Macaronkurs, Manhattan-sur-Seine, Marienkirche (Notre-Dame)

Als brave Mama – zumindest manchmal – versuchte ich am letzten Tag unseres Parisaufenthalts auch noch die letzten beiden von unserer Tochter gewünschten Ziele anzusteuern: den Besuch von La Défense mit der Grande Arche sowie der Galeries Lafayette inklusive der beeindruckenden Dachterrasse, welche einem gratis einen imposanten Ausblick auf Frankreichs Hauptstadt bietet. Als besonderes Highlight hatte ich mich bereits länger im Vorfeld um die Buchung eines Macaronskurses bemüht, dessen Buchung mich einige schlaflose Nächte gekostet hat.

Nach einer Stippvisite bei La Défense, dem sogenannten Manhattan-sur Seine war es uns zwar leider nicht möglich auf die Terrasse der Grande Arche nach oben zu fahren, aber auch von der unteren Ebene dieses riesigen Monuments, in das sich locker Notre Dame einfügen würde, hatte man einen grandiosen Blick weit über die Chams-Elysées, dem Arc de Triomphe und weiteren Stadtvierteln von Paris.

Stets von kleinerem oder größerem Zeitstress getrieben, stand doch die Buchung des Macaronsateliers immer noch nicht ganz fest, begaben wir uns zu den Galeries Lafayette, von denen allein am Boulevard Haussmann drei immens große Warenhäuser nebeneinanderstehen, so dass es einiges Durchhaltevermögen erforderte, bis wir uns zu dem richtigen Haus und dem korrekten Stockwerk durchgefragt hatten.

In letzter Sekunde hatte schließlich die Anmeldung noch geklappt und der Familienbackkurs begann für alle Beteiligten mit einem gründlichen Händewaschen, das in dieser ganz besonderen Atmosphäre eines Nebenraums der Galeries Lafayette wesentlich bereitwilliger als täglich unter meinen ständigen Ermahnungen in heimischen Gefilden durchgeführt wurde. Bis auf eine kanadische Familie und ein verspätetes spanisches Pärchen kamen alle anderen Kursteilnehmer aus Deutschland. Die pâtissière erklärte uns alles auf Englisch, allerdings mit einem solch starken Akzent, dass ich sie wahrscheinlich noch besser in Spanisch verstanden hätte.

Wenig überraschend war die weibliche Quote in diesem Backkurs deutlich erhöht. Während der spanische junge Mann seinen Verdruss über diesen – offenbar nicht unbedingt aus freien Stücken gebuchten – Kurs unverhohlen zum Ausdruck brachte, bemühte sich ein deutscher Familienvater redlich, aber relativ erfolglos, um die Herstellung einer professionellen Ganache.

Nachdem uns die Backlehrerin zunächst erklärte, welche Zutaten alle in Macarons enthalten sind – dies ist ja glücklicherweise eines der wenigen französischen Gebäckspezialitäten, welche glutenfrei sind -, standen wir im Halbkreis und sahen zu, wie rasch zunächst eine genau abgewogene Menge an Eiweiß mit Zucker zu steifem Schnee geschlagen wurde, bevor Puderzucker, gemahlene Mandeln und Kakaopulver hinzugefügt und zu einer homogenen Masse miteinander verrührt wurden.

Zwischendurch versuchte die Macarondame immer wieder einen kleinen Dialog zwischen ihr und den Kindern aufzubauen, indem sie diese nach ihrer Lieblingsgebäckspezialität oder aber auch nach ihrem Lieblingsort in Paris fragte. Allerdings erschien dies eher verkrampft und einige Kinder gaben nicht so wirklich passende Antworten, wenn sie z.B. auf die Frage nach ihrem Lieblingsort in Paris mit „Pistazie“ antworteten. Dem bevorzugten Gusto unserer Backlehrerin kann ich mit „Tarte au citron“ und „Jardin des Tuileries“ uneingeschränkt zustimmen, auch wenn es in diesem Kurs natürlich ausschließlich um die Zubereitung von Macarons ging.

Uns wurde erklärt, dass es bei der Herstellung der Macaronmasse sehr wichtig sei, nicht zu kurz und nicht zu lang die Masse zu schlagen und außerdem erst langsam, dann schneller zu rühren. Anschließend durften die Kinder selbst mit der Spritztülle die Macaronmasse in verschiedenen Formen auf das Blech spritzen und merkten dabei, dass es alles andere als leicht ist, ein kunstvoll geformtes rundes Macaron auf das Blech zu spritzen. Während die Kinder ihr Glück versuchten, wurden wir Erwachsenen noch mit einigen weiteren Backkniffen versorgt.

So hält das Backpapier bombenfest, wenn man auf jede Ecke des Backblechs einen winzigen Tupfer der Macaronmasse unter das Backpapier spritzt. Außerdem verteilt sich die Macaronmasse im Spritzbeutel wesentlich besser, wenn man diese nach dem Einfüllen mit einem Messer nach unten streicht. Und als wir beim Einfüllen der anschließenden Ganache etwas verzweifelten, da trotz großer Bemühungen nichts aus der Tülle herauskam, erklärte sie uns, dass man einfach mit dem Daumen nach unten in die Tülle drücken  müsse, was tatsächlich die buttrige Masse aus der Tülle zuverlässig herausquellen ließ.

Die Kinder waren bereits von dem Geschmack der Schokoganache, welche ausschließlich aus den beiden Zutaten von einem Klecks Butter und geschmolzener Schokolade bestand, die so lange mit einem Schneebesen verrührt werden müssen, bis eine hellbraune Masse entstanden ist, so begeistert, dass sie diese am liebsten bereits pur gegessen hätten. Da man in etwa eine Stunde warten muss, bis die auf das Blech gespritzten Häuflein angetrocknet sind, bevor man diese im Ofen mehr trocknen als backen kann, bekamen wir bereits im Vorfeld gebackene Macaronhälften, welche wir anschließend mit der Schokoganache befüllten.

Dabei lernten wir, wie wichtig es ist, nur jeweils einen Löffel von der Ganache auf die Mitte der Macaronhälfte zu füllen, anschließend die zweite Hälfte darauf zu setzen und durch leichtes Drehen der beiden Hälften die Ganache überall gleichmäßig zu verteilen. Leider sammelte die Backkursleiterin viel zu schnell alle Backutensilien ein, bevor man die Ganachereste noch genüsslich ausschlecken hätte können.

Anders als bei jeder heimischen Backaktion musste man hier weder etwas spülen noch im Vorfeld mühselig vorbereiten, so dass es ein großer Luxus war, sich einfach bei den bereits vorgefüllten und portionierten Backschüsselchen bedienen zu dürfen. Dabei erheiterte uns der Ältere, als er auf meine Frage, was denn da wohl alles in dem Schälchen sei, bierernst meinte: „Parmesan?“ Ja, gemahlene Mandeln ähneln tatsächlich optisch gemahlenem italienischen Käse, welcher sich geschmacklich allerdings wohl weniger harmonisch in die köstliche süße Gebäckspezialität einfügen würde…

Und bei der zweiten herzustellenden Ganachefüllung beschwerte sich unser Jüngerer sofort: „Ich mag aber keine Pistazie“, was uns erfreute, hatten wir doch dann noch mehr zum Verkosten… Dafür war der Jüngere so begeistert von der Schokoganache, dass er diese sofort als täglichen Brotaufstrich für sich einplante. Auch wenn die Zubereitung der Ganache bei den Söhnen durch das beidseitige feste Umklammern des Schneebesens eher an ein Betonmischen als an die Zubereitung einer Cremefüllung erinnerte, so dass ich immer wieder Sorge hatte, dass die Porzellanschüsselchen gleich auf den Boden fallen würden, waren nach kurzer Zeit sehr ansehnliche Macarons entstanden.

Nach dem Erhalt der Rezepte sollte man eigentlich die Macarons in die dafür vorgesehenen Schachteln verstauen. Wir konnten allerdings der Versuchung nicht widerstehen und hatten bereits kurz, bevor wir auf der spektakulären Dachterrasse der Galeries Lafayette im sechsten Stock angekommen waren, bereits einen Großteil der Macarons verspeist.

Leider verstrich auch dieser Backkurs, der offiziell für 1,5 Stunden angekündigt, aber bereits nach guten 70 Minuten beendet war, nicht ohne kleinere geschwisterliche Zwiste. Hatte sich der Jüngere doch mal wieder schamlos das größte Herzmacaron geschnappt, während der Ältere sehr anständig das deutlich kleinere Macaron mit der Schwester teilen musste. Dafür konnte ich ihm nur voll und ganz zustimmen, als er stolz von seinem selbst gemachten Werk schwärmte: „Meine Macarons sind die besten.“ Selbstgemacht ist wirklich in allen Belangen immer das Beste und wahrscheinlich lag es an der großzügig verteilten Menge der Ganachefüllung, dass uns die selbst zubereiteten Macarons noch einmal einen Tick besser als die von Ladurée mundeten.

Liebe Simone, auch deiner Bitte, dir möglichst viele Fotos von der frisch renovierten Notre Dame-Kirche zukommen zu lassen, wollten wir selbstverständlich erfüllen. Unserer bereits einige Tage im Vorfeld erfolgten Reservierung in einer der berühmtesten gotischen Kirchen von ganz Frankreich machte allerdings der Tod des Papstes Franziskus einen Strich durch die Rechnung. So hatte ich bereits ein stundenlanges Anstehen vor der klerikalen Attraktion gefürchtet und war positiv überrascht, dass es deutlich schneller als befürchtet ging.

Trotz allem hatte ich bereits so starke Fußschmerzen, dass ich alles andere als undankbar war, als die Kinder, physisch, aber auch kulturell mehr als gesättigt waren, so dass wir das Besichtigungsprogramm verkürzten und zum ersten Mal während unseres Parisaufenthalts noch bei Tageslicht in unserem Hotel Meininger eintrafen, wo die Jungs sich dann noch an einem ausgiebigen abendlichen Vorlesen von Kommissar „Kugelblitz in Berlin“ (die Folge in Paris war leider gerade ausgeliehen), erfreuen konnten, bevor uns der übliche Stress am Abreisetag bevorstehen sollte (inklusive einer Mailaise der Tochter und einem plötzlich starken Unterzucker just kurz vor der Abfahrt unseres TGVs, als wir gerade zum weitest entfernten Wagen rennen mussten).

Dafür gelang es uns sogar noch, uns in das Prozedere des Vélib-Systems in Frankreich einzuarbeiten, das mich zwar noch um Mitternacht sehr viel Nerven und Zeit für die Anmeldung gekostet hatte, aber uns dann schließlich wirklich wunderbar fahrende Räder entnehmen ließ. Dieses Vergnügen währte allerdings nicht sehr lange, waren wir doch aufgrund eines Türunfalls erst einmal eine beträchtliche Zeit mitten im vollsten Abreisestress damit beschäftigt, noch den eingequetschten Finger des Jüngsten zu kühlen, bevor wir uns leider nur kurz auf das Rad vor der langen Bus- und Zugfahrt wagen konnten.

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