Stau,Schockmoment, Schwierigkeiten

In weniger als 24 Stunden soll es mit den Zwillingen über 1000 km weit weg an die Ostseeküste gehen und ich habe noch nicht einmal annähernd alles zusammengepackt. Ist das Packen für zwei Diabetikerkinder kombiniert mit einmal Zöliakie bereits für einen Hotelaufenthalt anstrengend, setzt ein Urlaub (der manchmal eher einem Alltag unter erschwerten Bedingungen ähnelt…) in einer Ferienwohnung tatsächlich noch deutlich mehr Planungsaufwand voraus.

Benötige ich doch neben einem großen Koffer an Diabetesequipment wie 30 Infusionssets für die beiden Insulinpumpen, Blutzuckersensoren- und Messtreifen, Ketomesstreifen, Notfallsets und vielem Medizinischen mehr noch einen weiteren prall gefüllten Koffer, in dem unsere gesamte glutenfreie Küchenausstattung wie Schneidebrettchen, Messer, Handrührgerät und alles weitere, was in der Ferienwohnung höchstwahrscheinlich nur mit glutenhaltigen Spuren vorzufinden wäre, ihren Platz findet.

Allerdings ist an ein konzentriertes Packen leider im Traum nicht zu denken.

Als ich gerade die zweite Wäscheladung des Tages an diesem Vormittag aufhängen will – ich hatte am Tag zuvor eigentlich mit drei Waschmaschinenladungen vor dem Urlaub die Zielgerade erreicht, nachdem ich unsere mittlere Tochter extra davor noch eindringlich gefragt hatte, ob all ihre Schmutzwäsche im Wäschekeller gelandet sei, was sie eindeutig bejahte…um am nächsten Morgen dann allerdings wie von Zaubrhand unseren Schmutzwäschekorb im Keller bis zum Anschlag mit weiterer Schmutzwäsche von ihr gefüllt entdecken zu müssen – klingelte es zweimal energisch an der Haustür.

Als ich bereits durch den verglasten Teil unserer Haustür die Umrisse zweier Polizisten in kompletter Uniform entdeckte, wurde mein Körper augenblicklich mit einer ungegheuren Menge an Adrenalin und Cortisol geflutet und die unbeschreiblich große Furcht: “Ist einem unserer vier Kinder etwas zugestoßen?” wechselte sich ab mit der blitzschnellen geistigen Suche nach allen eventuellen Vergehen, welche ich in den vergangenen Wochen begangen haben könnte, aber mir fiel dazu beim besten Willen nichts ein.

Als die beiden Polizeibeamten mein angsterfülltes Gesicht bemerkten, beruhigten sie mich sogleich: “Keine Sorge, es ist nichts Schlimmes. Ihr Kraftfahrzeug ist auf Ihren Sohn zugelassen (da dieser einen Schwerbehindertenausweis hat, bietet die Zulassung auf ihn kraftfahrzeugsteuerliche Vorteile) und deshalb haben wir kein Foto von dem Fahrzeughalter. Bestätigen Sie, dass Sie am 10.4. in Augsburg am Tierpark geparkt haben?” “Ja, das kann sehr gut sein”, erwiderte ich. Hatte ich doch schnell nachgerechnet, dass dies der Ostermontag war, an dem der Papa mit den Kindern den Tierpark in Augsburg besucht und in Ermangelung eines regulären Parkplatzes sich für eine Parkmöglichkeit auf dem ausgewiesenen Busparkplatz entschieden hatte mit dem Argument, dass wir ja auch einen Bus, allerdings bloß einen VW-bus hätten….

Diese Argumentation überzeugte die Polizisten leider nicht, so dass wir, nachdem ich die Fahrzeughalterschaft auch schriftlich bestätigt hatte, 10 Euro zu zahlen hatten.

Nachdem sich mein Herzschlag nur langsam wieder in dem normalen Frequenzbereich eingependelt hatte, erfuhr ich per Mail, dass eine sehr wichtige Auslandsüberweisung, die unbedingt bis zum Wochenende erledigt sein musste, nicht ausgeführt werden konnte, so dass ich quälend lange Minuten in der Warteschleife der Bank hing, um das Überweisungsproblem zu klären – leider bis jetzt erfolglos.

Mein ursprüngliches festes Vorhaben, noch dringend mit der Korrektur der Französischschulaufgaben zu beginnen, musste ich schon lange aufgeben. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig, für alle ein MIttagessen zu kochen, bevor ich mit den Zwillingen in allergrößtem Zeitstress zu den üblichen Untersuchungen- und Besprechungsterminen in die Kinderdiabetologie des dritten Ordens fuhr.

Ich hasse wenig mehr als Unpünktlichkeit und komme tatsächlich stets wenige Minuten vor dem jeweiligen Termin. Nur am heutigen Tag hatte ich überhaupt keine Chance.

Kaum war ich auf die Autobahn gefahren, blinkte das von allen Autofahrern gefürchtete Schild “Stau” feindselig auf und es ging wirklich überhaupt nichts mehr. Die ersten 40 Minuten wütete ich noch und mein Herz raste vor lauter Stress und Ärger, dass an diesem Tag vor unserer Abreise so überhaupt nichts funktionniert, irgendwann machte sich die Resignation breit.

Auch wenn es wirklich Angenehmeres gibt als in brütender Hitze (selbstverständlich hat unser 20-jähriger VW-bus keine Klimaanlage) mit zwei Achtjährigen über Stunden gefangen im Auto zu sitzen statt den dringend benötigten Termin in der Kinderdiabetologie wahrnehmen zu können, benötigten wir doch unbedingt noch Rezepte für neue Insulinampullen und die große Blutabnahme bei unserem Zöli sollte heute auch noch erfolgen. Während ich nur noch hoffte, dass dies kein schlechtes Omen für unsere morgige Reise ist und ich wirklich unzählige Nerven verloren hatte, löste sich der Stau nach 80 MInuten absolutem Stillstand genauso unvermittelt wieder auf wie er begonnen hatte und wir erreichten unser Ziel tatsächlich noch mit einer Verspätung von etwas mehr als einer Stunde…

Viele weitere Hürden standen aber leider auch noch am späten Abend bevor. Allein das Befestigen der drei Räder hat über eine Stunde in Anspruch genommen und ich habe große Sorge, dass ich es morgen alleine beim Abladen entweder allein kräftemäßig oder auch logistisch nicht schaffen werde, bin ich doch leider technisch/handwerklich so vollkommen unbegabt.

Mittlerweile schreitet der Uhrenzeiger unerbittlich voran und nach den ganzen alltäglichen Handlungen wie Instrumenteüben, Haushalt, Kochen und dem Spazierengehen mit dem Hund hat das Packen doch langsam Gestalt angenommen. In 8 Stunden soll es losgehen und es scheinen doch noch hoffentlich einige (sehr wenige) Stunden Schlaf davor rauszuspringen, wobei ich leider auch noch kurz vor Mitternacht wieder einen Unterzucker der Jungs …beheben musste…

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Kommentare

2 Antworten zu „Stau,Schockmoment, Schwierigkeiten“

  1. Avatar von fuchsmarie

    Wie Du das immer alles schaffst, liebe Dorothea! Wahnsinn. Habt eine gute Fahrt ☀️

    1. Avatar von diazlireisen

      Danke dir von Herzen, liebe Marie.Heute haben wir bis jetzt freie Fahrt,sind gerade hinter Naumburg….alles Liebe!

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