Alpenhof, Aquagymnastik, Astern, Automatikaufguss, Almdorfsauna, Amethystdampfbad, Afternoon Flow, Ausflugsmöglichkeiten

Wurden wir noch zu Beginn des Sommers von vielen Meteorologen auf einen viel zu heißen und trockenen Sommer eingestimmt, hat sich dies – zumindest in Oberbayern – nicht so wirklich bewahrheitet. Was für viele in der Landwirtschaft eher ein Segen als ein Fluch war, ist für zahlreiche Familien mit Schulkindern suboptimal gewesen und so verlief leider auch die letzte Ferienwoche wettermäßig nicht gerade bilderbuchtypisch in München und dem Umland.

Und auch bei meiner Ankunft in Murnau am Ende der letzten Sommerferienwoche war der Himmel so wolkenverhangen und es schüttete in Strömen, dass man nicht sehen hätte können, warum Franz Marc die Gegend um Murnau so sehr wegen seiner geliebten vielfältigen Blautöne schätzte, dass diese seitdem als das „Blaue Land“ bezeichnet wird. Vom Himmel her dominierte eindeutig das Grau-Schwarze. Das Auge konnte sich doch sofort beim ersten Betreten des Hotelgartens an einer wahren Blumenpracht auf der Wiese sowie auch auf allen Balkonen der verschiedenen Hotelgebäude erfreuen. Ich kenne mich ja leider botanisch überhaupt nicht aus, meine aber, unter der Blütenvielfalt auch herrliche Astern und viele andere Augenschmeichler entdeckt zu haben.

Zudem betraf mich das schlechte Wetter nur peripher, war ja leider mein Murnauaufenthalt kein Urlaubsanlass, sondern Ausgangspunkt für zahlreiche Untersuchungen und Behandlungen für meinen komplett kaputten linken Fuß. Dennoch konnte ich immer wieder auch in Behandlungspausen die Annehmlichkeiten des Murnauer Alpenhofs genießen und z.B. auch einmal bei der dort angebotenen Auquagymnastik oder auch dem sogenannten Afternoon Flow teilnehmen. Im Wochenverlauf bietet das Hotel stets einige Aktivitäten an wie z.B. Yogastunden, Wassergymnastik oder aber auch eine Klangreise sowie einen Begrüßungscocktail für alle Gäste.

Dabei fand ich die angebotene Klangreise wirklich hervorhebenswert, da diese von einer überaus kompetenten jungen Klangtherapeutin, die mittlerweile selbst Klangtherapeuten ausbildet, angeleitet wurde und ich zum ersten Mal nicht nur die Klangschalen hörte, sondern auch das sogenannte Tönen, bei dem die menschliche Stimme das eigentliche Instrument ist und das noch wesentlich eindrucksvoller als der Gebrauch der Klangschalen ist. Die Klangreise führte durch alle vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. So sollte z.B. alles Belastende dem Feuer anvertraut werden, noch einmal ganz hell werden und der Rauch sollte zu dem Himmelsvater aufsteigen, während die Asche auf der Mutter Erde landet.

Was ich bei der größten der Außensaunen, der Bergsauna, eher befremdlich fand, nämlich, dass keine Aufgüsse mit Verwedelung und einem Saunameister aus Fleisch und Blut angeboten wurden, sondern stündlich ausschließlich automatisierte Aufgüsse verschiedene Aromen versprühten, beurteilte ich für die beiden Dampfbäder, von denen in einem sogar ein beeindruckend großer Amethyst stand, eher als Vorteil, da man sich für die beiden Dampfbäder unabhängig von einer bestimmten Zeit, immer ein Salzpeeling in verschiedenen Duftrichtungen nehmen konnte.

Darunter, dass die wenigsten heutzutage willens oder in der Lage sind, komplexere oder zumindest Texte, welche mehr als drei Sätze beinhalten, zu lesen und deren Inhalt auch intellektuell zu durchdringen, leide ich oft. Teilweise führt dies aber auch zu unerwartet amüsanten Szenen. So nutzte ich den Saunabereich nach all den Terminen und ärztlichen Untersuchungen zumindest noch für einen Saunagang am Abend.

Ich hatte gerade in der Bergsauna auf meinem Handtuch Platz genommen, als drei sich lauthals über die Tour de France unterhaltende Männer – immerhin in einem schönen Französisch – die Saunatür aufrissen und dabei in keiner Weise ihre Gespräche auch nur irgendwie dämpften. So war ich am Ende des Saunagangs immerhin -nolens, volens – nicht nur bestens über alle Tour de France-Gepflogenheiten informiert, sondern auch, wieviel jeder der drei Männer wiegt und wieviel Liter Bier ein jeder von ihnen folglich zu vertragen glaubt.

Wenn sie in den Bierkonsum genauso eingeführt sind wie in die Saunariten, halte ich sie allerdings für eher weniger trinkfest, hatten doch alle drei geflissentlich sämtliche Hinweisschilder auf den Textilfreibereich missachtet und saßen mit Badeshorts, aber ohne Handtuch – was in gewisser Weise doppelt eklig ist – auf den Saunabänken. Einige Minuten später stieß ein älterer, rein englischsprachiger Herr zu dem frankophonen Triumvirat, welcher bezüglich der Kleiderordnung die Franzosen noch einmal zu übertrumpfen wusste.

So ging er selbstbewusst und zielsicher nicht nur mit neongrünen Badeshorts bekleidet, sondern auch mit Trekkingsandalen an den Füßen in die Sauna. Im Laufe der ersten Schwitzminuten entledigte er sich eines Bekleidungsstückes, welches nicht (!) die Sandalen waren. Und so bot er ein Bild für die Götter, als er die grüne Badeshorts neben sich gelegt hatte und splitterfasernackt, sogar auf einem Handtuch, saß, jedoch die Trekkingsandalen fest an seinen Füßen verwachsen zu sein schienen.

Dafür schien sich übrigens ein weiterer männlicher älterer Gast in dem eindeutig textilpflichtigen Bereich des Innenschwimmbads so wohl und quasi „entre nous“ zu fühlen, dass er nicht nur etwa nicht ein wenig verschämt, seine nasse Badehose auszog, sondern anschließend, als wäre es die normalste Sache der Welt, allen seinen – nur dürftig gestählten Körper, wie ihn Gott schuf, um den Pool gemächlich herumschlendernd allen, die es wollten oder auch nicht, umfänglich präsentierte….

Wie uns bereits bei dem Sektempfang in der sogenannten alten Bockhütte – diese stand ursprünglich sogar auf der Zugspitze in Garmisch und sollte aufgrund eines geplanten größeren Neubaus ersatzlos abgerissen werden. In letzter Sekunde erbarmte sich ihrer der Pächter des Alpenhofs, zerlegte sie und baute sie inmitten der Coronazeit wieder im sehr großen Hotelgrundstück auf – erzählt wurde, hat der Chef, Christian Bär, ein großes Faible für Hütten.

Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch der Außensaunabereich treffend als Almsaunadorf bezeichnet wird, fungieren doch als Berg-, Felsensauna sowie Gipfelalm stilvolle Holzhütten, welche der Chef von einem anderen Hotel übernommen bzw. gerettet hat.

Das Hotel verfügt, wahrscheinlich auch aufgrund seines Siegels als Träger der „Schlummer Atlas Auszeichnung“ über eine kleinen Kissenmenükarte, bei der man zwischen verschieden geformten Kissen oder aber auch unter verschiedenen Kisseninhalten wählen kann. So werden sich viele Allergiker mit Sicherheit über ein Synthetikkissen freuen, während Naturliebhaber sich vielleicht ein Bio-Kräuterkissen wünschen. Ein Steintherapiekissen, das offensichtlich gegen Schlaflosigkeit helfen soll, sollte ich mir gleich einmal dauerhaft beschaffen. Nun aber versuchte ich mein Glück mit einem Zirbenkissen. An meinen Wunsch musste ich zwar Stunden später, kurz vor dem Schlafengehen bei der Rezeption noch einmal erinnern, aber dann wurde es schließlich nach mehrmaligigem Insistieren auf mein Zimmer gebracht und verströmte einen dezenten, aber wohligen Duft.

In der Nacht störte mich erheblich das ständige Geblinke des W-LAN-Routers, der sich direkt unter dem Schreibtisch befand, was auf meine Bitten hin notdürftig abgeklebt wurde. Allerdings würde ich mir gerade bei einem Hotel, das mit dem Slogan „Natürlichkeit auf höchstem Niveau“ wirbt, wünschen, dass die Zimmer wesentlich weniger Strahlung ausgesetzt sind, auch wenn dies einen schlechteren W-LAN-Empfang bedeuten würde. Auch nach einer dadurch deutlich kürzeren Nacht sollte sich das Aufstehen aber auf alle Fälle lohnen, erwartet einen doch ein eichhaltiges Frühstücksbüffet, das wohl keinen Wunsch offenlässt. Dabei muss man allerdings früh dransein, da bereits kurz nach 9.00 Uhr viele Sachen, wie z.B. Feinkostsalate oder auch Kuchen nicht mehr aufgefüllt wurden.

So kann man sich an zahlreichem frisch geschnittenem Obst und Gemüse gleichermaßen wie an einigen Salaten, veganen Aufstrichen wie Hummus oder auch Guacamole bedienen, an beeindruckend großen verschiedenen Semmeln und Brezen sowie an süßen Teilchen, Kuchen und verschiedenem Plundergebäck sowie Croissants und einer an (frisch gepressten) Fruchtsäften.

Nicht nur beim Betreten des Hotelzimmers wird man mit einer kleinen Tafel der köstlichen Schokolade der Murnauer Manufaktur von Barbara  Krönner begrüßt. Zum Frühstück findet man zudem aus ihrem Hause auch eine Schokoladencrème in einer Vollmilchschokoladenvariante sowie in einer dunklen Geschmacksrichtung. Und auch alle Eierliebhaberinnen und -Liebhaber werden am Morgen voll auf ihre Kosten kommen, kann man doch nicht nur viele Varianten von Rührei oder Omelette bestellen, sondern sogar auch die sogenannten Ei Benedikt, die ich in meinem ganzen Leben erst einmal bestellt hatte und mich gar nicht mehr genau erinnern konnte, woraus sie bestehen.

Beeindruckend ist zudem die Wasserauswahl, bei dessen Karaffen mit den von mir sehr geschätzten Heilsteinen man sich für die unterschiedlich gewünschte Wirkung des Wassers entscheiden kann, so z.B. ob man seinen Tag mit „Kraft und Mut“, „Fit und Schlank“ oder auch „Entspannung und Meditation“ beginnen möchte.

Und auch kulturell sorgt die Umgebung des Alpenhofs auf ganzer Linie für die Erweiterung des eigenen Wissenshorizonts. Werden wohl alle Murnau und das Blaue Land mit Gabriele Münter & Co. Verbinden, wird wahrscheinlich bereits deutlich weniger die Bedeutung des Horváth-Hutes im Kultur-Park von Murnau verstanden werden. Dabei lebte der Dramatiker, welcher zu einem der meistgespielten deutschsprachigen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts gehört, mehr als die Hälfte seines Lebens in München und Murnau.

Und was mir bis zu meinem Alpenhof-Aufenthalt gänzlich unbekannt war, ist die Tatsache, dass offenbar auch James Loeb, mit dem jede/r Altphilologin/-e spätestens im ersten Semester in Form der weltweit renommierten „Loeb Classical Library“ in Berührung kommt,  sich sogar hauptsächlich in seinem Landhaus in Murnau der intensiven Beschäftigung mit der Archäologie und der antiken sowie frühchristlichen Literatur widmete.

Dank der guten Hotelzimmerbeleuchtung -dank derer man leider auch eine beträchtliche Menge an Spinnweben konstatieren musste – konnte ich mich übrigens ebenfalls, wenn auch nicht solchen hochgeistigen Studien wie sie James Loeb betrieben hat, immerhin auch diversen Arbeiten am Abend/in der Nacht widmen. Anders als es nämlich viele glauben, gibt es eine Vielzahl an Lehrern, welche nicht nur in der ersten Ferienwoche Nachprüfungen erstellen und alles vom vergangenen Schuljahr Liegengebliebene aufarbeiten, sondern auch zahlreiche, die in der letzten Ferienwoche – inklusive mir – diverse Nachprüfungen korrigieren müssen oder sich bereits an die Unterrichtsvorbereitung für das kommende Schuljahr machen. In diesem Zusammenhang habe ich mich übrigens ausgesprochen über die so ästhetischen und butterweich schreibenden Kugelschreiber des Hotels gefreut!

Und für alle, welche sich nicht hauptsächlich wegen unerfreulicher Fußgeschichtentherapien, sondern einfach urlaubsmäßig in dem blauen Land aufhalten, sei erwähnt, dass es in dieser Region wirklich unzählige Ausflugsmöglichkeiten gleichermaßen für Familien mit jüngeren oder auch älteren Kindern wie auch für Paare oder aber auch Alleinreisende gibt. So ist das Gabriele Münter-Haus, auch als das im Volksmund bezeichnete „Russenhaus“ bekannt, allein schon von außen immer wieder einen Besuch wert, ebenso wie das Schlossmuseum, von dessen Exponaten eine Mitpatientin ausgesprochen geschwärmt hat.

Münter und Kandinsky malten häufig z.B. den Blick aus ihrem Fenster zu der Kirche, zum Schloss sowie zu der Bergkette. Zudem trafen sich dort zahlreiche andere bekannte Künstler, welche zur Gruppe des „Blauen Reiters“ gehörten.

Und wenn das Wetter deutlich besser ist, als wie ich es erwischt hatte, ist eine Tour rund um den Staffelsee, eine Rundfahrt mit dem Schiff auf dem See oder aber auch ein Schwimmen gleichermaßen reizvoll wie ein Besuch des Murnauer Mooses, das quasi direkt an den Murnauer Alpenhof angrenzt und als eines der größten und bedeutendsten Moorgebiete Mitteleuropas gilt, sowie auch Ausflüge in die nähere Umgebung wie z.B. nach Garmisch, den UNESCO-Weltkulturerbe-Schlössern oder viel anderes unternehmen.

Übrigens war mir gar nicht so wirklich bewusst, dass Murnau nicht nur für Kandinsky und Münter, sondern ebenso für den so berühmten Schriftsteller Ödön von Horváth bekannt ist, welcher in der Murnauer Villa seines Vaters von 1924 – 1933 mit großer Freude wohnte und arbeitete.

Und für alle Schokoladen- und Kaffeeliebhaberinnen und Liebhaber sind natürlich die Besuche der Murnauer Kaffeerösterei, bei der man an ausgewählten Tagen immer wieder einmal auch Röstkurse besuchen kann, sowie der Schokoladenmanufaktur von Barbara Krönner absolute Pflichtpunkte auf der Ausflugsaktivitätenliste. Und sollte man sich eher für die Braukunst interessieren, ist man auch hierfür bestens in Murnau aufgehoben, bietet die Brauerei Griesbräu doch offenbar in regelmäßigen Abständen öffentliche Bierseminare an, was mich allerdings auch ohne den Hauptgrund meines Murnauaufenthalts in Form der Untersuchungen am wenigsten interessiert hätte. Da wäre ich lieber noch wesentlich länger in den Hotelpools geschwommen oder hätte in einer der Saunen geschwitzt…

Leider habe ich bei meinem kurzen Murnauaufenthalt deutlich mehr Ärzte und Therapeuten als Tiere gesehen, ansonsten wäre ich sogar vielleicht auch noch in natura dem Wappentier des Murnauer Alpenhofs in Form des Brachvogels, der zur Familie der Schnepfenvögel gehört, begegnet… Der Alpenhof liegt unbestritten inmitten herrlicher Natur, allerdings finde ich persönlich, dass die Zimmerpreise in überhaupt keinem Verhältnis mit den Angeboten stehen, ist das Servicepersonal doch in keiner Weise herzlich, die Wege zwischen Innen- und Außenpool sehr lang und nicht sonderlich schön und muss man pro Tag zusätzlich zu den hohen Übernachtungspreisen auch noch 15 Euro für einen Autostellplatz zahlen. Im Gespräch mit einigen anderen Gästen erfuhr ich, dass diese ebenfalls definitiv kein zweites Mal mehr in den Murnauer Alpenhof fahren würden, sei es aus Gründen der überzogenenen Preise oder auch des völlig unkoordinierten Services. Ich hatte nur ein Zimmer mit Frühstück gebucht, aber zwei Pärchen erzählten mir die nette Abendessensanekdote, dass der Service so schlecht war, dass, als endlich ein Tei des Abendessens eintraf, dies bei dem Mann das Desser war, obwohl ihm noch keine Suppe serviert worden war.

Vorzüge:

–              Herrliche Lage direkt am Murnauer Moos, ganz nah am Staffelsee

–              Benutzung des gesamten Sauna- und Schwimmbereichs auch am Abreisetag ohne Zusatzkosten nutzbar

–              Es gibt immer wieder „Kids for free“-Angebote in den Ferienzeiten

– Hotelübernachtung auch auschließlich mit Frühstück buchbar

–               Murnau bietet ein großes kulturelles Angebot, von dem Schlossmuseum und dem Gabriele Münterhaus über die Schokoladenmanufaktur Krönner bis hin zu dem in der Nähe gelegenen Kloster Ettal oder auch dem UNESCO-Weltkulturerbe Linderhof

Nachteile: – Saunabereich und die Pools sind nur bis um 20.00 Uhr geöffnet

–              Kein persönlicher Saunameister, der Aufgüsse und Verwedelungen anbietet.

– Überteuerte Zimmerpreise und zusätzlich noch pro Tag 15 Euro für einen PKW-Parkplatz

– gerade am Abend völlig unkooridiniertes Servicepersonal

– im Gespräch mit einigen Gästen erfuhr ich, dass diese auch definitiv kein zweites Mal in das Hotel fahren würden, da das Preis-Leistungsverhältnis in keiner Weise stimmig ist.

           

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