Magic Bavaria, Marc-Pferd, Monaco Pop, Moosmeditation

Alle Jahre wieder stellt sich spätestens zu Beginn des neuen Schuljahres (oder im Idealfall auch schon am Ende des vergangenen Schuljahres) die Frage, welches Ausflugsziel für die jeweilige Klasse, in der man Klassleitung ist, am geeignetsten ist. Das Wandern erfreut in den seltensten Fällen die Schülerinnen und Schüler – und war für mich aufgrund des völlig kaputten Fußes sowieso von Beginn an völlig ausgeschlossen. Bowling, Soccer oder die Alpakabeachhall stießen ebenfalls nicht auf eine mehrheitliche Zustimmung in der Klasse, so dass ich sehr erleichtert war, als ich bereits im Juli im Lehrerzimmer einen Prospekt über ein ganz neuartiges Museumskonzept in München entdeckte. Zunächst stieß dieser Vorschlag auf keine große positive Schülerresonanz. „Wir wollen in kein Museum gehen, das ist so langweilig.“

Erst nachdem ich ihnen einige Bilder im Internet gezeigt und ihnen das Zugeständnis gemacht hatte, dass wir unseren Ausflug mit einem Besuch im OEZ davor und danach verbinden könnten, stimmten sie zu. Ganz pünktlich öffneten sich dann am Wandertag für uns die Türen des Magic Bavaria, das direkt am OEZ und somit hervorragend verkehrsgünstig gelegen ist. Wir wurden von sehr freundlichen und zuvorkommenden Mitarbeitern empfangen, alles war bestens im Vorfeld organisiert. Nach einer kurzen Einweisung per Film, in dem wir erfuhren, was erlaubt und was verboten ist, stürzten wir uns ins Vergnügen. Alle waren von dem Konzept von Beginn an äußerst begeistert und rannten in die verschiedensten Richtungen.

Die Installationen sind sehr ansprechend und vielseitig gestaltet, zusätzlich lockten nun zur Wiesnzeit noch einige Sonderaufbauten, welche einen Bezug zum Oktoberfest darstellten. So ließen sich die Schülerinnen und Schüler in einer Riesenbreze fotografieren, stemmten fotowirksam Maßkrüge oder hatten ihren großen Spaß daran, unter einen Tisch zu krabbeln, mit Trachtenhüten auf dem Kopf geschmückt zu dritt wieder aufzutauchen und sich bei all diesen Aktionen von mir ausgiebigst fotografieren zu lassen.

Alle waren begeistert von sämtlichen Installationen, in denen man höchst kreativ die unterschiedlichsten Posen einnehmen konnte. Ich bewunderte meine Schüler, wie sie sich mühelos in eine Brückenposition oder auch in einen Handstand begaben, während ich solch akrobatische Kunststücke beim besten Willen nicht schaffte, sondern mich platt wie eine Flunder auf den Boden niederließ, was jedoch dank dank der anschließenden Fotobearbeitung – welche mir dankenswerterweise von meinen Schülern gezeigt worden ist – dennoch recht interessant aussah.

Da ich ja keine Schüleraufnahmen ins Netz stellen darf, gebe ich anbei einige Beispielaufnahmen von mir, auch wenn die Schülerfotos noch um Stufen besser aussahen. Ich war fasziniert, auf welch kreative Posen die Siebtklässler kamen und freute mich sehr, dass wirklich alle ihren Spaß dabei hatten. Die einen spielten zwischendurch noch Verstecken, die anderen vergnügten sich im Bällebad – und machten allerhand Schmarrn, indem sie mich als Zielschreibe auserkoren hatten oder sich unter einer Bälleschicht so versteckten, dass der andere auf sie steigen musste.

Meine Sorge, dass es im Magic Bavaria zu voll werden könnte aufgrund der Anwesenheit von drei weiteren Schulklassen löste sich sofort in Wohlgefallen auf, da sich alle recht gut auf die vielen einzelnen Attraktionen verteilten. Ich kam dabei noch kurz mit Schülerinnen eines anderen Gymnasiums im Münchner Umland ins Gespräch, die auch ganz begeistert von dem gesamten Museumskonzept waren.

„Wenn Sie mit Ihrem Handy den QR-Code einscannnen, sehen Sie dieses Popartwandbild noch digital animiert.“, erklärte mir plötzlich eine adrett gekleidete Dame neben mir. Ich war voll der Bewunderung, dass sie sich mit allem so gut auskannte, war mir doch genau diese Dame just einige Minuten zuvor beim Trampolinshooting „Spring über den Dächern Münchens“ hervorgestochen, da sie einer Schülerinnengruppe höchst kompetent erklärt hatte, in welcher Pose und von welchem Standpunkt aus sie dort die besten Fotos schießen könnten.

„Sind Sie auch mit einer Schulklasse hier?“, fragte ich sie. Ich war begeistert, als ich erfuhr, dass mir sogar in dem Moment die Ehre zuteil geworden ist, mit einer der beiden Gründerinnen des Magic Bavaria ins Gespräch zu kommen. „Wir kamen vor einigen Jahren auf diese Idee, da genauso solch ein interaktives Museum mit Lokalkolorit für Teens in München und Umgebung fehlt. Und so haben wir dies als Start-up vor zwei Jahren eröffnet.“

Und dies in der Tat ausgesprochen erfolgreich. Dem Gründerinnenteam ist bei der Museumskonzeption eine hervorragende Mischung aus ästhetisch sehr ansprechenden, bayerischen Kulissen,  vielen interaktiven Momenten sowie zahlreichen Hintergrundinformationen gelungen. Mir als Murnauliebhaberin stach natürlich sofort die Blaue Reiter-Station von Franz Marc ins Auge. Zum großen Amüsement der Schüler gelang es mir zwar mit meinem extrem schmerzenden linken Fuß das blaue Pferd zu besteigen, nach einem erfolgreich geschossenen Foto gestaltete sich allerdings der Abstieg als ausgesprochen mühevoll. Aber auch hier hat mir sehr gut gefallen, dass auf der Infotafel auch die weiteren Kunstwerke von Franz Marc und Co.erwähnt sind, welche alle im Lenbachhaus zu besichtigen sind.

Auch wenn die Jugendlichen meiner Meinung das Smartphone viel zu häufig und lange in die Hand nehmen, können sie damit im Magic Bavaria wirklich äußerst kreative Werke schaffen. Wer sich zusätzlich noch ausgedruckte Fotos oder einen digitalen Bildordner wünscht, kann dies gegen eine zusätzliche Gebühr und mithilfe eines QR-Codes ebenfalls machen. Interaktive Stationen wechseln sich stets mit moderner Kunst, welche allesamt einen bayerischen Bezug aufweist, ab. So findet man z.B. auch von dem Popartkünstler Bernhard Rieger ein imposantes Kunstwerk, das in knalligen Farben das bekannte Panorama des sehr beliebten Ski- und Olympiaorts Garmisch abbildet.

Aufgrund der zahlreichen Bildbearbeitungsmöglichkeiten lernen die Jugendlichen en Passant einmal mehr, dass man keinem Foto trauen darf (das man nicht selbst gefälscht hat) und dass in heutiger Zeit rasend schnell etwas der Realität völlig entfremdet werden kann, in dem Magic Bavaria allerdings in rein positivem und sehr künstlerischem Sinn. Die Länge des Museumsbesuches lässt sich selbstverständlich beliebig lang gestalten. Mir erscheint eine Mindestbesuchzeit von 75- 90 Minuten auf alle Fälle sehr angemessen.

Die Zeit vergeht dabei wie im Flug, können die Jugendlichen nicht nur ihre Kreativität voll ausschöpfen und sich bezüglich der unterschiedlichsten Posen sportlich betätigen, sondern trägt der dortige Besuch zudem auch zur Stärkung der Klassengemeinschaft bei, da sich immer wieder Grüppchen bilden, um in verschiedenster Konstellation das optimale Foto schießen zu können. Und es lohnt sich, den jeweiligen Installationen länger seine Aufmerksamkeit zu schenken. So entdeckten wir auch erst auf den zweiten Blick, dass man z.B. das aufgehängte Wiesnherz nach Herzenslust mit eigenen gelegten Wörtern beschriften kann.

Die Buchstaben reichten zwar nicht ganz, um einer Lateinschülerin von mir, die just an dem Wandertag Geburtstag hatte, den lateinischen Glückwunsch „diem natalem felicem“ zu schreiben, aber alle hatten auch große Freude an dem unterschiedlichen Beschriften des Wiesnherzes. Wem immer es in dem großen Ausstellungsraum zu trubelig werden sollte, kann sich in dem mit „Bayerischer Wald“-Raum betitelten Ort einer Moosmediation hingeben. In dem Museum liegt auch ein liebevoll gestaltetes Kinderquiz aus, das ich meinen Schülern noch mit den besten Empfehlungen in die Hand drückte und bei dessen erfolgreich gelösten Aufgaben es eine kleine Belohnung gegeben hätte. Leider waren sie so mit Schauen, Laufen, Herumturnen und Fotografieren beschäftigt, dass sie dieses Mal nicht mehr zum Rätselausfüllen kamen, was beim nächsten Besuch ja nachgeholt werden kann.

Insgesamt ist ein Besuch im Rahmen des Wandertags sowohl für Schülerinnen und Schüler der Unterstufe als auch der Mittel- oder auch Oberstufe ein absolut lohnenswertes Ziel, bei dem die Klassengemeinschaft gestärkt wird und sowohl Lehrkräfte als auch Schüler gemeinsam agieren und miteinander herzhaft lachen können. Und wann immer man noch Zeit findet, lässt es sich wunderbar im direkt benachbarten OEZ gemeinsam frühstücken, Mittagessen, Shoppen oder einfach nur etwas herumbummeln.

Bilanz des Wandertages: 100 % zufriedene Schülerinnen und Schüler mit O-tönen wie „Der Wandertag war viel schöner/cooler/spannender als im letzten Jahr“, 8 % verlorene Objekte in Form eines orangefarbenen Pullovers sowie einer Fahrkarte im Eibseebällebad, wir werden auf alle Fälle ganz bald wiederkommen!

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