
„Schokolade löst keine Probleme – ein Apfel aber auch nicht…“ Dafür bietet eine gute Schokolade doch deutlich mehr Aromen und Genuss. Und so gönnte ich mir zwischen all den zeitintensiven und niederschmetternden Untersuchungen und Behandlungen in Murnau und Umgebung einen Besuch in der Schokoladenmanufaktur Krönner, auch wenn ich dabei sehr die Anwesenheit unserer Kinder vermisste, welche doch mittlerweile auch wahre Schokoladenexperten sind…Jeden Mittwoch und Freitag bietet die gläserne Manufaktur, die seit dem Dezember 2015 von Barbara Krönner in Murnau gegründet worden ist, von 15.00 -15.45 Uhr für 10 Euro pro Person eine Schokoladendegustation von Grand Cru Schokoladen in der Seidlstr. 4 an.

Da der Juniorchef Mike gerade im wohl verdienten Urlaub weilte, fand sich in der etwas über 30-jährigen Annalena eine würdige Vertretung, arbeitet diese doch schon über die Hälfte ihres ganzen (jungen) Lebens bei dem Murnauer Traditionsunternehmen, und das mit einer großen Begeisterung und Hingabe. Und so erklärte sie auch uns, einer Gruppe von insgesamt 13 Leuten, die witzigerweise aus drei Familien mit je zwei Kindern sowie mir bestand, an diesem Tag in einem hellen Raum über den Schokoladenkunstwerkverkaufsräumen alles Wichtige über die so beliebte Schokolade und deren Herstellung.

Für meinen komplett kaputten Fuß war es dabei sehr entlastend, dass sowohl die gesamte Powerpointpräsentation wie auch das Schokoladentasting im Sitzen stattfand. Nach einer herzlichen Begrüßung bekamen wir bald darauf eine getrocknete Kakaofrucht sowie Kakaobohnen aus Ghana zur Begutachtung in die Hand gedrückt und Annalena erklärte uns, warum die Familie Krönner gerade aus Ghana einen Großteil der Kakaobohnen bezieht. Dort kennen sie die Kakaobauern nicht nur persönlich und können garantieren, dass keine Kinderarbeit herrscht, wie sie leider so oft auf den Kakaoplantagen gang und gäbe ist, sondern das Unternehmen zahlt den Kakaobauern zudem einen deutlich faireren Preis und unterstützt sie auch bei der Verbesserung Infrastruktur. Der Kakao für diese einmalige Schokolade stammt aus der Region Suhum, in welcher der afrikanische Partner von Krönner, Yayra Glover, die einzige Bio-Kakao-Plantage der gesamten Region bewirtschaftet.

So bekamen wir während der Präsentation nicht nur den Juniorchef bei einem seiner regelmäßigen Besuche in Ghana zu sehen -welche bisweilen auch zusammen mit dem Murnauer Bürgermeister begangen werden – , sondern auch einen großen Kindergarten, der sich gerade im Bau befand. Einige waren überrascht zu hören, dass alle Schokoladen, welche es im Supermarkt zu kaufen gibt, zwar deutlich preiswerter sind, aber allesamt aus dem sehr viel ertragreicheren, jedoch dafür wesentlich aromenärmeren Konsumkakao hergestellt werden, während bei dem Unternehmen Krönner ausschließlich Edelkakaosorten verarbeitet werden. Unter den Edelkakaosorten versteht man die alten, nicht genmanipulierten Sorten, welche allerdings einen merklich niedrigeren Ertrag jährlich bringen.

Krönner kann sich übrigens nicht nur rühmen, im gesamten Deutschland der größte Verarbeiter von Edelkakao zu sein, sondern hat letztes Jahr sogar in Berlin den begehrten Preis, in Form des „Süßen Sterns“, verliehen bekommen. Davon, dass dies vollkommen zu Recht entschieden worden war, konnten wir uns nach einem interessanten Vortrag, welcher von der winzigkleinen Kakaoblüte der Frucht zu Beginn über die Ernte, die Fermentation bis hin zum Rösten, Mahlen und Tablieren alle Arbeitsschritte sehr anschaulich erläuterte, bei einem Schokoladentasting selbst ein Bild davon machen.

Beginnen durften wir dabei mit den Kakaonibs, welche pur genossen noch nicht unbedingt einen Hochgenuss verheißen, allerdings äußerst beliebt bei vielen sind zur Verfeinerung von Müsli und Joghurt oder aber auch beim Kuchenbacken, um für einen interessanten Crunch zu sorgen. Diese Kakaonibs kann man auch in Beuteln abgepackt in dem Schokoladenladen erwerben. Aus Platzgründen ist dieses Jahr noch keine sogenannte Bean to bar-Produktion möglich, was sich jedoch ab dem kommenden Jahr ändern soll, wird doch schon fleißig im nicht weit von Murnau entfernten Riegsee an einem großen Bau gearbeitet, welcher eine Manufaktur, ein Café sowie eine gläserne Backstube von der Schokoladenmanufaktur Krönner beherbergen soll.

Während der Degustation wurden uns verschiedene Schokoladenstückchen von der dunklen über die Vollmilchvariante bis hin zur weißen Schokolade zur Verkostung gereicht und es wurden dabei auch noch einmal für die Schokoladenherstellung so wichtige Fachbegriffe wie das Conchieren ausführlich erläutert. Stammen die Kakaobohnen naturgemäß alle aus Ländern rund um den Äquator, wird bei einer anderen Zutat, dem Milchpulver, sehr regional gearbeitet, so dass dafür die Berchtesgadener Milch verwendet wird.

Dass aus vermeintlichen Fehlern etwas Herausragendes entstehen kann, wird wohl allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern dauerhaft im Gedächtnis geblieben sein. So kam es, dass vor einigen Jahren durch ein Versehen bei der Herstellung der eigentlich weißen Schokolade plötzlich beigefarbene entstanden ist, da aufgrund einer zu hohen Temperierung der Milchzucker karamellisiert ist. Nach dem ersten Schock und der Angst, die gesamte Produktion wegwerfen zu müssen, kam glücklicherweise jemand auf die Idee, die „verunglückte“ Schokolade zu probieren und durfte dabei feststellen, dass sie absolut hervorragend schmeckte. Seitdem zählt die sogenannte „Blonde“ mit ihrem so typischen Karamellgeschmack zu einem der konstant beliebtesten Schokoladen überhaupt.

Selbstverständlich produziert Krönner gerade für die Advents- und Weihnachtszeit sowie für Ostern extrem viele Saisonstücke, die Schokoladenkunstwerke kann man jedoch natürlich zu jeder Jahreszeit genießen. Dabei ist noch für alle Allergiker und Zöliakiepatienten interessant zu wissen, dass bis auf zwei Sorten alle Schokoladen und Pralinen absolut glutenfrei sind, so dass auch hier ein gänzlich unbeschwerter Genuss ermöglicht wird. Ist man sich nach dem Tasting nicht mehr ganz sicher, welche Schokoladen man alles probieren durfte, wird einem in dem ein Stockwerk tiefergelegenen Laden sofort wieder auf die Sprünge geholfen, gibt es doch dort alle im Tasting angebotenen Schokoladen mit ihren jeweiligen Namen im Zellophanbeutelchen abgepackt zu kaufen.

Zudem gibt es zahlreiche schon fertige Mischungen an verschiedenen Bruchschokoladen wie auch Trüffel oder wahre Meisterschokoladenkunstwerken wie z.B. auch einen Damenpumps.

Auch wenn ich Annalena zustimme, dass bereits der Genuss der etwa 20 Gramm Schokolade, die wir im Rahmen des Tastings verkosten durften, sehr intensiv war, konnte ich nicht umhin, noch zahlreiche Schokoladen zu kaufen. Dabei bieten sich als Mitbringsel aller Art übrigens auch ausgesprochen gut die kleinen 40-Gramm-Täfelchen an, die in Zusammenarbeit mit einer Kinderbuchillustratorin entstanden sind und bezaubernde Motive und kleine Texte enthalten.

Undisziplinierter Weise habe ich es gleich auf dem Rückweg zu einer weiteren Fußbehandlung nicht lassen können und – bei endlich nachlassendem Regen – noch einmal um die 150 Gramm der kurz zuvor erstandenen Schokolade verdrückt, worunter sich auch eine Dubaischokolade befand, welche die erste in ihrer Art wahr, die mir wirklich schmeckte. Neben einem intensiven Geschmackserlebnis konnte ich meiner Maßlosigkeit noch etwas Gutes abgewinnen, wird doch jeweils beim Kauf der sogenannten köstlichen Vollmilchschokolade Muhum, mit 50 Cent der Bau des Kindergartens in Ghana vorangetrieben.

Insgesamt ist das Unternehmen Krönner immer einen Besuch wert, wenn man im sogenannten Blauen Land unterwegs ist, sei es, dass man sich in das einzig richtige Kaffeehaus der gesamten Region am Obermarkt in Murnau niederlässt, oder aber, dass man sich von den so zahlreichen Schokoladensorten im Laden und der Manufaktur in der Seidlstraße verführen und verwöhnen lässt. Übrigens werden nicht nur bei dem Tatsting, sondern auch über den Verkaufstresen hinweg immer wieder kleine Kostproben verteilt, wenn man z.B. wissen möchte, wie eine der vier angebotenen Fruchtschokoladen schmeckt, welche alle die Besonderheit eint, dass sie aufgrund ihrer ausschließlich drei Zutaten in Form von Kakaobutter, Zucker und den jeweiligen gefriergetrockneten Früchten neben den dunklen Varianten ebenso alle automatisch vegan sind. So zählt zum Beispiel die Himbeerschokolade seit Jahren zu einem der Verkaufsschlager bei Krönner, welche nicht nur im Sommer herrlich leicht und erfrischend mundet.

Und alle Kaffeeliebhaber wie ich werden sich zudem über die Kaffeesplitterschokolade freuen, welche quasi eine Kooperation über die Straße darstellt, befindet sich doch die beliebte Murnauer Kaffeerösterei in unmittelbarer Nähe der Schokoladenmanufaktur und stellt auch diese Kaffeesplitterschokolade ein wahres Geschmackserlebnis dar.

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