Bewusstlosigkeit, Bahn- und Busfahrten, Bequemlichkeit

Nur fünf Minuten, bevor ich mich mit den Zwillingen und zahlreichen Gepäckstücken unter großem Zeitdruck auf den Weg zum Bahnhof gemacht habe, waren auch noch die letzten Kleidungsstücke der siebten Waschmaschinenladung, welche ich im Akkord in den drei Tagen zu Hause zwischen unserem Schwarzwaldurlaub und dem Parisaufenthalt gewaschen hatte, trocken, so dass jedes Familienmitglied (auch die drei zu Hause gebliebenen) große Stapel an frisch duftender Wäsche in den Schrank eingeräumt bekam.

Zwischendurch hatte ich immer wieder gefürchtet, dass ich alles, was ich mir an Erledigungen für die Ostertage vorgenommen hatte, gar nicht schaffe, verlief doch z.B. gleich der erste Tag wieder zu Hause alles anderes als wunschgemäß. Nach dem üblichen Vormittagsstress inklusive Frühstückzubereiten, Wäsche, Haushalt und der verzweifelten Suche nach Regenhosen für die Jungs in allen Schränken, eilte ich mit unserer Hündin Nora zum Spazieren.

Wie in unserem relativ kleinen Ort üblich, kam ich auch dieses Mal nur einige Meter, bis ich die erste liebe Bekannte traf. Ich freute mich so sehr, dass ich sie nach einigen Monaten endlich wiedersah, dass ich, obwohl ich nicht viel Zeit hatte, sofort vom Fahrrad für einen kleinen Plausch abstieg. Im Gespräch erfuhr ich mit großer Bestürzung, dass sie im vergangenen Jahr mehrere kleine Schlaganfälle erlitten hatte.

Ist unser Hund prinzipiell gewohnt, dass er während eines Spaziergangs immer wieder kurz warten muss, bis Frauchen zu Ende geratscht hat und verhält sie sich im Normalfall absolut ruhig, indem sie sich niederlässt und neugierig die Umgebung beobachtet, war ich dieses Mal schon sehr verwundert, da sie unser Gespräch mit einem kontinuierlichen Jaulen untermalte.

Gerade, als ich ihr zuliebe, den Spaziergang fortsetzen wollte, sah ich immer verschwommener, die Stimme meiner lieben Bekannten schien von immer weiter weg zu kommen, es klingelte besorgniserregend in meinen Ohren, bis mir ganz schwarz vor Augen wurde. Es war mir natürlich total unangenehm, aber meine liebe Bekannte, welche ja eigentlich gesundheitlich umsorgt werden müsste, kümmerte sich sofort ganz rührend um mich, gab mir ein bei einer etwas mürrischen Nachbarin besorgtes Glas Wasser zum Trinken und wartete, bis es mir wieder besser ging.

Ich weiß nicht, ob diese Kreislaufschwäche an der großen Übermüdung, dem Dauerstress, dem Mitleiden und- fühlen in die Schlaganfallgeschichte oder was auch immer lag, bin jedoch rückblickend überzeugt, dass unsere Nora ähnlich einem Assistenzhund, welcher z.B. bereits deutlich vor einem zu erwartendem Epilepsieanfall anschlägt, bereits meine Ohnmacht vorausgeahnt/- gespürt hat und mich mit ihrem Jaulen – was ich leider nicht verstanden hatte – warnen wollte. Mit dieser großen Fürsorge ist sie allen anderen Familienmitgliedern deutlich voraus. Als ich beim Nachhausekommen der Familie erklärte, warum ich ausnahmsweise das Mittagessen erst eine Viertelstunde später als angekündigt fertigt gekocht habe – ich koche normalerweise am Wochenende immer gegen Punkt 13.00 Uhr, da dies dann meistens relativ stabile Blutzuckerverläufe nach sich zieht – bekam ich von unserem Jüngeren immerhin einen flüchtigen betroffenen Blick zugeworfen, während die anderen nur ein knappes „Okay“ hervorbrachten, um sich dann kurze Zeit später nach der nolens volens hingenommenen Verspätung auf das gekochte Mittagessen zu stürzen…

Funktioniert die Zugverbindung von München nach Paris normalerweise so gut und relativ reibungslos, stand die jetzige Bahnfahrt schon kurz nach der Buchung unter keinem besonders guten Stern. Gibt es ja wenig Stressigeres als oft umzusteigen, ist nun leider genau dies bei uns der Fall gewesen und wir waren summa summarum statt der üblichen knappen sechs Stunden über acht Stunden unterwegs.

Immerhin bin ich in der Nacht zuvor – unpraktisch wie ich bin – auf eine sehr praktikable nerven- und platzsparende Essenstransportidee gekommen. Musste ich doch jetzt genauso wie in den Sommerferien vergangenen Jahres noch die Reste der täglichen Ökokistenlieferung zu Ofengemüse verarbeiten, um nichts schlecht werden zu lassen. Verabscheue ich Kunststoff in all seinen Varianten, hatte ich das Ofengemüse in verschiedene Glasboxen gefüllt, wovon eine bereits das erste Umsteigen in Stuttgart mit zahlreichen Gepäckstücke nicht überlebt hat..

Die übrigen drei Glasboxen schleppte ich dann tatsächlich leer und gewaschen als ständige Reisebegleiter auf all unseren Zugfahrten von Paris nach Barcelona, auf das Schiff, sowie von Barcelona über Paris zurück nach Bayern mit und ärgerte mich jedes Mal über dieses Zusatzgepäck. Nun kam mir mitten in der Nacht die hervorragende Idee, das Gemüse und den Humus einfach in ausgewaschene kleinere und größere Gläser zu füllen, welche ich nach dem Verzehr sofort im Altglas entsorgen kann. Vielleicht hilft diese Transportidee ja einigen, wobei die meisten von euch sicher mit deutlich praktischeren Fähigkeiten als ich es bin gesegnet sind…

Ich hatte für dieses Jahr überhaupt keinen Parisaufenthalt geplant, aber als eine ganz liebe Mutter aus unserer Selbsthilfegruppe für Typ 1 Diabetikerkindereltern davon berichtete, so gerne mal nach Frankreich zu fahren, sich aber aus Sorge, dass die Franzosen kein Englisch sprechen könnten, an dieses Reiseziel noch nicht so recht getraut hatte, war die Idee eines Städetrips in Frankreichs Hauptstadt rasch geboren. Und eine weitere sehr liebe Familie schloss sich noch an, so dass wir insgesamt zu acht den Zug bestiegen, mit immerhin mehr „Reisegruppen“mitgliedern mit Insulinpumpen (5 Stück jeweils an der Frau/dem Mann) als ohne. Und auch die Zöliakie war zweimal am Start. Auch wenn wir ärgerlicherweise aufgrund von Baustellen rund um Stuttgart nicht nur zweimal umsteigen mussten, sondern auch in Mannheim eine Stunde und in Karlsruhe eine halbe Stunde Wartezeit zu überbrücken hatten, kamen wir frohen Mutes am Abend an.

Ich hatte es mit dem Packen mal wieder leicht übertrieben – allerdings umfasst ein Koffer schon einmal allein das ganze benötigte Diabetesequipment für zwei sowie sehr viel (glutenfreie ) süße und salzige Snacks – , hatte es jedoch so leicht wie noch nie, dafür immer von einem sehr schlechten Gewissen begleitet, wurde mir doch liebenswürdigerweise immer ein Koffer beim Umsteigen, Treppenhoch- und runterschleppen abgenommen, ein wirklich großer Luxus! Eine so bequeme Anreise mit überhaupt keinen Schleppodysseen hatten wir noch nie…Ganz herzlichen Dank, liebe Alex, Manu und lieber Christian!

Und liebe Manu, nicht du darfst dich als Rabenmutter bezeichnen, sondern eher ich. Verwehrte ich den Jungs doch noch ein spätes auswärtiges Abendessen, sondern mussten sich diese mit allerhand von mir in der Nacht zuvor selbst gekochtem Essen begnügen…

Erstaunlicherweise konnte sich ein Hotelmitarbeiter im Meininger Hotel sogar noch an uns erinnern, was mich wirklich überrascht hat, liegt unser Aufenthalt doch schon ein Dreivierteljahr zurück und wird er pro Woche sicher mehrere Hundert bis Tausend Gäste sehen.

Waren unsere Zwillinge von der langen Zugfahrt und der am Wochenende erfolgten Zeitumstellung so müde, dass ich zwischendurch im Zug stand, damit unser Älterer besser im Liegen auf zwei Sitzen schlafen konnte, waren sie am Abend wieder zu erneuten Kräften gekommen, so dass es lange dauerte, bis ich in dem für die Meiningerhotels so typisch relativ beengten Zimmer alles halbwegs verstaut und die Jungs bettfertig gemacht hatte.

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