Zu meiner Überraschung und konträr zu meinen jahrzehntelangen Kochroutinen las ich vor einigen Tagen die Ergebnisse einer Studie, welche angab, dass gerade mal 40 % der deutschen Bevölkerung täglich frisch kocht. Ich koche tatsächlich so gut wie jeden Tag sogar eher zwei als nur eine warme Mahlzeit täglich frisch…Dazu, dass noch deutlich mehr in Zukunft Freude am täglichen Kochen haben, trägt mit Sicherheit auch das sehr inspirierende und vielseitige Koch- und Backbuch „Wein im Topf“ von Nicole Schmuck-Kersting und Aron Kersting aus dem PMV-verlag bei.
Der Titel lässt bereits erahnen, dass Alkohol auch bei der Essenszubereitung hier eine Rolle spielen wird. Tatsächlich ist dieses Buch deutlich mehr als ein klassisches Back- und Kochbuch. Es vereint alle Vorteile der klassischen Bücher, die im PMV-verlag erscheinen bezüglich der Nachhaltigkeit, der fundierten Recherche und des kompetenten Schreibstils und kombiniert dies mit einem sehr inspirierenden und facettenreichen Angebot an Rezeptvorschlägen.
Es bietet aber ebenso ausgesprochen hilfreiche Informationen zu allen Arten des jeweiligen saisonalen Gemüses und Obstes. Zudem erfreut es mit einem fundierten Überblick über die verschiedenen nationalen und internationalen Weine, welche sich an den vier Jahreszeiten, ja sogar an allen 12 Monaten im Jahr orientieren. „Wein im Topf“ wird seinem Anspruch mehr als gerecht, bietet es doch nicht nur in 12 Kapiteln – jedes ist einem Monat gewidmet – wundervolle, sehr abwechslungsreiche und kreative, saisonale herzhafte und süße Rezeptvorschläge, sondern durchläuft man nach der gesamten Lektüre aller 12 Kapitel – am besten hin und wieder in Begleitung eines guten Glas Weins… – zum Weinsteckbrief quasi nebenbei eine kleine Sommelier/Sommelièrelehre.
Ehrlich gesagt trinke ich ausgesprochen selten und wenig Alkohol im Allgemeinen, wenn überhaupt dann aber wirklich sehr gerne ein Gläschen Rot- oder Weißwein. Und so habe ich mit großem Interesse und Freude alles Wissenswerte über Burgunder, Riesling, Shiraz und viele weitere Rebsorten „aufgesaugt“.
Jedes der zwölf Monatskapitel beginnt mit einem Saisonkalender, danach wird die Leserin/der Leser önologisch gebildet, bevor sie/er sich an das Lesen und spätere Nachkochen eines ganzen Menüs von Vorspeise über Suppe bis hin zum Hauptgericht und der Nachspeise machen kann. Auch an alle, welche wenig Zeit in der Küche verbringen (wollen) wird jeden Monat dank des Vorschlags eines „RatzFatz“-gerichts gedacht. Habe ich selten so viele Heißhungerattacken wie in diesem Januar -wahrscheinlich all den psychischen und physischen Belastungen der vergangenen Monaten geschuldet – erlitten, kann ich aus der eigenen Küchenpraxis bestätige, dass all die in diesem Buch präsentierten Rezepte absolut praxiserprobt und ausgesprochen gelingsicher sind. Zudem zaubern einem bereits bei der Lektüre die liebevoll und kunstvoll angefertigten Zeichnungen zuverlässig ein Lächeln ins Gesicht.
Das Autorenduo aus Mutter (Illustratorin und leidenschaftliche Köchin) sowie Sohn (sehr renommierter ausgebildeter Koch) betreiben mit großem Elan auch einen Blog im Internet und stellen nun ihr großes Wissen allen in Form dieses wunderbaren und außergewöhnlichen Buchs zur Verfügung. Zu meiner großen Freude sind viele der angegebenen Rezepte von Natur aus glutenfrei wie z.B. eine (von unserem Zöliakiesohn) sehr geschätzten Rote-Beete-Kartoffelpaste, Topinambursuppe sowie fast alle Hauptspeisen.
Sogar ein sehr feiner Weißweinkarottenkuchen (den angegebenen Weißwein habe ich wegen der mitessenden Kinder sicherheitshalber durch weißen Traubensaft ersetzt), der das Kuchenhighlight des Monats April verkörpert, ist dank seines Reis- und Maismehls und der Kakaobutter nicht nur vegan, sondern auch glutenfrei. So gut wie alle Zutaten für die zahlreichen Gerichte sind in allen größeren Super- und Biomärkten zu finden. Dennoch ist jede einzelne Speise ausgesprochen raffiniert und versprüht die Kochbegeisterung des Autorenteams.
So habe ich beispielshalber schon sehr häufig ein Kürbisrisotto für die ganze Familie zubereitete, bin jedoch noch nie auf die Idee gekommen, dazu ein Topping aus Walnüssen, Kräutern, Kürbiskernöl und Käse zu servieren. Oder ich wusste vor dieser Buchlektüre nicht, dass es glutenfreie Kastaniennudeln gibt, zu denen ein Rosenkohl wirklich absolut köstlich mundet.
Als Nachspeisen – und Dessertliebhaberin kann ich dank dieses unglaublich vielseitigen Buchs wirklich aus dem Wollen schöpfen. Auch optisch erinnern gerade die Kuchenrezepte an von Generation zu Generation tradierte Rezepte, sind sie doch in einer ganz besonderen, der persönlichen Handschrift ähnlichen Schrift abgedruckt.
Insgesamt lässt sich sagen, dass dieses ganz besondere Buch in keiner Küche fehlen darf und mit Sicherheit auch jede/n, unabhängig, ob Kochanfänger/in oder in diesem Bereich bereits sehr Versierte/n, als Mitbringsel oder auch als eigene Anschaffung sehr erfreuen wird und dauerhaft eine Inspirationsquelle und Bereicherung darstellt.
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