Der Schwarzwald ist insgesamt eine überaus reizvolle Region und zeichnet sich durch zahlreiche Besonderheiten und eine ausgesprochen weit zurückreichende Geschichte aus. So ist diese Gegend neben wirklich reizvollen Wandermöglichkeiten (sofern man nicht so dermaßen schmerzende Füße wie ich zu beklagen hat) und einem sehr exquisiten Weinanbau genauso reich gesegnet wie mit den Schwarzwälder Räucherspezialitäten, dem Bollenhut und den weltweitbekannten Kuckucksuhren und nicht zuletzt mit seinen vielerorts sprudelnden Thermalquellen, welche bereits vor 2000 Jahren von den Römern genutzt und geschätzt worden waren.
Denselben Reiz üben sie auch heute noch auf alle Besucher aus. Auch wenn wir in diesem Jahr quasi den falschen Wochentag für den Thermenbesuch der „Vita Classica“ in Bad Krozingen eingeplant hatten – ist in das Saunaparadies doch ausschließlich am Samstag auch Kindern unter 16 Jahren der Zutritt gestattet – waren wir auch bei unserem diesmaligen Besuch ausgesprochen angetan von den vielseitigen Thermalbeckenangeboten drinnen und draußen in dieser Therme.
Die Vita Classicatherme ist vor über 20 Jahren umfassend umgebaut worden und vereint seitdem neben der reinen Bade- und Schwimmmöglichkeit mit dem neu errichtetem Wohlfühlhaus auch zahlreiche Therapien in Form von z.B. Physiotherapieangeboten oder auch Wannenbädern.
Die Innen- und Außenbecken sind mit Massagedüsen sowie Whirlpools ausgestattet und garantieren ein Badevergnügen für alle Altersgruppen, und das auch noch vollkommen wetterunabhängig. Zudem werden zahlreiche Fitnesskurse, unter anderem auch Aquacycling angeboten. Da ich ja Wassergymnastik über alles liebe, versuchte ich immer wieder, einige Übungen davon mitzuturnen, bis mich die Jungs wieder baten, im benachbarten äußeren Becken ihren heißgeliebten Tauchstab zu verstecken, so dass meine größte gymnastische Übung eher in dem ständigen Rein- und Raussteigen aus den unterschiedlichen Becken denn aus sportlichen angeleiteten Fitnessübungen bestand.
Die Suche nach dem Tauchstab erfreut die Zwillinge in jedem Wasser international. Allerdings ist das Bad Krozinger Thermenpublikum offenbar insgesamt sehr aufmerksam und tauchaffin, wurde der Tauchstab doch oft schon von anderen Gästen aufgespürt und an den Beckenrand gestellt oder selbst damit gespielt, ehe die Jungs ihn entdeckt hatten, so dass sich meine Aufgabe vom Verstecken auf das anschließende „Bewachen“ des begehrten Objekts erweitert hatte.
Die Thermen punkten außerdem mit täglichen langen Öffnungszeiten, welche wir ausgesprochen gut nutzen konnten, lief der heutige Tag doch zeitmäßig nicht ganz so reibungslos, wie ich es mir eigentlich vorgestellt hatte… So trauerte ich ja bereits oft den altmodischen Hotelschlüsseln von einst nach, welche zwar mehr Platz im Rucksack einnahmen und schwerer waren – sofern man diese nicht vor einem Ausflug ganz klassisch an der Rezeption zur Aufbewahrung abgegeben hatte – , aber deutlich zuverlässiger als die heutigen Zimmerschlüsselalternativen…
Ich verfluchte heute schon am frühen Morgen ganz besonders diese Kartentechnik. Nach dem Frühstück stellte unser „schlüsselverantwortliche“ Sohn plötzlich fest, dass er die Zimmerkarte nach dem Zubereiten eines Roibuschtees aus Versehen in der Maxibar vergessen hatte, so dass wir uns an der Rezeption zwei neue Karten ausstellen mussten.
Während dies nicht Schuld der Karten ist, wollten wir kurze Zeit später, nachdem ich endlich alles für den Tag zusammengepackt hatte, noch den letzten Rucksack aus unserem Zimmer holen, als uns der Zugang abermals versperret war. So verloren wir wiederum einige Zeit, bis zwei neue Karten (dies geht anscheinend immer nur im Doppelpack) auf unser Zimmer einprogrammiert wurden. Die Wartezeit nutzte ich, um die genau eine Woche zuvor teuer erstandenen Halbschuhe der Jungs wieder halbwegs sauber zu bekommen, hatte das Spazierengehen bei heftigem Regen in Breisach und Neuf-Brisach am Tag zuvor doch für eine kaum wiedererkennbare Schuhfarbe und viele Gramm Dreck am Schuh gesorgt…
Die Freude über das Wiederbetreten der Zimmer feierten die Jungs gleich mit einem ausführlichen Baggerbeobachten auf der Baustelle direkt vor unserem Fenster und dem Sich Vertiefen in die mitgenommenen Bücher, so dass ich dank der spontanen Bibliophilie der Söhne die Zeit nutzte, um ausnahmsweise nicht wie sonst an allen anderen Urlaubstagen, mich erst weit nach 22.00 Uhr dem Erstellen und Korrigieren von Schulaufgaben zu widmen, sondern bereits zur Mittagszeit einiges für die Schule arbeiten zu können.
Auch wenn das W-lan leider mal wieder ganztägig in unserem Hotel ausgefallen war, funktioniert das Schulaufgabenkorrigieren ja glücklicherweise noch ganz analog. Aus den zahlreichen unterschiedlichen Gründen kamen wir jedenfalls deutlich später als an all den Tagen zuvor los und der Abstecher nach Neuenburg, wo wir den relativ neu gebauten 35 Meter hohen Bertholdturm bestiegen, kostete uns ebenfalls Zeit.
Dafür hatten wir von diesem Aussichtsturm, der seinen Namen dem Stadtgründer Berthold IV. aus dem 13. Jahrhundert verdankt, einen bezaubernden Blick auf den Schwarzwald, die Schweiz und die französischen Vogesen.
Und die Jungs nutzten anschließend die einstündige Regenpause zum ausgiebigen Turnen und Klettern auf dem benachbarten Spielplatz. Ich bewundere die beiden immer, wie sportlich sie sich überall herumhangeln. Sie sind wahrhaftige Bewegungskünstler.
Waren die Kinder essensmäßig wirklich auch während unserer sechs Schwarzwaldtage ausgesprochen genügsam gewesen und verzehrten unter anderem täglich Birne, Apfel, Banane und Co.,
wollte ich den letzten Mittag mit ihnen noch schön zum Essen gehen. Zöliakiebedingt sind allerdings die meisten Restaurantbesuche für mich eher eine Qual. Während dieser vielversprechend startete, verstand die Bedienung bei unserer Frage, ob die Pommes glutenfrei seien, sofort, dass es eben nicht nur darauf ankommt, ob die Pommes an sich glutenfrei sind, sondern auch, ob in dieser Fritteuse noch etwas anderes – Glutenhaltiges – frittiert wird, was dann auch die an sich glutenfreien Produkte, welche darin zubereitet werden, für Zöliakiepatienten nicht essbar werden lässt.
Und genau dies war leider auch in dem Restaurant in Bad Krozingen der Fall. Aber da unser Älterer bereits zu seiner großen Freude seine heiß geliebten Käsespätzle auf der Speisekarte entdeckt hatte, suchte ich für unseren Zöli fieberhaft nach Alternativen. Glücklicherweise ist er ziemlich unkompliziert und dankbar für alles ihm gebotene glutenfreie Essen.
Und so stellten wir ihm dann einen eigenen Teller zusammen mit Ofenkartoffel, Tsatsiki und viel gegrilltem Gemüse, bei dem ich ordentlich essensmäßig mithalf, so dass ich nach meiner sehr üppigen Portion mit einer großen Schwatzwälder Bachforelle, sehr viel Gemüse und Kartoffeln mit Mandelbutter (gemäß dem Lieblingsessen von Janosch Tiger und dem Bär) völlig übersättigt war…
Bis wir die Therme also betraten, war der Nachmittag bereits deutlich vorangeschritten und wir genossen es sehr, dass die Therme bis 22.00 Uhr täglich geöffnet sind. Allerdings war ich selten von so einer großen Dauererschöpfung wie in den diesjährigen Osterferien geplagt, so dass ich phasenweise deutlich lieber auf einer der angepriesenen Massageliegen im Wohlfühlhaus bei so wohlklingenden Angeboten wie z.B. einer Aroma-Massage mit Klangzauber oder aber auch einer Kakaobuttermassage mit Sicherheit sofort eingeschlafen wäre, als die Zwillinge im Wasser zu beschäftigen, darauf zu achten, dass wir anders als bei unserem letzten Thermenbesuch in Aachen, dieses Mal keinen Transmitter des Blutzuckersensors verlieren und die Jungs immer wieder zu einer den Thermen entsprechenden angemessenen Lautstärke zu ermahnen…
Gerade, als ich zur späten Stunde unsere Jungs aus dem Wasser getrieben, zum gründlichen Haarewaschen angeleitet und selbstverständlich den einen obligatorischen Blutzuckersensor neu zu stechen hatte, der sich trotz des sehr guten Dexcomfixierbandes am Ende unseres Badeaufenthalts leider doch verabschiedet hatte, wurde ich von einem jüngeren Mann mit einem neuen Auftrag betraut, welcher mir etwas schüchtern zuraunte: „Meine Freundin, die Cheyenne, ist schon seit einer halben Stunde in der Dusche. Könnten Sie mal zu ihr gehen und ihr sagen, dass sie dringend rauskommen soll?“ Nachdem ich diese Beziehungszwistigkeiten erfolgreich gelöst hatte, konnte ich mich wieder dem Zusammenpacken all unserer zahlreichen Schwimmbadutensilien in den angenehm großen Familienumkleidekabinen widmen.
Alles in allem sind die Vita Classicathermen in Bad Krozingen jedenfalls für alle Altersgruppen ausgesprochen empfehlenswert. Gaz neu hatten wir sogar noch kurz vor der Badschließung ein vor 1,5 Jahren neu gebautes Innenthermalwasserbecken, die sogenannte Dünenhalle entdeckt. Diese stach nicht nur durch ihre wohltuende Leere positiv hervor, sondern bot mit zahlreichen Schwimmnudeln den Kindern kreative Spielmöglichkeiten. So konstruierten sich die Jungs eine Art Boot und zogen sich gegenseitig mit großem Spaß durch das Becken, während ich immer wieder das traumhafte Dünenfoto bestaunte und mich erfreute, dadurch (fast) alle positiven Seiten der Nord- und Ostsee, inklusive dem fotografierten Sonnenuntergang zu haben und dabei gleichzeitig in deutlich angenehmer temperierten Thermalwasser planschen zu können als dies z.B. bei unserem Sommerurlaub vor einigen Jahren an der dänischen Ostseeküste der Fall war, wo ich bereits am Strand dermaßen fror, dass mich das Schwimmen im Meer überhaupt nicht sonderlich reizte…
Zwei Besonderheiten seien noch am Ende dieses Artikels hervorgehoben: in der Vita Classica Therme steht allen Besuchern kostenlos das von mir sehr geschätzte Granderwasser an einem Trinkbrunnen zur Verfügung und es gibt eine wunderbare Musikhalle, in der man dank dem Angebot zahlreicher Schwimmnudeln durch das Waser treiben und dabei die Ohren unter Wasser tauchen kann, um der entspannenden Musik zu lauschen.
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