedürfnisse betrifft – immer sehr sparsam, aber da ich auf die Idee gekommen bin, dass meine starken Kopfschmerzen der letzten Tage vielleicht auch auf Kaffeeentzug zurückzuführen sind, gönnte ich mir diese kleine Koffeinanschaffung.
Orientierungsmäßig bin ich ja leider wirklich eine Vollniete und so führte ich die Jungs noch auf dem richtigen Weg zum Hafen, verfranste mich aber anschließend ziemlich, so dass ich die Reiseleitung an die Zwillinge übergab, welche mich dann auch makellos an ihre Lieblingsstrandstelle dirigierten.
Auch am Strand ist der doppelte Diabetes leider immer dabei. Und in den ungünstigsten Momenten – ich creme z.B. gerade den Jüngeren von Kopf bis Fuß mit der ohnehin sehr “batzelnden” Biosonnencrème ein, die meine Hände auch noch nach Minuten mit einem sehr fettigen Schmierfilm hinterlässt – gibt die Insulinpumpe des Älteren sehr penetrant einen Unterzucker an.
Nachdem -typisch Mann…- der Ältere in den Tiefen meines Rucksackes keine Gummibärchen findet, muss ich mich selbst mit crèmeverschmierten Händen auf die Suche danach machen. Gerade als der Unterzucker des Älteren behoben ist, piepst es alarmierend bei dem Jüngeren…
Und als wir uns gerade am Strand arrangiert hatten, mussten wir für das Mittagessen schon wieder in unsere Ferienwohnung zurückradeln. Gestärkt durch den mittäglichen Kartoffeltopf – die Jungs haben einen gesegneten Appetit, so dass ich immer gut mit dem Kochen beschäftigt bin – fuhren wir erneut zum Hafen.
Laut Rezeptangabe wären von der gekochten Menge 6 Personen satt geworden. Da die Zwillinge sich aber beide mehr als 100 KH an Kartoffeltopf schmecken haben lassen, blieb dieser magere Rest noch für den morgigen Tag übrig…
Heute habe ich sogar eine sehr schöne große Glasschüssel im Schrank gefunden…
Die hiesigen Reedereien bieten jeweils einmal am Tag eine Rundfahrt für Familien an, was bedeutet, dass nur die Erwachsenen für die Schifffahrt zahlen, während sich Kinder unter 12 Jahren dem Schifffahrtsvergnügen gratis hingeben dürfen.
So sind wir mit einem Schaufelraddampfer 1,5 Stunden im Zingster Strom, der bis 1872 (als die entsetzliche Sturmflut wütete) noch einen direkten Zugang zur Ostsee hatte, herumgefahren.
Auf der Insel Kirr sind sehr viele Rinder zu bestaunen. Aber wie gelangen all diese Tiere auf die Insel? Tatsächlich werden sie jedes Jahr im Frühjahr per Fähre auf diese Insel gebracht, auf der sie dann ganz autark die Sommermonate verbringen und alles Gras abweisen dürfen. Nur einmal die Woche schaut ein Tierarzt nach dem Rechten, bis die Tiere im Herbst wieder per Fähre auf das Festland gebracht werden.
Wieder an Land angekommen, entdeckte unserer Älterer, der absolute Bootsliebhaber, eine weitere hiesige Attraktion, die sogenannten Zeesboote, welche einer jahrhundert alten Tradition folgend vollständig aus Eichenholz gefertigt sind.
Und dieses Zeesboot bleibt uns ganz besonders im Gedächtnis, ist es doch das allererste Boot, das ich in meinem ganzen Leben bis jetzt gesehen habe, was meinen Namen trägt…
Um die Jungs anschließend noch zu einer Radfahrt zur Meiningenbrücke überzeugen zu können, stärkte ich sie vorher mit einem Eis. Kein einfaches Unterfangen, antwortete mir der Eisverkäufer doch zuerst auf meine Frage, welche Eissorten glutenfrei seien: “Alle Sorbetsorten. Die anderen enthalten Milch.” Darauf meinte ich etwas erstaunt: “Ja, ich möchte aber nur wissen, welche Eissorten glutenhaltig sind.”, worauf er ganz irritiert fragte: “was ist überhaupt Gluten?” Der andere Eisverkäufer reichte uns aber in dem Moment schon eine Liste mit den ausgewiesenen Allergenen und so stand dem versprochenen Eis nichts mehr im Wege…
In der Abenddämmerung erblickten wir sogar einige Rehe, ehe wir zu der alten und neuen Meiningenbrücke gelangten.
Und warum sieht man auf der ganzen Halbinsel Fischland-Darß-Zingst so zahlreiche bunt verzierte Haustüren wie diese?
Mit den prachtvollen Haustüren wollten bereits einst die Seefahrerfamilien ihren Wohlstand zeigen, zu dem sie vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts dank der Segelschifffahrt gelangt waren. Die Sonne symbolisierte dabei den Wunsch des Seemanns nach einer glücklichen Heimkehr.
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