
Bereits seit mehreren Jahren freue ich mich immer, wenn ich das Magazin „Griaß di‘ Allgäu“ in den Händen halten darf, dessen abwechslungsreiche Artikel ich mir nicht nur regelmäßig zu Gemüte führe, sondern an dessen Gewinnspielen ich auch gewöhnlich, leider bis jetzt mit mäßigem Erfolg, teilnehme. Auf diese Weise kam ich auch irgendwann einmal auf die Verteilerliste des Panoramas. Beim Erhalt der Mails verband ich beim ersten flüchtigen Blick darauf zuerst ein weiteres Onlinemagazin und entdeckte erst bei genauerem Hinsehen, dass es sich bei dem „Panorama“ um keinen Magazintitel, sondern vielmehr um den Namen eines ganz besonderen Hotels handelt.

Den Namen trägt dieses Resort dabei mehr als zurecht und bereits die Anreise aus München und Umgebung gestaltet sich als eine wahre Panoramafahrt, welche ab dem Verlassen der Autobahn in Kaufbeuren bereits durch den Blick auf die Allgäuer Alpen zwangsläufig zur Entschleunigung beiträgt. Nachdem einen die Berge während der Autofahrt mal von der Seite, mal in der Frontansicht treu begleitet haben, kommt man auf einer kleinen Anhöhe bei Seeleuten, das zur Gemeinde Rückholz gehört, im Allgäuer Spa-Resort an und kann sofort von einem spektakulären Blick auf die gesamte Allgäuer Bergwelt profitieren.

Bereits beim Mittagessen, das in Büffetform mit allerlei Salaten, einer Suppe und verschiedenen deftigen Gerichten aufwartet, kam ich mit einer sehr herzlichen Bedienung ins Gespräch, welche mich zu meinem großen Erstaunen sogar wenige Minuten später mit meinem Nachnamen ansprach und mich augenzwinkernd um eine schülerfreundliche Korrektur bat, nachdem ich ihr von meinem Stapel mitgebrachter zu korrigierender Schülerarbeiten erzählte.

Mit süßen Köstlichkeiten wird man im Anschluss ab 14.30 Uhr durch ein üppiges Kuchen- und Tortenbüffet wie auch köstliche herzhafte Schmankerl beglückt. Das Hotel brilliert immer wieder durch einige pfiffige Besonderheiten. So entdeckte ich zum ersten Mal bei einem Kaffeevollautomaten die Möglichkeit, zwischen Hafer- und Kuhmilch auf Knopfdruck entscheiden zu können. Zudem kann sich dieses Hotel eines gluten- und laktosefreien Kuchenangebots rühmen, das auch für Zöliakiepatienten bestens geeignet ist. Verfügt dieses doch selbstverständlich nicht nur über separate Kuchenheber, sondern ist zudem auch auf der gegenüberliegenden Kuchenbüffetseite aufgebaut, so dass keinerlei Kontaminationsrisiken bestehen.

Und nicht nur der Magen wird mit Patisserieköstlichkeiten wohlig ausgekleidet, sondern auch die Haut wird beim nachmittäglichen Gang in das Soledampfbad dank eines dargereichten Honigzuckerpeelings streichelzart gepflegt. Apropos Honig: unweit des Panoramahotels befindet sich die kleine Ortschaft Seeg, die trotz ihrer geringen Einwohnerzahl von etwas mehr als 3000 weit über das Allgäu hinaus als erstes Honigdorf Deutschlands eine bekannte Produktionsstätte für besten Honig ist. Und Seeg hat neben dieser kulinarischen Spezialität zudem auch noch ein wahres kulturelles Highlight zu bieten. Als kleine Schwesternkirche zu der so bekannten Wieskirche befindet sich mit St. Ulrich direkt in Seeg die wunderbare Rokokokirche, welche ein wahres Kleinod darstellt und die Fahrt zur Wieskirche fast erübrigt. Und in dieser noch dazu den Palmsonntag begehen zu dürfen, ist wahrlich ein ganz besonderes Erlebnis. Interessant ist übrigens in diesem Rahmen zu erwähnen, dass der Erbauer der St. Ulrichskirche, Johann Jakob Herkomer, der Lehrmeister von Dominikus Zimmermann war, welcher die so berühmte Wieskirche bei Steingaden erbaute.

Auch für alle Ruhesuchenden ist das Panoramahotel ideal geeignet. Hört man doch z.B. auf der Terrasse des Spabereichs häufig einzig das beruhigende Plätschern der Infinitiy-Whirlpoolanlage. Zudem befindet man sich mit etwas Glück Aug in Aug mit prächtigen Allgäuern Bergkühen, welchen zum Glück in keiner Weise die Kälbchen, wie dies leider oft der Fall ist, weggenommen werden. So kann man sich z.B. sanft auf einer der Wellnessliegen schaukelnd gar nicht sattsehen an der imposanten Silhouette der Allgäuer Bergwelt, welche sich dank des Schnees wie überzuckert hinter den Wiesen und Wäldern eindrucksvoll hervorhebt.

Täglich werden im Spabereich mehrere Aufgüsse in der Panoramasauna oder auch in dem Soledampfbad angeboten. Dabei bedürfte allerdings der letzte Aufguss, der um 17.30 Uhr unter dem Namen „Sweet Dreams“ in der Panoramasauna angeboten wurde, eher einer anderen Bezeichnung. Stellt doch nicht nur diese Spätnachmittagszeit außer für Familien mit Kleinkindern oder auch meinen lieben unvergessenen und schmerzlich vermissten Vater, den ich häufig zu nachtschlafender Zeit bereits in seine Zeitungslektüre am Frühstückstisch begrüßte, als ich gerade zu Studentenzeiten nach einem Discobesuch frühmorgens nach Hause zurückgekehrt war, für den Großteil der Menschen alles andere als eine Phase kurz vor dem Zubettgehen dar.

Und das Paradoxon betrifft bei weitem nicht nur die Bezeichnung des Aufgusses um diese Uhrzeit. Auch wer auditiv mit dem Namen „Sweet Dreams“ eher meditative oder auch klassische Töne als musikalische Untermalung während des Schwitzens erwartet, wird bei diesem Aufguss in der 90 ° Grad-Sauna zumindest einer kognitiven Dissonanz erliegen. So hat sich der sympathische, großflächig tätowierte Saunameister wohl eine Playlist zusammengestellt, welche ihn selbst bei der schweißtreibenden Arbeit optimal motiviert und unterstützt, jedoch weder meinem Musikgusto auch nur annähernd entspricht noch aufgrund der überaus harten Rhythmen und der gewöhnungsbedürftigen Texte Geist und Körper auf eine süße, traumgeschwängerte Nachtruhe vorbereiten könnte…

Dafür stachen die sieben verschiedenen Aufgussaromen durch ihre teilweise große Exotik und das angenehme Dufterlebnis z.B. in Form von blauer Kamille und der marokkanischen Variante unserer bekannten Mandarine, der Tangerine, ausgesprochen positiv hervor. Alle Wasserliebhaberinnen und-liebhaber werden aufgrund der drei Pools, einem Infinitypool, einem größeren Whirlpool im Spa-Außenbereich sowie einem stimmungsvoll beleuchtetem Innenpool auf ihre Kosten kommen.

Allerdings birgt gerade der Infinitypool mit seinem bezaubernden Ausblick auf die Allgäuer Bergkette auch seine Tücken. Durch den ohnehin nicht übermäßig großen Pool werden überproportional viele profilierungssüchtige Damen angezogen, welche sich lieber noch weitere Stunden im Solarium hätten rösten lassen sollen als das Schwimmbecken zu sperren. Diese missbrauchen das Wasser vor seiner atemberaubenden Kulisse für stundenlange Pseudomodelsessions, bei denen der Mund gar nicht weit genug zur Schnute oder auch zur Fratze verzogen werden kann.

Da sind mir doch Großfamilien – die Oma einer solchen erzählte mir stolz, dass sie stets einmal im Jahr einen Urlaub mit der ganzen Familie mit insgesamt 15 Personen machen, zu dem sogar der eine Sohn aus New York, der andere immerhin aus Hamburg alljährlich anreist, wesentlich lieber. Das Ergebnis der Nichtbeschwimmbarkeit aufgrund der Menschenfülle in dem doch recht überschaubaren Pool ist zwar dasselbe, aber es basiert immerhin auf wesentlich sympathischeren Gründen…

Zudem gibt es ja stets ein Alternativprogramm. Nachdem ich mich aufgrund der mangelnden Schwimmertüchtigung einer weiteren Runde an Schulaufgabenkorrekturen gewidmet hatte – man kann übrigens nicht nur exzellent in größter Stille im Zimmer, sondern gleichermaßen in einem sehr schön eingerichteten, lichtdurchfluteten Coworkingspace neben der Lobby arbeiten – , konnte ich mich nicht eines intensiven Kühebestaunens erwehren und erfuhr auf diese Weise von der Biobäuerin des benachbarten Hofs, dass das eine der Kälbchen, das tagsüber relativ weit unten auf den saftigen grünen Wiesen neben seiner Mutter viel im Liegen verbracht hatte, rührenderweise erst einen einzigen Tag alt war. So hatte es noch sichtlich Mühe, den relativ steilen Hügelaufstieg zu bewältigen. Und der Jungbauer fackelte nicht lange und trug das 24-Stunden alte Kälbchen von etwa 40 Kilo, unter den Argusaugen der Kuhmutter bewacht, auf eine ebenere Wiesenfläche.

In den beiden Pools hatte ich teilweise meine liebe Mühe, einfach in Ruhe meine Bahnen ziehen zu können, ohne ständig Gefahr laufen zu müssen, unbeabsichtigt eines der unendlich vielen Selfies in den unmöglichsten Posen im Wasser sowie am Beckenrand zu crashen. Da war mir doch das Publikum in dem Soledampfbad samt besonderem Honig-Salz-peeling wesentlich sympathischer. In der Gesellschaft gleichgesinnter Leute befand ich mich zudem ganz unerwartet und ungeplant am Sonntagabend, an dem nach dem vorzüglichen Abendbüffet ein Publicviewing der ganz besonderen Art in der Lobby geboten war. Während sich an anderen Abenden gerade das männliche Publikum an der Übertragung diverser Fußballspiele erfreuen darf, ist der letzte Tag der Woche ganz traditionell einem der beliebtesten deutschen Krimis, dem Tatort, verschrieben.

Das Panoramahotel zeichnet eine gewisse Pfiffigkeit aus, welche sich an den unterschiedlichsten Stellen zeigt. Sei es durch das wöchentliche Streamen des Sonntagskrimis als Publicviewingevent in der Hotellobby oder auch dem Bereitstellen von Rollern im Untergeschoß. So werden die relativ langen Wege zu den Zimmern aufgrund der Weitläufigkeit des Resorts für alle chronisch Fußschmerzgeplagten wie mich oder aber auch einfach alle Abwechslungsliebenden dadurch verkürzt, dass im Untergeschoss am Ende der Treppen bzw. des Aufzuges Tretroller zur Verfügung stehen, mit denen man bequem zum Zimmer rollern kann. Dies zaubert nicht nur allen ein Lächeln ins Gesicht und steigert die Serotoninproduktion, sondern trainiert zudem auch zuverlässig die Gesäß- und Oberschenkelmuskulatur.

Allerdings müsste man wohl schon den ganzen Tag auf den Fluren hin- und hercruisen, um auch nur einen kleinen Bruchteil der aufgenommenen Kalorien wieder abzutrainieren. Die gesamte dargebotene Kulinarik zeigt sich allen Hotelgästen von morgens bis abends auf beachtlich hohem Niveau. Dies beginnt bereits beim Frühstück – das man übrigens sogar bis um 11.00 Uhr genießen darf.

Und es stellt wahrlich mit das umfangreichste Frühstücksbüffet dar, welches ich bis jetzt erlebt habe. Sogar mein geliebter Heringssalat, der bis dato nur einmal in einem Hotel in Bad Wörishofen zum Frühstück bereitstand, war vertreten. Angesichts des so üppigen Büffetangebots ist es im Sinne der Vermeidung der Lebensmittelverschwendung umso schöner zu sehen, dass stets auf kleine Portionsgrößen geachtet wird. So liegen z.B. die Brezen bereits halbiert im Körbchen und man kann sich von allen Köstlichkeiten je nach Gusto selbstverständlich auch nur wenig nehmen.

Äußerst positiv sind zudem die vielen regionalen Produkte wie z.B. die Butter, welche direkt aus Rückholz stammt oder auch die Allgäuer Räucherforelle sowie der Honig direkt aus Seeg. Auch alle Süßschnäbel können sich wahrlich durch ein Frühstücksparadies schlemmen, in dem es leckeren selbstgemachten Kokosporridge ebenso wie Waffeln, Croissants oder auch einen Himbeermilkshake gibt. Und wie stellte die Frühstücksbedienung bezüglich der großen Bio- Käsevielfalt, die allesamt von der Schönegger Käsealm stammt, sehr treffend fest: „Da brauchen wir nichts Französisches.“

Die Köstlichkeiten der Patisseriekünste sind übrigens nicht nur am Nachmittagsbüffet, das den wohlig klingenden allgäuerischen Namen „Gluscht“ trägt, in Form von diversen Kuchen und Torten wie Tiramisuschnitte, Blaubeerkäsekuchen oder auch Cappuccinosahne vertreten, um nur drei herausragende Beispiele zu nennen, sondern ebenso abends. Mehrmals in der Woche gibt es unterschiedlichste Themenbüffets, bei denen man allein schon durch die Vielzahl der dargebotenen Nachspeisen den Wochenbedarf der Kalorien mehr als gedeckt hätte. Ganz herausragend fand ich z.B. im Rahmen des abendlichen Büffets „Street Food Market“ den cremigen Cheesecake sowie exzellente Eissorten, welche allesamt ohne irgendwelche künstlichen Zusatzstoffe auskommen.

Auch wenn sich eine beachtliche Pfundszunahme – eigentlich müsste ich deutlich realitätsnäher von einer exorbitanten Kilozunahme sprechen, aber dieses Wort beginnt halt nun Mal mit dem falschen Buchstaben für meine Alliterationsüberschriften… – angesichts der überragenden Kulinarik von morgens bis abends wohl nicht vermeiden lässt, kann man dank des vorhandenen Fitnessraums wenigstens seine Muskeln immer wieder ein wenig beanspruchen.

Sehr erfreulich finde ich in diesem Rahmen die Tatsache, dass in diesem nicht nur ein Laufband und ein Crosstrainer stehen, welche ich leider beide aufgrund meiner großen Fußproblematik nicht benutzen kann, sondern zudem auch noch ein klassischer Ergometer als Sitzfahrrad sowie ein tolles Rudergerät, auf dem man gleich doppelt so gerne rudert, wenn man durch die Fenster die phänomenale Aussicht auf den Säuling und die Tannheimer Bergwelt genießen kann, neben diversen weiteren Fitnessgeräten aufgebaut sind.

Und es sind außerdem die kleinen Gesten und Aufmerksamkeiten, welche das Hotel so liebens- und lebenswert erscheinen lassen. So hatte ich während des nachmittäglichen Arbeitens auf der Terrasse stets minutiös die Uhr im Blick, um ja nicht das angekündigte Kräutersalzpeeling in dem Dampfsolebad zu versäumen. Als ich nun quasi mitten in dem noch nicht vollendeten Satz einer zu konzipierenden Lateinschulaufgabe aufgesprungen war, um überpünktlich einen Platz im Dampfbad zu ergattern, war meine Enttäuschung um so größer, als bereits einige Minuten davor kein einziger Platz mehr frei war. Zu meiner Entrüstung tat dies auch unverzüglich eine ältere Frau keifend kund, indem sie mich von oben bis unten abschätzig musterte, um dann festzustellen: „Sie haben hier keinen Platz mehr.“

Auch wenn sich die herausragende Küche mit Sicherheit bereits nach 24 Stunden auf meinen Hüften bemerkbar gemacht hat, wird es bestimmt noch voluminösere Gestalten als mich geben. Das Verhalten besagter unflätiger Zicke empörte mich umso mehr, als es sich just um dieselbe Frau handelte, welche bei dem Honigzuckerpeeling im Dampfbad durch ihr verspätetes Eintreffen nicht nur diesen Aufguss einige Minuten nach seinem zeremoniellen Beginn lautstark störte, sondern zudem noch die Chuzpe besessen hatte, sich einfach zwischen ein – ob deren unverschämten Verhaltens – ziemlich konsterniertes Pärchen zu quetschen, indem sie die beiden unsanft auseinander geschoben hatte.

Als ich die liebe Saunameisterin fragte, ob sie mir vielleicht einfach so etwas von dem Kräutersalzpeeling in die Hand geben könnte, damit ich mich nicht völlig umsonst von der Arbeit losgeeist hätte, bot sie mit Blick auf etwa zehn weitere enttäuschte Salzpeelingliebhaberinnen und- liebhaber spontan an, den angekündigten einmaligen Aufguss einfach nach 10 Minuten für alle weiteren Wartenden zu wiederholen. Und so bewahrheitete sich einmal mehr das biblische Sprichwort: „Die Letzten werden die Ersten sein.“, mussten wir uns doch in der großzügig angebotenen zweiten Aufgussrunde nicht den Platz mit vielen anderen teilen und kamen tendenziell in den Genuss einer größeren Kräutersalzpeelingmenge, welche noch mit herrlich duftendem und pflegendem Mandelöl versetzt war.

Dass ich mir diese Entspannung sozusagen mühsam verdienen musste, besagt mein kleines Autoabenteuer. Selbst bei einer noch so kurzen Auszeit gibt es bei mir doch immer wieder ungeahnte Komplikationen. So wollte ich eigentlich „nur ganz schnell“ zu dem Firmengebäude des bekannten und alteingesessenen Bioduftölherstellers „Primavera“ nach Oy-Mittelberg fahren. Bereits kurz nach dem Starten des Motors wurde ich akustisch und optisch in höchste Alarmbereitschaft versetzt, blinkte doch unaufhörlich ein rotes Lämpchen auf in Kombination mit einem in regelmäßigen Abständen wiederkehrendem besorgniserregendem Alarmton. Bekanntlich versetzt einen alles, was man nicht näher deuten kann, in eine erhöhte Alarmbereitschaft und ich traute mir nicht zu, abzuschätzen, in wie weit unmittelbare Gefahr bevorstand oder ich noch einige Kilometer den gerade begonnen Weg unbeschadet fortsetzen konnte.

Ich entschied mich, bis zum Primavera-Firmensitz mit klopfendem Herz zu fahren, hatte ich doch einer Freundin versprochen, von dort einige Produkte mitzunehmen. Leider vermochten mich selbst die wunderbaren Düfte, von denen man bereits beim ersten Schritt in die Verkaufsräume eingehüllt wird, in keiner Weise zu entspannen. Noch etwas unausgeschlafen aufgrund der fuchsbedingten kürzeren Nacht malte ich mir in den blühendsten Farben aus, was alles passieren könnte, wenn ich gänzlich oder mit viel zu wenig Kühlwasser unterwegs wäre.

Hatte ich in den vergangenen Sommerferien, wo es auch ein Problem mit dem Kühlwasser gegeben hatte, dessen Stand wir täglich überprüfen und bei Bedarf Wasser nachfüllen mussten, die Zwillinge als wunderbaren technischen Beistand dabei, gelang es mir dieses Mal mutterseelenallein schändlicherweise zunächst noch nicht einmal die Motorhaube fachmännisch zu öffnen. Und als ich schließlich den schwarzen Hebel zum Öffnen der Motorhaube gefunden hatte, wurde meine Ungeduld prompt durch eine schmerzhafte Verbrennung der Finger, da die Motorhaube offenbar durch das vorherige Fahren noch zu heiß war, bestraft.

Aber auch in solch einer misslichen Situation bewahrheitete sich die Erfahrung: „Kein Schaden ohne Nutzen.“ Glücklicherweise hatte ich aufgrund meiner starken Fußschmerzen mein Fahrrad bereits in aller Herrgottsfrüh in den VW-Bus geladen und nutzte so die erzwungene Wartezeit, bis sich die Motorhaube wieder auf öffnungsbereite Temperaturen herabgekühlt hatte, zum Erforschen der Gegend rund um Oy-Mittelberg. Auf diese Weise stellte ich erfreut fest, dass sich der Grüntensee in unmittelbarer Umgebung der Primavera-Verkaufsräume befindet. Auch wenn es im Allgäu relativ anstrengend ist, ohne E-Bike unterwegs zu sein, entschädigen einen die ständigen Berg- und Talfahrten unverzüglich durch eine beeindruckende Fülle an Seen und Weihern, von denen jeder einzelne mit einem Spezifikum die Urlauber in seinen Bann zieht.

Durch das Radeln und die Blicke auf das spiegelglatte Wasser des Grüntensees gestärkt, wagte ich mich abermals an die Motorhaube und stellte fest, dass der Kühlwasserbehälter offenbar massiv undicht war, da ich insgesamt 1,5 Liter Wasser nachfüllen musste.

Gelobt sei übrigens in dieser misslichen Lage eine leichte Unordnung, welche mich ja nun leider bereits seit Kindheitstagen ständig begleitet. Aus Zeitmangel hatte ich vor meiner Abfahrt das Auto nur grob ausgeräumt und die völlig unberührte Wasserflasche, welche ich dem Vater für das letzte 60-er Spiel mitgegeben hatte – ich muss wegen unseres Zölisohnes ja immer alle Flaschen beschriften, damit er ja nicht aus einer glutenkontaminierten Flasche trinkt- unbeachtet auf der Rücksitzbank liegen gelassen. „Welch blöde Idee“, schoss es mir dabei durch den Kopf, „dem Papa überhaupt zu einem Fußballspiel eine Sprudelwasserflasche mitzugeben, fließen im Stadion doch in rauen Mengen ganz andere Flüssigkeiten…“

Nun sollte mir jedoch just diese ungeöffnete Wasserflasche ausgesprochen nützliche Dienste erweisen. Dabei musste ich zu meinem Schrecken die Flasche dreimal nachfüllen, bis ein annähernd zufriedenstellender Füllstand des Kühlwasserbehälters festzustellen war. Allerdings wurde mein Herzrasen nicht weniger, da man dem Wiederraustropfen des mühsam aufgefüllten Wassers geradezu zusehen konnte. Vor lauter Panik war plötzlich nach dem dritten Flaschenauffüllen der blaue Kühlwasserbehälterdeckel verschwunden.

„Wer stiehlt denn solch einen Deckel?“ ging es mir sofort durch den Kopf. Nachdem ich alle im Umfeld Anwesenden kritisch gemustert und mich nicht entblödet hatte, sämtliche mir entgegen kommende Passanten zu fragen, ob sie irgendwo diesen blauen Plastikdeckel gesehen hätten, und zugleich noch die Antwort auf eine höchst unerfreuliche Mail, die mich just zu diesem ausgesprochen ungünstigen Zeitpunkt erreicht hatte, formulierte, suchte ich verzweifelt noch ein weiteres Mal alles gründlich ab. Und plötzlich entdeckte ich diesen gut versteckt unter meiner Ledertasche auf dem Fahrersitz, so dass ich unverzüglich endlich den Weg zurück zum sicheren Hafen in Form des Panoramahotels antreten konnte.

Das Servicepersonal, ob jünger oder auch älter, ist durchwegs sehr freundlich und bemüht, auf alle Anliegen der Gäste einzugehen, sei es, auf meine Frage, welchem der imposanten Berge denn nun welcher Name zu eigen ist – hier wies mich die Rezeptionistin gleich noch auf die in Glas gravierten Bergzüge samt ihrer Namen im Hauptrestaurant hin, welche ich, da ich einen Tisch in einem Separée habe, bis dahin noch gar nicht bemerkt hatte – oder auch auf meine sorgenvolle Frage bezüglich eines nächtlichen Fensteröffnens und dem kurz davor aus beängstigender Nähe erblickten Fuchses.

War ich vor knapp zwei Jahren noch sehr begeistert, als ich mit unseren Söhnen in Zingst entlang des Deiches radelte und dabei in gebührendem Abstand von einem Fuchs am Waldesrand ein Stück unserer Strecke begleitet worden war, erfasste mich am Abend in meinem Zimmer tatsächlich ein großer Schreck. Während ich gerade auf dem Bett sitzend konzentriert Tempus- und Numerusfehler bei einer Lateinschulaufgabe mit Rotstift anstrich, sah ich aus dem Augenwinkel etwas an meinem Terrassenfenster vorbeihuschen, das ich als ein Katzengeschöpf einordnete. Spät wie es war, wollte ich die Arbeit möglichst schnell fertigkorrigiert haben, als mein Gehirn mir zu verstehen gab, dass das draußen erblickte Tier wohl irgendwie keine Katze gewesen sein könnte.

Ich hatte gerade meinen Rotstift zur Seite gelegt, als das Geschöpf abermals auf die Terrasse lief und ich plötzlich – zu meinem großen Schrecken – Aug in Aug einem wahrhaftigen Fuchs, nur getrennt durch eine dünne Glasscheibe, gegenüberstand. Mein Puls beschleunigte sich und ich dachte mit Schrecken daran, dass ich es ja gewohnt bin, jede Nacht mit gekipptem Fenster zu schlafen. Meine kurzfristig angesetzten Googlerecherchen ergaben auch nichts wirklich Beruhigendes, als ich von mehreren Anekdoten las, wie sich Füchse selbst durch gekippte Terrassentüren gezwängt hatten oder – noch schlimmer – wie sich ein Fuchs offenbar bei diesem Versuch grauenvoll in der Tür verfangen hatte.

Mein Zimmer befand sich sehr idyllisch sprichwörtlich am Waldesrand, da, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, wobei ich deutlich lieber den Hasen bevorzugt hätte… Da beruhigten mich doch deine Worte, lieber Johannes, wesentlich mehr, als du mir nicht nur schriebst, dass du solch ein Schlafen mit Frischluft für absolut unbedenklich hieltest, sondern zudem auch noch den wunderbaren Äsop mit einer seiner bekanntesten Fabeln, „Der Fuchs und die Tauben“, in passendem Zusammenhang erwähntest. Und just die lateinische Version von Phädrus hatte ich nur zwei Wochen zuvor im Lateinunterricht mit meiner neunten Klasse übersetzt.

Und dank des Allgäuer Fuchses durfte ich nun auch noch etwas über den Tübinger „Fuchs“ und die Etymologie der so schön blühenden Fuchsien lernen. So ist diese Pflanzengattung nach einem berühmten Mediziner und Botaniker, Leonhart Fuchs benannt, welcher unter anderem auch in München praktiziert hat, und im 16. Jahrhundert an der Tübinger Uni gelehrt hat und in dieser Stadt auch schließlich gestorben ist.

Auch die Damen von der Rezeption, welche ich nach der schreckenshaften Fuchsbegegnung sofort noch am späteren Abend aufsuchte, versicherten mir unisono: „Das ist gar nicht schlimm. Das ist unser Hausfuchs. Ich würde nur keine Schuhe oder irgendetwas draußen stehen lassen. Da wurde einem Gast von dem Fuchs schon mal ein Schuh gestohlen. Aber solange hier keine Bären oder Wölfe zu Besuch kommen…“

Auch wenn das Panoramahotel mit Sicherheit nicht preiswert ist, ist es jeden Euro der Hotelkosten wert und man darf am Abreisetag noch kostenlos alle Hotelannehmlichkeiten bis um 14.00 Uhr genießen. Das Hotel ist seit über 100 Jahren in dem Familienbesitz. So wurde aus Wanners Weinstube quasi Wanners Wellnessresort – allein dies ist doch schon eine wunderbare Alliteration und soll als gutes Omen für einen erfolgreichen Hotelbetrieb auch für die kommenden Generationen der nächsten hundert Jahre fungieren.

Vorteile:
- Bezaubernde Lage inmitten zahlreicher Seen, Moore und Berge
- Äußerst hochwertige und abwechslungsreiche Kulinarik mit vielen regionalen Produkten
- Sagenhaftes Frühstücksbüffet
- Unvergleichlicher Ausblick und tolle Gesamtkonzeption des Hotels
- Angebot unterschiedlicher Aufgüsse und Specials wie z.B. „Progressive Muskelentspannung“ in der Biosauna
- Hochwertige Fitnessgeräte einschließlich eines modernen Rudergeräts
- Barrierefreiheit
- Familienbetrieb seit über 100 Jahren


Nachteile:
- Pool- und Saunabereich ist nur bis um 19.00 Uhr geöffnet
- Relativ kleine Pools

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