An diesem Tag gingen die Unternehmenswünsche der Zwillinge und meiner Mutter diametral auseinander, lagen jedoch rein geographisch auf dem selben Weg. So fuhren wir meine Mutter zunächst – begleitet von einem immer noch lauter werdenden Daueralarm des Öllämpchens – zum Archäologischem Landesmuseum in Konstanz, wo es zur Zeit die einzigartige Landesausstellung “Welterbe des Mittelalters” zu bestaunen gibt. Ich freute mich, dass ich direkt vor dem Haupteingang parken konnte. Als ich allerdings zwei Minuten nach der Verabschiedung meiner Mutter unsere Fahrt fortsetzen wollte, erlebte ich kafkaeske Zustände. Hinter mir und vor mir war uns die Weiterfahrt durch dicht an dicht nebeneinander stehenden Pollern verwehrt, links verhinderte der imposante Bau des Landesmuseums eine Durchfahrt und rechts schloss sich nach einem dichten Gebüsch ein großräumiger Parkplatz an.
Ich zweifelte an meinen Sinnen. Auch wenn ich den ausgesprochen unruhigen Nächten geschuldet dauermüde bin, war ich mir doch absolut sicher, wenige Minuten zuvor ganz normal in die Einfahrt reingefahren zu sein. Nach längerem Anstehen an der Kasse und dem Museumshop stellte sich heraus, dass wir unglücklicherweise gerade den kurzen Moment der heruntergelassenen Poller erwischt hatten und waren nun einem Handwerker sehr dankbar, der auf Geheiß des Museumsmitarbeiters, dem ich mein Leid geklagt hatte, für uns die Poller wieder herunterließ. So konnten wir in großer Hitze begleitet von den beunruhigenden Daueralarmen des Öllämpchen unseren Weg in die Schweiz fortsetzen. Unser Ziel war das Conny-Land in der Schweiz.
Auch wenn ich tatsächlich viele Aufgaben unerledigt mit in die Ferien schleppen muss, bei deren Erledigung ich von dem Good Will und der Einsatzbereitschaft anderer abhängig bin, haben wir nun sehr unseren Ausflug in das Conny-Land genossen.
Als ich den Namen dieses Freizeitparks, immerhin dem größten in der gesamten Schweiz, die ersten Male beim Vorbeifahren auf den Straßenschildern angezeigt gesehen hatte, dachte ich stets sofort an die gleichnamige bekannte Kinderbuchfigur, die nun seit einigen Jahren auch mit dem „Max“ einen männlichen Protagonisten erhalten hat. Rasch wurde ich jedoch eines Besseren belehrt, dass dieser Name nichts mit dem Mädchen „mit der Schleife im Haar“ zu tun hat, sondern seinen Namen dem Gründer, Conny Gasser, verdankt.
Das Connyland befindet sich am Bodensee, unweit der deutsch-schweizerischen Grenze entfernt, in Lipperswil. In den Sommermonaten ist es fast täglich von 10.00 -18.00 Uhr zu besuchen und punktet durch ein ausgesprochen vielfältiges Angebot auf relativ kleiner Fläche, so dass man sehr leicht die Orientierung behalten kann. An heißen Tagen können sich die Kinder am Wasserspielplatz nach Herzenslust austoben oder auch sogenannte „Radio Boote“ durch das Wasser steuern.
An regnerischen Tagen sorgen zahlreiche überdachte Attraktionen für Jung und Alt wie z.B. „Dino Attack“, „Jungle Adventure“ oder auch der stets beliebte „Autoscooter“ für ungetrübtes Vergnügen im Trockenen. Bei dem Gastronomieangebot in diesem Freizeitpark ist mir sofort sehr positiv ins Auge gefallen, dass sogar die Allergen Deklaration für die einzelnen Produkte, welche im Conny-Land verkauft werden, aufgeführt sind, was in Deutschland leider alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist. Dies erleichtert auf alle Fälle jedem Allergiegeplagten um ein Vielfaches den Restaurantbesuch, da man sich auf diese Weise schon im Vorfeld bestens informieren kann und ich, wie schon öfters geschehen, bittere Tränen vermeiden kann, wenn ich nicht erst im Restaurant selbst erfahren muss, dass es für unseren armen Zöli nichts Geeignetes zum Essen gibt.
Besonders begeistert waren wir, dass explizit auf der Karte des Selbstbedienungsrestaurants angegeben war (auch wenn ich ernährungsphysiologisch davon natürlich überhaupt keine Freundin bin, aber zu einem Freizeitparkbesuch gehört es für die Kinder irgendwie mit dazu), dass die Pommes Frites auch auf Anfrage glutenfrei zubereitet werden können.
Gleich am Eingang wurden wir sehr freundlich von einem Mitarbeiter begrüßt und anders als in Deutschlands größtem Freizeitpark konnten wir ohne eine einzige Minute Wartezeit das Schweizer Gelände betreten. Dieser so zügige Einlass korrespondierte hervorragend mit der unübertroffen raschen und lieben Antwortmail auf meine Besucheranfrage hin.
Wenige Minute nach meiner Mail – und diese hatte ich an einem Samstagnachmittag – geschrieben, erhielt ich, und das vom Chef persönlich, Herrn Roby Gassner, das sehr nette Antwortschreiben. Das Conny-Land ist ein internationaler Seelöwen-Treffpunkt, der aufgrund seiner großen Außenanlagen auch bereits vor 20 Jahren für die sehr artgerechte Tierhaltung ausgezeichnet wurde.
In mehreren täglichen Shows in der Seelöwen-Arena, welche sowohl im Publikum als auch im Tierbereich überdacht und deshalb wunderbar schattig ist, werden den Zuschauern neben bestens einstudierten Darbietungen von je drei Seelöwen ebenso zoologische Erklärungen wie z.B. der Unterschied zwischen Seehunden und Seelöwen nähergebracht.
Ich bin keine Biologin, aber ich denke, dass die dortige Anlage zurecht als sehr artgerecht ausgezeichnet wurde, steht doch z.B. den Seelöwen im Münchner Tierpark Hellabrunn ein ähnlich großes Areal zur Verfügung und haben die Seelöwen auch bei jeder Show nur knappe zehnminütige Einsätze. Die restliche Zeit dürfen sie frei in mehreren großzügig angelegten Wasserbecken herumschwimmen.
Viele Aufführungen bekamen wir allerdings gar nicht zu Gesicht aufgrund der Vielzahl der Attraktionen, welche teilweise auch 20 – 30-minütige Wartezeiten beinhalteten. Ein Besuch des klassischen Autoscooters durfte ebenso wenig fehlen wie der Wasserspielplatz – bei heißen Tagen für alle Kinder eine echte Wohltat. Hier hätte ich mir nur noch sehr ein Sonnensegel oder ähnliches über diesem Bereich gewünscht.
Wie immer nutze ich bekanntlich keine einzige (oder nur sehr wenige) der angebotenen Attraktionen, aber ich freue mich, wenn es den Kindern großes Vergnügen bereitet. Ich bin dabei quasi immer nur schmückendes Beiwerk, überwache die Blutzuckerwerte, sorge für genügend Essen und Trinken und versuche immer wieder aufkommende Unstimmigkeiten zu schlichten. Während sich unser Jüngerer einem ganz 5-D-Kinovergnügen im Flugsimulator widmete, bewunderten der Jüngere und ich abermals die Seelöwen.
Im Conny-Land sind übrigens auch die stets – dem Schweizer Klischee entsprechend –sehr sauber gehaltenen Toilettenanlagen – positiv hervorzuheben. Bin ich ja absolut wasserliebend, sind die Wasserfreuden bei den Jungs bezüglich all unseres nötigen Diabetesequipments nie uneingeschränkt unbeschwert. Hatten wir zunächst einen kleinen Restaurantvorplatz mit einigen kleinen sprudelnden Wasserfontänen als Wasserspielplatz identifiziert, den wir zwar auf der einen Seite als recht klein empfunden hatten, ich jedoch auf der anderen Seite erleichtert feststellte, dass bei diesem wenigen Wasser die Gefahr eines Katheter- oder Sensorverlustes ausgesprochen klein sei, stießen wir kurz danach auf den richtigen Wasserspielplatz.
Eine wahre Attraktion mit einem Kinderwasserbecken wie in einem großen Freibad, einer Rutsche und vielem mehr. Das Highlight war ein Eimer, der sich in regelmäßigen Abständen über die Kinder mit großem Schwung entleerte. An heißen Sommertagen können sich die Kinder hier wirklich stundenlang vergnügen. Nur ich war leider dauerangespannt, wollte ich den Zwillingen doch einerseits jeden Wasserspaß uneingeschränkt gönnen, fürchtete ich jedoch andererseits den Verlust von Katheter sowie Sensoren.
Und tatsächlich kam unser Älterer mit schuldbewusster Miene bereits nach 5 Minuten im Wasser mit dem Blutzuckersensor in der Hand aus dem Wasser gerannt. Es vergingen keine weiteren drei Minuten, als sich der Katheter der Insulinpumpe beim Jüngeren gelöst hatte. In solchen Situationen würde ich mir wirklich so sehr wünschen, nicht von all diesem so lebensnotwendigem Equipment abhängig zu sein!
Von dem Versprechen begleitet, noch bevor wir uns wieder zu meiner Mutter am Archäologiemuseum aufmachten, zu einer weiteren Attraktion, Dino-attack, zu gehen, schaffte ich es schließlich, die Jungs aus dem Wasser zu lösen und mit frisch gestochenem Katheter und Blutzuckersensor ging es schließlich zur letzten Attraktion des Tages.
Ich war immer wieder sehr beeindruckt von der durchgehenden Freundlichkeit all der Freizeitparkmitarbeiter. Ganz besonders charmant war dabei Mirek, der allen Kindern mit Inbrunst selbst noch kurz vor der Schießung des Parks sehr charmant und geduldig erklärte, welche unterschiedlichen Laserpunkte in den verschiedenen Farben in dem Dinopark aufleuchteten und bei welcher Farbe man welche Punkteanzahl erreichte.
Dabei hatten wir das große Glück, dass zur späten Stunde so wenig Fahrgastaufkommen war, dass wir sogar in unserem Dinowagen sitzen bleiben durften und die Jungs insgesamt in fünf Runden ihr Laserschießen perfektionierten.
Der Park hat eine ideale Größe, so dass man sich auf Anhieb bestens überall zurechtfindet. Auf die Frage, was den Kindern bei unserem diesjährigen Bodenseeaufenthalt am allerbesten gefallen hat, ertönte es bei beiden eintönig (welch Seltenheit…) aus dem Mund: „Das Conny-Land!!“. So wird dieser sehr liebevoll, familiär und charmant geführte Freizeitpark wohl ab jetzt bei jedem unserer Bodenseeaufenthalte auf dem To do-programm stehen!
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