Wir wären gerne noch eine Woche auf dem Schiff geblieben, die Tage gingen wirklich viel zu schnell vorbei. Tatsächlich ist die Aida Cosma ja alles andere als ein exklusives Schiff, sondern auf Massentourismus ausgelegt. Aber das Konzept, dass man jeden Tag in einem anderen Hafen ist und nicht permanent (wie jetzt wieder) alle seine Koffer zusammenpacken muss, sondern einfach mit leichtem Gepäck – nun ja, hätte man nicht alle möglichen Diabetesequipmentutensilien mitzunehmen…- jeden Tag eine andere Stadt erkunden kann, ist tatsächlich ein großartiger Vorteil.
Und Fluch und Segen zugleich ist die ständige Essensverfügbarkeit. Während ich kaum an Land schon wieder wirklich Stress hatte, die permanent hungrigen Jungs halbwegs gesund und glutenfrei satt zu bekommen, hatten wir auf dem Schiff, wenn ja leider auch erst in den letzten Tagen den Dreh raus, und auch unser Zöli hatte immer genügend abwechslungsreiches glutenfreies Essen, wie allerlei Kartoffel- und Risottogerichte, aber eben auch glutenfreie Nudeln und Pizza zur Auswahl.
Das ständige Essen hat uns sicher auch grauenhaft viel zunehmen lassen, was bei unseren sonstigen Ferienwohnungsaufenthalten oder Hotelübernachtungen mit Frühstück selbstverständlich wesentlich figurfreundlicher ist.
So sind wir mit einer gewissen Wehmut vom Schiff gegangen und die Jungs verspürten gleichzeitig auch noch eine Sehnsucht nach ihrem eigenem Zuhause und dem Rest der Familie. Tatsächlich waren sie auch noch nie länger als zwei Wochen von zu Hause weg.
Und unser Hotel, das ich quasi im Blindflug in ziemlicher Eile von zu Hause aus gebucht habe, erweist sich leider als alles andere als komfortabel. Unser Zimmer schien bei unserer Ankunft ärgerlicherweise überhaupt nicht gereinigt. Im Badezimmer und auch im Hauptraum stieß man sofort -sehr eklig – auf die abgeschnittenen Nägel und zahlreiche Haare des Vorgängers, die Fugen des Hotelbadezimmers sind aufgrund des Schimmels mehr schwarz als weiß und dies alles zu einem dafür völlig überteuerten Preis.
Da ich leider gleich beim Einchecken alles für die gebuchten vier Nächte gezahlt hatte, beschwerte ich mich zwar (hier wäre es wesentlich effektiver, wenn ich fließend Spanisch beherrschen würde) und es kam jemand zum Nachputzen – dies bestand darin, dass ein völlig unmotivierter Servicemitarbeiter für eine knappe Minute den Raum einmal durchwischte und dabei selbstverständlich das Säubern aller Ecken großflächig vermied…, aber die Schimmelproblematik und all die anderen Widrigkeiten sind dadurch nicht behoben..
Dafür erfreuen sich die Jungs am kleinen Fitnesscenter und durften sich das erste Mal auf dem hoteleigenen Laufband austoben. Es erzürnte mich dann doch etwas, als unser Jüngerer meinte: „Das macht ja viel mehr Spaß auf so einem Laufband zu laufen, als durch die Stadt traben zu müssen.“ Und einen weiteren eklatanten Nachteil hatte die spätabendliche sportliche Beteiligung der Jungs leider auch noch. Durch den sogenannten Muskelauffülleffekt wechselten sie sich in der Nacht gegenseitig mit Unterzuckern ab, so dass ich mehr mit Traubenzuckergeben und Zähneputzen bei den schlafenden Jungs beschäftigt war als mit Schlafen…
Na, da hätte ich ja ein deutlich geringeres Reisebudget benötigt…Da dieses sich nun doch langsam dem Ende zuneigt, obwohl ich wirklich überhaupt nichts geshoppt habe, wir nie groß essen waren oder sonstige kostspielige Unternehmungen gemacht haben, sind wir auch gestern vom Schiff wieder in gewohnter Manier mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu unserem Hotel gefahren.
Dabei haben wir es sehr genossen, dass anderes als bei unseren Tagen in Italien und auf Korsika sehr touristenfreundlich alle Haltestellen sowohl in den Bussen als auch an den jeweiligen Haltestellenschildern an der Straße bestens ausgeschrieben waren.
Dafür verkehren viele der Busse in Barcelona in einem ausgesprochen ausgedünnten Takt, so dass wir insgesamt für unsere Fahrt vom Hafen bis zu unserem Hotel im Viertel Poblenou knapp 2 Stunden benötigten – mit einigen Kofferpannen und weiteren Verzögerungen…
Ich konnte es mir natürlich nicht nehmen lassen, den Kindern am ersten Wiedersehenstag in Barcelona gleich weitere Wahrzeichen von Barcelona zu zeigen. So sind wir – noch mit all unseren schweren Koffern beladen – erst einmal zu dem Wahrzeichen Barcelonas gestiefelt, das anlässlich der Weltausstellung errichtet wurde.
Und dank unserem Marco Polo-reiseführer über Barcelona konnte ich den Jungs gleich noch weitere Geschichtszusammenhänge erklären. Dabei behielt ich mit einem Auge immer fest unser Gepäck im Blick, während ich dank der Seite 50 im selbigen dozierte: „Als Kolumbus 1493 von Amerika zurückkehrte, wurde er im Hafen von Barcelona feierlich empfangen. Die fast 60 m hohe Gedenksäule im korinthischen Stil wurde 1888 anlässlich der Weltausstellung errichtet….“Zudem lernten wir, dass es auch in Barcelona ein World Trade Center gibt, allerdings in deutlich kleinerem Ausmaß.
Und Barcelonas Phallus durfte bei unserer abendlichen Besichtigung selbstverständlich auch nicht fehlen. Hier ist auf der Seite 56 des Reiseführers wunderbar beschrieben: „Jean Nouvels zigarrenförmiger Turm, auch Torre Agbar genannt, mit der bunten Glas-Metall-Fassade ist längst eines der architektonischen Wahrzeichen der Stadt…“ In diesem Viertel reiht sich ein Wolkenkratzer nach dem anderen und es ist beeindruckend, von welchen Gegensätzen Barcelona auch architektonisch in den verschiedenen Vierteln geprägt
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