Unser Hotel schaut von außen alles andere als schön aus und ist direkt an einer sehr lauten Hauptverkehrsstraße gelegen, aber es verfügt zu meiner großen Überraschung sogar über einen Minipool auf dem Dach.
Das Betreten des Dachterrassenpools stellte für mich eine doppelte Mutprobe dar, befand sich dieser nicht nur (horribile dictu..) im 11. Stock – allerdings mit atemberaubendem Ausblick auf ganz Barcelona inklusive der sagrada familia, dem Montjuic und vielen weiteren Highlights -sondern wirkte auch das Wasser alles andere als einladend.
Aufgrund der extremen Hitze und des daraus resultierenden Wassermangels sind das Auffüllen von Swimmingpools und viele weitere Wasseraktivitäten ja seit Wochen von staatlicher Seite verständlicherweise verboten. Insofern war ich ganz überrascht, dass wir noch einen mit Wasser gefüllten Pool vorfanden.
Jedoch war dieser nicht nur extrem klein, sondern konnte auch ohne Übertreibung nicht anders als eine Art “Drecksbrühe” bezeichnet werden. Überall im Wasser lagen Haare, Dreckfitzelchen und die ganze Wasseroberfläche war von einem dicken Sonnencrèmefilm überzogen. Da sich die Jungs aber ein Plantschen im selbigen so sehr wünschten, überwand ich meinen Ekel und meine Sorge, dass sie durch den Kontakt mit dem schmutzigen Wasser irgendeine Krankheit bekommen könnten, und erlaubte es ihnen.
Der Pool war so klein, dass man als Erwachsener leider nicht drin schwimmen konnte, aber die Zwillinge hatten ihre große Freude daran, dass ich für sie diese Gummistange an einer Stelle im Wasser versteckte, wonach sie anschließend tauchend suchten.
Einziger Vorteil dieses wirklich sehr versifften Swimmingpoolwassers war dabei, dass es tatsächlich dermaßen trüb war, dass man – kaum vorstellbar – keine 2 cm tiefer durch das Wasser sehen konnte, so dass man selbst bei einer Wassertiefe von nur 90 cm vom Verstecken des Gummitauchspielzeuges sprechen konnte.
Als ich gerade wieder den Tauchstab für die Jungs ins Waser gleiten gelassen hatte und die Zwillinge zum Suchen holte, beobachtete ich ein sehr distinguiertes, jüngeres französisches Pärchen, das sich, nachdem es eine Zeit lang leidenschaftlich untereinander Küsse ausgetauscht hatte, danach offenbar mit einem kurzen Erkunden des Pools beschäftigen wollte.
Dabei beobachtete ich, wie die Französin mit einer Mischung aus Verwunderung und Ekel plötzlich unseren Tauchstab in den Händen hielt und ihren Freund pikiert fragte, was denn dieses Gummiteil -ich gehe stark davon aus, dass sie es mit einem – von der Form wirklich sehr ähnlich aussehenden – Massagedildo verwechselt hatten – in dem Hotelpool zu suchen hätte. Ehe die beiden ihrer Fantasie freien Lauf ließen, klärte ich sie auf, dass dies ein Kindertauchspielzeug unserer Jungs sei. Sie erröteten und wir mussten alle herzlich lachen.
Auf dem Weg zum Fußballstadion, eine Attraktion, welche ich natürlich nur den Jungs zuliebe aufsuchte, fanden wir noch einen recht schönen Magneten von Barcelona. Ist es uns doch zur lieben Gewohnheit geworden, dass wir von jeder Reise einen Magneten als Souvenir mitbringen, den die Jungs an ihre Magnetwand in ihrem Zimmer als Erinnerung anbringen.
Ich hatte bereits zu Hause relativ aufwändig recherchiert und eine sogenannte Immersivtour und den Besuch des Museums des FC Barcelona für teures Geld erworben. Hätte ich auch noch gründlicher die wunderbare Beschreibung der Tour 15 in dem höchst praktischen Reiseführer von Du Mont Direkt im Vorfeld gelesen, wäre unseren Jungs eine Enttäuschung erspart geblieben…Denn da steht es schon schwarz auf weiß auf der Seite 76: “Und jetzt wird das Stadion Camp Nou noch für schlappe 600 Mio. Euro modernisiert und aufgestockt…”
So hielten wir uns erst einmal ziemlich lange im angenehm klimatisierten Fanshop auf, um dann die sogenannte Immersivtour im Museum zu machen. Wir hatten extra, wie es im Vorfeld geschrieben war, für den angepriesenen Audioguide, der uns dann ausgehändigt werden sollte, drei Paar Kopfhörer mitgenommen.
Ich war dann doch recht empört und enttäuscht, dass uns am Eingang ausschließlich diese drei Kärtchen mit einem QR-code überreicht wurden, von denen man Zugriff auf den Audioguide gehabt hätte, aber nur unter der Verwendung des eigenen Handys.
Nun haben zum einen unsere Jungs natürlich überhaupt kein Handy und auch wenn ich mein Handy eigentlich immer nur zum Fotografieren dabei habe und es so gut wie immer im Flugmodus ist, habe ich so oft Akkuprobleme, dass ich mich -auch diesem Blog zuliebe – dafür entschied die wertvolle Restlaufzeit meines Handyakkus lieber weiteren Fotoaufnahmen als dem Audioguide vorzubehalten.
Ich war insgesamt von dem Museum nicht sonderlich angetan, was aber wohl an meinem grundsätzlichen Desinteresse am Fußball im Allgemeinen liegt. Gerade unser Jüngerer vertiefte sich aber glücklicherweise in viele Ausstellungsexponate und in die gesamte Geschichte des FC Barcelona. Und es war natürlich auch für mich beeindruckend, Geschichten über den Superrekordspieler Messi zu lesen.
Die Essensbeschaffung ist für mich auf Reisen tatsächlich immer das Alleranstrengendste. Ich komme mir dabei vor wie ein Urzeitmensch auf Dauerjagd, wie eine Jägerin und Sammlerin zur gleichen Zeit, auf der ständigen Suche nach glutenfreiem, schmackhaftem und möglichst ernährungsphysiologisch vertretbarem Essen.
Die Jungs verdrücken unglaublicherweise jeden Tag 4-5 vollständige Mahlzeiten. Ich schnippele auch im Urlaub mit mitgebrachten Messern und Schälern jeden Tag Rohkost, schmiere Brote und vieles weiteres.
Aber in Hotel kann ich ja meistens – außer z.B. im Hotel Meininger oder anderen Hostels nicht kochen. So wollten die Jungs am Abend unbedingt noch einmal zu Mc Donalds. Da ich dieses Fastfoofrestaurant ja nicht besonders schätze und bei uns zu Hause dort nie hingehe, kenne ich mich natürlich auch nicht mit den dortigen Gepflogenheiten aus. Und mit den spanischen selbstverständlich noch weniger…
So standen wir zur Hauptessenszeit abends vor einem der beiden Bestelldisplays von Mc Donalds in der Nähe des Fußballstadions und ich suchte auf dem Display verzweifelt nach der Allergenliste bzw. einer Bestelloption für glutengfreie Burger – leider vergebens. Zunehmend gestresst, da ich dem Älteren auch schon die gesamte Insulinmenge gespritzt hatte, fragte ich beim Servicepersonal nach.
Diese erklärten mir sehr lieb, dass wir uns erst für einen Burger entscheiden müssten und dann unter “Personalizar” “pan sin gluten” drücken müssten. Gesagt, getan, wir reihten uns wieder brav in die noch einmal deutlich länger gewordene Schlange ein. Nur leider zeigte uns das Display bei den ersten beiden Burgern, welche unser Zöli sehr gerne gegessen hätte, bei dem Programmpunkt des Personalisierens nur die Erweiterungsmöglichkeiten mit zusätzlichem Käse, Speck, etc. an, aber es wurde in keiner Weise glutenfreies Brot angeboten.
Die Warteschlangen wurden länger und länger. Hinter uns stand eine Vierergruppe junger, sehr zickiger und unempathischer Französinnen, die sich lautstark – in der Annahme, dass wir sie nicht verstehen würden,- über uns mokierten und sich über unsere Langsamkeit beschwerten. Denen wünsche ich auch später mal Kinder mit besonderen gesundheitlichen Bedürfnissen…
Beim dritten Bestellversuch reüssierten wir endlich und die Jungs konnten Burger, Salat und meine vorher gekauften Äpfel genießen. Da die beiden nach dem letzten Pommesverzehr blutzuckermäßig so in die Höhe geschossen waren, verbot ich ihnen -so leid es mir tat- Pommes. Blutzuckertechnisch war die Kombination von Burger, Salat und Apfel traumhaft und unser Zöli schwärmte: “Ich komme mir vor, als wäre ich kein Zölimensch mehr..” Diese Aussage gab mir zwar einen Stich ins Herz, aber ich freute mich natürlich über sein aktuelles Glücksgefühl.
Paradoxerweise ist so ein Besuch mit den Jungs im Fastfoodrestaurant alles andere als schnell. Ich hätte in dieser Zeit ja schon liebend gerne die nächste Attraktion besucht..Nach einer geschlagenen Stunde und bei Einbruch der Dunkelheit war die Essensjagd für diesen Tag endlich vollbracht, ehe alles wieder in spätestens 11 Stunden von vorne weitergehen würde…
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