(Archäologisches) Landesmuseum, Latrinen, Lädinen, Landgänger, Lenkskulpturen, Leckereien, Lichtinstallationen

Bevor wir uns unserem heutigen Hauptziel näherten, führte uns unser Weg zunächst zu zwei Werken des sehr bekannten Bodmaner Künstlers Peter Lenk, welcher immer wieder durch seine Skulpturen provoziert. So findet man direkt am Konstanzer Hafen die Riesenstatue der Imperia – mit diesem Namen bezeichnete Honoré de Balzac eine Edelhure, welche in seinen Erzählungen sowohl mit hohen kirchlichen wie mit weltlichen Würdenträgern während des Konstanzer Konzils Affären hatte und sie als Seitenhieb auf die Doppelmoral von Klerus und Adel zur heimlichen Herrin des Konzils erklärte.

Anschließend jagte ich unsere gesamte Reisetruppe an ziemlich befahrenen Straßen bei stürmischem Wetter hinab, wollte ich ihnen doch unbedingt noch das zweite Werk von Peter Lenk zeigen. Hier schreibt Hans-Peter Siebenhaar im Bodenseereiseführer des Michael Müller-Verlags auf der Seite 26/27 so wunderbar: „Der Triumphbogen, besser bekannt als „Lenk-brunnen“, ist eine groteske Komposition obszöner, Wasser speiender Figuren, die den vorbeirauschenden Autoverkehr verspotten.“

Ein Schwan schien von der Uferpromenade so angetan zu sein – vielleicht erhoffte er sich auch von den Spaziergängern Leckerbissen – , dass er nicht sonderlich elegant, aber dennoch imposant den Land- dem Wasserweg vorzog und zwischen der Imperia und dem Konzilsgebäude hin und her stolzierte.

Nach der Besichtigung des sehr beeindruckenden Münsters mit der Krypta, in der sich nicht nur die Reliquien des heiligen Pelagius, sondern auch vier vergoldete Kupferscheiben aus dem 11.-13. Jahrhundert befinden, suchten wir das Archäologische Landesmuseum Baden-Württemberg in Konstanz auf.

Dieses ist in den Räumen des im 10. Jahrhundert gegründeten Klosters Petershausen untergebracht und widmet sich nicht nur der mittelalterlichen Geschichte der Region, sondern beherbergt auch das älteste im Bodensee gefundene Schiffswrack, eine etwa 600 Jahre alte Lädine so wie viele weitere Exponate aus der Zeit der Pfahlbauten und auch des römischen Reichs.

Zudem ist das ALM ausgesprochen bekannt für seine liebevoll bis ins kleinste Detail gestalteten Playmobilausstellungen, deren nächste den Titel „ Archäologie &Playmobil – Mönche, Mission, Abenteuer“ trägt und am 20. April dieses Jahres eröffnet werden wird. Aber auch in den Dauerausstellungen werden immer wieder Szenen mit Playmobilfiguren dargestellt. In der Advents- und Weihnachtszeit wird zudem für alle Kinder ein Mützensuchspiel angeboten und die Kinder konnten sich in allen Ausstellungsräumen auf die Suche nach kleinen Weihnachtsmannmützen machen.

Am Ende bekamen sie als Lohn für ihre gewissenhafte Suche eine süße Belohnung. Die schokoladigen Leckereien wurden von unseren Kindern sehr dankbar gleich im Anschluss als Wegzehrung verzehrt.

Alle Mitarbeiter im Museum waren ausgesprochen freundlich und wiesen die Kinder gleich auf die ältesten Tierskulpturen der Menschheit hin, welche nicht unbedingt aufgrund ihrer Größe punkten, aber mit Sicherheit etwas ganz Besonderes aufgrund ihres unglaublichen, kaum vorstellbaren Alters und ihrer filigranen Form darstellen. Das Mamut und der Höhlenlöwe sind kunstvoll aus Mammutelfenbein gebildet.

Der gesamte Rundgang auf den drei verschiedenen Stockwerken ist museumspädagogisch bestens aufbereitet, es gibt kleine Filmchen, z.B. zu den Pfahlbauten, viele interaktive Stationen, im obersten Stock auch ein Spielzimmer für die Kleinsten und jedes einzelne Exponat ist hervorragend beschrieben.

Ein ganzer Ausstellungsraum ist der Ver- und Entsorgung in der mittelalterlichen Stadt gewidmet, so dass man Einblicke in eine umfassende Darstellung der Latrinen seit dem 13. Jahrhundert bekommt. Neben der weihnachtlichen Mützensuche gibt es ganzjährig auch noch das Angebot eines Escaperooms und einer GPS-suche für Kinder.

Gerade unser Älterer interessiert sich sehr für alles, was mit der Schifffahrt zusammenhängt und so waren für diesen die Ausstellungsräume im Erdgeschoß und im Museumsanbau ein besonderes Highlight, wo zuerst die Anfänge der Schifffahrt ausführlich erklärt wurden, bevor man nicht nur vieles über die Lädinen erfuhr, welche eine Weiterentwicklung der mittelalterlichen Schiffstypen waren und noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein vertrautes Bild am Bodensee bildeten, sondern auch ein mittelalterliches Schiffswrack aus dem 14. Jahrhundert bestaunen konnte, das im Jahre 1991 bei Immenstaad ausgegraben worden ist.

Da heute leider unser letzter Urlaubstag war, wollte ich meiner Mutter unbedingt noch das Lichtspektakel „Christmas Garden“ auf der Insel Mainau zeigen, so dass wir zu später Stunde mit Sack und Pack zur Insel Mainau fuhren. Gerade als wir aus dem Auto ausgestiegen waren, fing es heftig an zu stürmen und ein eiskalter Regen peitschte uns entgegen.

Meine arme Mutter war verständlicherweise davon nicht sehr begeistert und murmelte halblaut „mitgehangen, mitgefangen“.  Auch wenn ich ihr selbstverständlich sofort angeboten hatte, sich doch erst einmal in einem der Restaurants aufzuwärmen, lehnte sie dankend ab und setzte ihren Weg tapfer fort. Wir absolvierten deshalb den Rundweg auf der Insel Mainau entlang der Lichtinstallationen in deutlich schnellerem Tempo als gewöhnlich.

Nachdem eine Windböe meinen Schirm komplett ruiniert hatte und unser Jüngerer so oft in Pfützen gestiegen war, dass das Wasser schon aus seinen Schuhen quoll, hatte Petrus ein Einsehen und ließ uns bei deutlich weniger Regen bzw. kurzzeitiger Trockenheit den Weg fortsetzen.

Viel Freude meine lieben Leserinnen und Leser, welche ihr nun im Folgenden – ganz ohne auch nur irgendwie nass zu werden oder von einer heftigen Windböe gestört zu werden – in Ruhe genießen könnt.

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