Korsika, Kalliste, Kreislauf, Konsul, Kaisergeburtshaus, Kaisertaufkirche, Kaiserbegräbnisstätte, kostenloser Kleinbus

„Napoleon, das ist doch eine Grillmarke.“, trug unser Jüngerer zu meinem kulturellen Vortrag bei, als ich den Jungs gerade beim Abendessen von unserer nächsten (und leider auch schon letzten) Kreuzfahrtdestination, Ajaccio auf Korsika, erzählen wollte.

Ich hatte schon von der bezaubernden Landschaft auf Korsika geschwärmt, ihnen erklärt, dass bereits die alten Griechen Korsika als „Kalliste“ (die Schönste) benannt hatten und begann mit meinen Ausführungen zu dem wahrscheinlich bekanntesten Inselbewohner, welcher auch in Ajaccio geboren und begraben wurde, als unser Sohn zu meiner Verwunderung einzig die Grillmarke mit diesem berühmten Namen bis jetzt verbunden hatte.

Das musste sich natürlich schnellstens und am einprägsamsten ändern. Und so liefen wir am nächsten Tag gleich nach dem Einlaufen im Hafen, bei dem wir einen herrlich zentralen Liegeplatz hatten und ausnahmsweise überhaupt keinen Hafenshuttle oder ähnliches benötigten, um ins Stadtzentrum zu gelangen, wirklich alle erdenklichen Napoleondenkmäler in ganz Ajaccio ab.

Während Napoleon auf der Place Maréchal Foch als Erster Konsul in römischen Kleidern dargestellt ist, bietet die wohl imposanteste Napoleonstatue in der grotte Napoléon ein ganz anderes Bild von dem selben Herrscher. Hier ist er in seiner bekannten Pose dargestellt, mit Dreizack auf dem Kopf.

Auch in Ajaccio habe ich selbstverständlich alle unsere Unternehmungen auf eigene Faust organisiert. Auf den Ausflügen zahle ich normalerweise nur etwas für die Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, ansonsten sind wir vollkommen genügsam. Die erste Fahrt dieser Art war für uns heute sogar kostenlos. Bietet die Stadt doch sehr entspannte Fahrten in einem Mini-elektrikbus an, der immer auf Wunsch der Passagiere an jeder möglichen Ecke hält.

Als ich den Fahrer vormittags fragte, bis um wieviel Uhr er diesen Bus fahre, lachte er und meinte, dass gegen 13.00 Uhr Schluss sei, dann hätte er genug gearbeitet…Grundsätzlich waren alle Korsen sehr hilfsbereit und freundlich zu uns.

Allerdings erlebte ich nachmittags eine ziemliche Odyssee in Zeitnot zu Fuß, bei der ich mir noch eine sehr schmerzhafte Blase zuzog. Nachdem wir vormittags die alte Festung, la citadelle aus dem 16. Jahrhundert, die maison de Bonaparte (Geburtshaus), die Kathedrale mit ihrem Marmortaufbecken, in dem Napoleon getauft wurde, das Palais Fesch mit der kaiserlichen Kapelle, in der neun Mitglieder der napoleonischen Familie begraben liegen und viele typische korsische Bauten bewundert hatten, hatte ich den Jungs versprochen – ausnahmsweise- was bei den anderen drei Landgängen wegen der größeren Entfernung nie möglich war, auf dem Schiff Mittag zu essen.

Da wir zwei Tage zuvor, offenbar als Entschuldigung, dass wir bezüglich der glutenfreien Kost zu Beginn überhaupt nicht informiert worden sind, obwohl ich es beim Schiffsmanifest permanent angegeben hatte, zu unserer großen Überraschung diese drei Eisgutscheine an unserer Kabinentür vorfanden, beschlossen wir diese, gleich nach dem Mittagessen einzulösen.

Mir graut es absolut vor der heimischen Waage bei all diesen Köstlichkeiten, welche quasi wie im Schlaraffenland ständig vor einem stehen…Aber die Jungs freuten sich wieder ungeheuer über ihren Spaghettieisbecher, bei dem mich am allermeisten begeisterte, dass er glutenfrei war, was bei meinem Schokonussbecher mit Mozartlikör nicht der Fall sein musste…

Da wir schon vormittags verzweifelt die Haltestelle der Buslinie 5 gesucht hatten, welche uns abends zur Halbinsel „La parata“ bringen sollte und die Jungs nach der dreistündigen Stadttour bereits ziemlich erschöpft waren, versprach ich ihnen, dass sie sich ein wenig in unserer Kabine ausruhen und ausnahmsweise am Laptop Minecraft spielen dürften, während ich gleich wieder vom Schiff ging und in aller Eile (ich habe irgendwie immer Angst, dass blutzuckermäßig irgendwas passieren könnte.

Dabei sind die Blutzuckerwerte seit zwei Wochen bei beiden Kindern so gut wie selten. Ich wiege und berechne wahnsinnig gewissenhaft und trotz des sehr vielen Essens bewegen sich die Jungs bei all unseren Megabesichtigungstouren, aber auch beim Fußballspielen sehr viel, so dass beruhigenderweise die Blutzuckerwerte der beiden fast immer im Zielbereich liegen).

Da unser Zöli heute Mittag ganz enttäuscht  seinem Bruder zuschauen musste, wie dieser eine kleine Pizza nach der anderen verdrückte und die Schonkostbar vom Bella Donnarestaurant leider mittags nicht geöffnet war, so dass wir dort keine glutenfreie Pizza bestellen konnten, hatte ich ihm eigentlich versprochen, dass wir uns noch in aller Eile vor unserem abendlichen Ausflug ins Bella donna begeben.

Durch diesen abendlichen Essenswunsch geriet ich jedoch schon am späten Nachmittag in größten Zeitstress, war es wirklich nicht einfach, erst einmal den Fahrplan und die dafür benötigten Buslinien zu unserem Zielort rauszufinden. Als schier unmöglich erwies es sich schließlich in Erfahrung zu bringen, wo genau unsere Linie 5 zu La Parata abfahren sollte.

Ich fragte vier verschiedene Einheimische, welche alle sehr freundlich waren, mir aber unterschiedlichste, teils sich vollkommen widersprechende Antworten gaben. So irrte ich immer die Uhr im Blick durch die halbe Stadt auf der Suche nach der Linie 5, bis ich entdeckte, dass just die Haltestelle dieser Linie komplett verlegt worden ist und diese nun noch weiter weg an einer Haltestelle hält, welche sich die Strandlinie nennt.

Noch schwieriger war es, sich über die korrekten Abfahrtszeiten zu erkundigen. Hätten wir nicht unsere liebe Nora gehabt (nein, nicht unseren Hund, sondern die beste, liebenswürdigste und kompetenteste Mitarbeiterin des gesamten Schiffes, eine „Wunscherfüllerin par excellence“…), die sich rührend immer um all unsere Belange kümmerte und tatsächlich nach einigem Suchen die Busabfahrtszeiten herausfand, hätten wir uns an den Ausflug gar nicht gewagt.

So aber wusste ich, dass wir auf alle Fälle den Bus erreichen mussten, der mit einer Abfahrt um 18.40 Uhr von der place Charles de Gaulle angegeben war. Ich hätte unserem Zöli so sehr noch eine glutenfreie Pizza als Wegzehrung gegönnt und hatte mich deswegen ja schon am Nachmittag total abgehetzt. Allerdings hatte das Bella Donna-restaurant kurz vor 18.00 Uhr noch nicht auf und ich sorgte mich zunehmend, dass wir den Bus ansonsten nicht mehr erreichen würden.

Glücklicherweise waren die Jungs diesbezüglich sehr verständig und wir zogen mit wirklich einfachem Proviant los, fanden nach einiger Aufregung und einem Hetzen durch die halbe Stadt endlich die richtige Bushaltestelle und gelangten nach einer halben Stunde im ziemlich leeren Bus zu der Halbinsel La Parata.

Dort angekommen ging die Hetze weiter, wollten wir doch unbedingt vor dem Sonnenuntergang den Genueser Turm erklommen haben, von dem man einen spektakulären Blick auf die „îles sanguinaires“, den Blutinseln haben soll, welche so heißen, da sie kurz vor dem Sonnenuntergang in blutrotes Licht getaucht sein sollen.

Strammen Schrittes schafften wir es wirklich noch pünktlich vor dem Sonnenuntergang auf den Berg, bei dem ich meine liebe Mühe hatte, ständig die Jungs von der Nähe des Abgrundes wegzulotsen, ging es doch an vielen Stellen beängstigend tief nach unten…

Leider schoben sich immer wieder Wolken vor die untergehende Sonne, so dass die Inseln nicht ihre blutrote Farbe verliehen bekamen, aber allein der Sonnenuntergang war schon spektakulär anzusehen.

Und die Naturerscheinungen gaben sich an diesem Tag quasi wie in einem Kreislauf die Hand. Kaum hatten wir den Sonnenuntergang erleben dürfen und waren den Berg wieder herabgestiegen (mit ausgesprochen schmerzenden Füßen meinerseits und Frieren auf Seiten der Kinder), erlebten wir bereits einen Supermond, von dem uns der Kapitän am Morgen bereits beim Einlaufen erzählt hatte, dass es sich heute um einen sogenannten „Super blue moon“ handelte, bei dem das Besondere sei, dass in diesem Monat zweimal der Vollmond zu sehen sei, der zudem noch deutlich näher an der Erde als üblicherweise ist und dadurch größer erscheint.

Obwohl wir uns sehr beeilten, verpassten wir knapp den Bus, der um 20.30 Uhr zurück nach Ajaccio fuhr und mussten so im Stockdunklen eine Stunde auf den nächsten Bus warten. Dafür wurden wir mit einem tollen Nachtspaziergang durch Ajaccio belohnt und einem eindrucksvollen Bild von der beleuchteten Aida am Hafen, ehe wir ganz pünktlich um 23.00 Uhr unseren letzten Sail away miterleben durften.

Dieses Mal sahen wir aufgrund der späten Zeit einfach von unserer Kabine aus dabei zu und die Jungs planten bereits eifrig den letzten Tag an Bord, den von ihnen ausgesprochen geschätzten Seetag, der mich schon vor einigen Tagen etwas unbefriedigt und vollkommen überfressen abends ins Bett gehen hat lassen.

Tatsächlich ziehe ich die Tage, an denen man an Land ist, den Seetagen deutlich vor, was bei den Jungs definitiv nicht der Fall zu sein scheint. Die Jungs scheinen die Menschenmassen nicht weiter zu stören …

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