
Auch wenn ich es mir immer wieder vornehme, regelmäßig Podcasts zu hören, scheitert es häufig aus Zeitgründen oder dass ich zu später Stunde dann doch lieber etwas lese als „nur“ zuzuhören. Und so vergaß ich sträflicherweise auch zuerst, eine Rezension über das ganz aktuell in der Lauscherlounge erschienene Hörbuch zu schreiben. Und das, wo ich bei den Bücherrezensionen doch stets innerhalb weniger Tage alle Besprechungen der Neuerscheinungen veröffentliche…
Um so begeisterter war ich nun, als ich es endlich geschafft habe, die seit Mai abrufbare Geschichte „Maulberg“ von Thomas Nicolai (Lauscherlounge) anzuhören. Der Autor Thomas Nicolai, der mit seiner Familie in Berlin lebt, wird wohl vielen als Schauspieler und Comedian bekannt sein. Ihm ist nun mit diesem Werk abermals beste, feinsinnige Unterhaltung gelungen, lässt er doch ein (fiktives) Dorf in Sachsen mit dem Namen Maulberg für einen Monat noch einmal ganz tief in die DDR-Zeiten versetzen. Und genau diese Idee einer neuen DDR-Realität stammt just von dem ganz neu hinzugezogenem Dortmunder Ehepaar Beate und Peter Sendler, die – wenn auch aus unterschiedlichen Motivationen – ihren Heimatort in Westdeutschland verlassen haben. Während bei ihrem Ehemann als Journalist und Dokumentarfilmer die Neugier auf ein ganz anderes Leben überwiegt, möchte Beate den nicht mehr sinnerfüllenden Beruf als KITA-Leiterin mit all den Problemen weit hinter sich lassen
Anlässlich des 400-jährigen Dorfjubiläums dreht man deshalb die Uhren weit zurück und erschafft eine „DDR-Idylle“ mit allem, was dazu gehört, von dem typischen Fernsehprogramm über spezielle Ostprodukte im Supermarkt und vielem mehr. Besonders reizvoll ist bei diesem Hörbuch, dass der Autor selbst allen Figuren und dem Fließtext seine Stimme gegeben hat, wobei er brillant alle weiblichen und männlichen Figuren in bestem Sächsisch miteinander kommunizieren lässt. Gleichzeitig liest er die Fließtextpassagen ausgesprochen mitreißend und spannend.
Man fühlt sich unverzüglich in den alten Osten zurückversetzt und wird immer wieder leise oder laut lachen müssen, wenn auf mehr oder weniger subtile Weise die unkritische Ostalgie komplett zerlegt wird.
Ich weiß, dass sehr viele bei den unterschiedlichsten Sportarten, im Haushalt oder auch beim Handarbeiten Podcasts und Hörbücher anhören. Auch dieses Hörbuch ist dazu natürlich bestens geeignet. Ebenso ist es jedoch auch wert, der Geschichte die volle Aufmerksamkeit zu widmen und so in einen regelrechten „Hörflow“ zu geraten, in dem man begeistert den mitreißend gesprochenen und wunderbar dialektal eingefärbten Dialogen der einzelnen Figuren lauschen kann.
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