
Länger zu verreisen als die üblichen ein, zwei oder maximal drei Wochen am Stück, bleibt für viele, egal, ob allein, als Paar oder aber auch als kleinere oder größere Familie, ein Wunschtraum, der sich oft durch die Alltagszwänge, die fehlenden dafür nötigen finanziellen Polster sowie berufliche oder private Verpflichtungen nicht erfüllen lässt. Dass sich nun genau eine Familie mit drei Kindern diesen Traum erfüllt hat, welche noch deutlich mehr allein im Vorfeld zu planen hatte als viele vergleichbare Familien, ist doch eines ihrer Kinder, die fünfjährige Pauli, mit einer aufgrund eines noch nicht erforschten Gendefekts entstandenen Sehbehinderung auf die Welt gekommen, ist um so erstaunlicher und bewundernswerter. Nun ist ganz aktuell im Malik-Verlag dieser berührende und sehr interessante Reisebericht der Familie erschienen, welche für ein Jahr auf eine ganz spezielle Weltreise gegangen ist. Die Gefühlslage, in welche die Familie nach der Diagnose bei der jüngsten Tochter geraten ist, werden wohl alle betroffenen Eltern bestens nachvollziehen können, unabhängig davon, welche chronische Krankheit oder Behinderung bei einem ihrer Kinder diagnostiziert wurde.

Um sich die geplante einjährige Auszeit in verschiedenen Überseeländern bestmöglich finanzieren zu können und gleichermaßen auch wesentlich tiefere Einblicke in das Leben der Einheimischen zu bekommen, bereisten sie in diesem Jahr nicht nur eine Vielzahl von Ländern, sondern übten auch immer wieder für eine bestimmte Zeit Saisonarbeiterjobs wie z.B. die Mithilfe beim Gemüseernten oder auch beim Stallausmisten sowie beim Haus(tier)sitting aus. Auch wenn es immer wieder kleinere oder auch größere Herausforderungen auf dieser so langen Reise mit drei Kindern und zwei Erwachsenen und deren unterschiedlichsten Bedürfnissen zu bewältigen gab, bot die Reise ihres Lebens selbstverständlich auch deutlich mehr Zeitressourcen, als wie sie im üblichen heimischen Familienalltag zu finden sind, welche die Eltern unter anderem auch für endlos lange Vorlesezeiten nutzten oder viele lange Stunden an einsamen Stränden verbringen konnten.

Übrigens ist die Autorin die Enkelin des Bundespräsidenten a.D. Joachim Gauck und insofern ist es umso folgerichtiger und berührender, wenn man gleich als Einstieg zu diesem außergewöhnlichen Buch ein sehr treffendes und tröstliches Zitat ihres Großvaters aus „Brief an meine Enkelin“ liest.

Je länger die fünfköpfige Familie in Kanada, den USA, Indonesien, Australien und Neuseeland unterwegs war, desto vehementer drängten sich gerade den beiden Eltern die Fragen auf, wie und wo sie in den nächsten Jahren am besten ein nach ihren Vorstellungen erfülltes Leben führen können. Dieses Buch dient allen sowohl hervorragend als Inspirationsquelle, welche vielleicht entweder ebenso eine solch lange Reise mit der ganzen Familie planen als auch als große Motivation, dass man trotz der unterschiedlichsten Einschränkungen im psychischen wie auch im physischen Bereich dank der Willensstärke, einer guten Planung und einem großartigen Familienzusammenhalt so gut wie alles erreichen kann. Und man wird in diesem Werk ebenso viele Inspirationen für ein anderes eigenes Mindset an die Hand bekommen, wie z.B. „It’s happening for me, not to me.“




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