Porto, Portugaltreffen, Pontestour, Pasteis del Nata, Premiere, Potterbuchhandlung

Dass wir just in Porto das erste Mal in unserem Leben auf portugiesischem Boden sein durften, war mehr als passend. So hatten wir bereits vor zwei Jahren eigentlich fest geplant, mit dem Zug unsere so liebe befreundete Familie in Portugal zu besuchen. Allerdings erwies sich das Zugfahren nach Portugal äußerst kompliziert und so durfte erst einmal unsere mittlere Tochter im vergangenen und auch dem diesjährigen Sommer traumhafte Wochen bei ihrer Freundin und der gesamten so herzlichen und gastfreundlichen Familie in der Nähe von Porto verbringen. Diesen Sommer musste ich jedoch auch unbedingt mein Reiseführerwissen, das ich mir dank Anas liebem Geburtstagsgeschenk bereits vor zwei Jahren anzulesen begonnen hatte, in die Realität umsetzen.

Leider weilte unsere mittlere Tochter schon nicht mehr in Portugal, da sie noch den zweiten Teil ihrer Ferien in Griechenland verbringen durfte, aber so fuhren wir bereits mit großer Vorfreude dem vereinbarten Treffpunkt in Porto mit Ana und Francisco entgegen. Porto liegt direkt am Fluss Douro, welcher dann nach wenigen Kilometern in den Atlantik mündet, so dass man jedoch mit einem großen Schiff nie in Porto selbst, sondern immer in dem vor zehn Jahre aufwändig errichtetem Kreuzfahrtterminal in Leixões ankommt, das an eine Schnecke oder – laut Reiseführer – auch an eine Zange vom Hummer erinnert. Nach wie vor hatte ich jede Nacht mit sehr instabilen Blutzuckerwerten der Zwillinge zu kämpfen und einem neu gestochenen Blutzuckersensor, der sich trotz mehrmaligen blutigen Messens bei den Jungs leider nicht ordnungsgemäß kalibrieren ließ.

So kam uns die einstündige Zeitverschiebung in Portugal, wo die Uhren ganzjährig immer eine Stunde nach der mitteleuropäischen Zeit ticken, ganz recht, auch wenn ich diese in keiner Weise zum Schlafnachholen, sondern eher zum ständigen Streitschlichten zwischen den Zwillingen nutzen konnte. Auch während der 45-minütigen Shuttlefahrt vom Kreuzfahrtterminal in Leixões bis in die Innenstadt von Porto waren ständige Kabbeleien der Zwillinge zu vernehmen. „Also, du bist ja wirklich auch nicht der Schönste. Und du hast jetzt schon so viele Pickel im Gesicht.“ sowie ein darauffolgender Faustschlag auf’s Auge waren noch die geringeren Zwischenfälle.

Liebe Ana, lieber Francisco, ich habe immer noch ein ganz schlechtes Gewissen, dass ihr dermaßen früh unseretwegen aufgestanden seid und dann noch quer durch die halbe Stadt zu unserem Treffpunkt laufen musstet! Während ich von der galizischen Hafenstadt La Coruna, welche wir am Tag zuvor besucht hatten, und die in etwa dieselbe Einwohnerzahl wie Porto hat, nicht so wirklich begeistert war, sprang in Porto sofort beim ersten Blick auf die pittoreske Ribeira auf der einen Douroseite sowie den unzähligen Portweinkellern auf der anderen Flusseite, welche durch die so berühmte Brücke Ponte Dom Luís I, die von einem Schüler von Gustave Eiffel erbaut worden ist, getrennt sind, sofort der Funke über.

Zudem wurden wir noch dermaßen charmant durch die Stadt geführt, dass man gar nicht anders konnte, als sich sofort in Porto schockzuverlieben.

Ich musste schon etwas schmunzeln, als wir am späten Abend den Tag in Porto Revue passieren ließen und unser Jüngster dann meinte, nachdem ich sehr von Porto geschwärmt hatte: „Also irgendwie hätte mir der Woweffekt Ort gefehlt, wenn der Francisco nicht auch da gewesen wäre.“ Liebe Ana, lieber Francisco, ja, die Stadterkundung mit euch war wirklich das absolute Highlight, aber Porto an sich hat zumindest bei mir auch rein als Stadt für den von unserem Sohn so lapidar beschriebenem Woweffekt gesorgt…Und tatsächlich konkretisierte unser Jüngerer dann zu noch späterer Stunde: „Das war der Tag der Tage, der Hafen der Häfen!“

Einzig problematisch für meinen völlig ruinierten linken Fuß war, wie ich es bereits im Vorfeld befürchtet hatte, die so malerische Lage der Häuser, welche sich entlang des Douro in luftigen Anhöhen befinden und durch viele Kopfsteinpflaster, welche munter hoch und runter führen, miteinander verbunden sind. Es tut mir leid, dass wir immer wieder Pausen machen mussten, aber wäre es mit euch und in der Stadt nicht so wunderschön gewesen, ich hätte mit Sicherheit vor lauter extremer Schmerzen wesentlich früher kapituliert..

So aber fingen wir mit unserer Erkundungstour erst einmal bei der berühmtesten Brücke von Porto und gleichzeitig einem seiner Wahrzeichen und zusammen mit dem einzigen Rundkloster von ganz Portugal auch zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörend, an. Und bereits am frühen Mittag gab es – wie es auch im Reiseführer zu lesen war-  die jugendlichen Brückenspringer zu bewundern. Dabei „arbeiten“ diese immer paarweise. Während der eine in einem Becher bei den umherstehenden Touristen Geld einsammelt, bereitet sich der andere in luftiger Höhe für den spektakulären Brückensprung vor. Dabei hofften wir beide Mütter, dass unsere Kinder diesem Hobby nie nachgehen werden…

Ich habe natürlich den ganzen Tag am allermeisten das Zusammensein mit euch, liebe Ana und lieber Francisco genossen. Ein ausgesprochen angenehmer Nebeneffekt war zudem, dass ich mal einen ganzen Tag lang mich überhaupt nicht um die Reiseplanung kümmern musste, was ja ansonsten immer sehr viel Zeit beansprucht, sondern völlig fallen lassen konnte. Üblicherweise erstelle ich vor jedem anderen Hafentag immer ab 23.00 Uhr das jeweilige Besichtigungsprogramm, immer wieder unterbrochen durch diverse Insulinpumpenalarme und das alles andere als in einer komfortablen Position. Um die lichtempfindlichen, endlich eingeschlafenen Söhne nicht zu stören, lese und schreibe ich immer auf dem Toilettendeckel sitzend in dem Minibad unserer Kabine…

Porto ist eine äußerst liebenswerte und bunte Stadt, in der es wahnsinnig viel zu entdecken gibt. Völlig zurecht zählen die Ponte Dom Luís I, das eiserne Wahrzeichen der Stadt sowie das gesamte historische Zentrum zum UNESCO-Weltkulturerbe. Und man stößt an jeder Ecke, sei es an den Haus- oder auch an den Kirchenfassaden an diese so beeindruckend in blauer, oranger, grüner oder gelber Farbe bemalten Keramikkacheln, deren portugiesischen Namen weder ich noch unsere mittlere Tochter fachmännisch aussprechen können, auch wenn du es, liebe Ana, so geduldig so oft wiederholt hast. Immerhin müsste ich sie mit „Azulejos“ richtig geschrieben haben. So wirkt der Bahnhof São Bento bereits von außen beeindruckend, von innen kann man seine Augen gar nicht mehr abwenden von den etwa 20.000 Keramikkacheln, welche die unterschiedlichsten Szenen aus dem ländlichen und religiösen Leben Portugals erzählen.

Und, liebe Ana, ihr habt uns nicht nur die kulturellen Highlights näher gebracht, sondern auch die allerbesten pastéis de nata in Hülle und Fülle zur Verkostung dargeboten. Es gibt kaum einen größeren Genuss, als in eines dieser typischen portugiesischen mit Vanillepudding gefüllten Törtchen zu beißen, die noch lauwarm mit Zimt bestäubt werden können und dann jeder einzelne Bissen ein absoluter Hochgenuss ist. Dabei begeisterte uns unter anderem die völlige Harmonie zwischen dem so buttrigen Blätterteig und einer unwiderstehlichen Vanillepuddingfüllung.

Bestens gestärkt, nur leider natürlich immer noch mit grauenhaften Fußschmerzen, statteten wir dem so berühmten Glockenturm, dem Torre dos Clérigos, einem weiteren Wahrzeichen Portos ebenso wie der Buchhandlung Lello, wenigstens von außen, einen Besuch ab. Während man mittlerweile diese Räume nur mit sehr langen Wartezeiten betreten kann, seitdem sie mit Harry Potter in Verbindung gebracht wird, hörten wir fasziniert, dass Anas Vater lange davor schon äußerst gerne seine Bücher in dem schmucken Jugendstilgebäude gekauft hat.

Befuhren wir schon mit Ana und Kindern in Salzburg die Salzach, in Heidelberg den Neckar und in Burghausen ebenfalls die Salzach, durfte eine Schiffahrt durch alle Brücken von Porto, den pontes, natürlich selbstverständlich nicht fehlen. Allerdings war es mir überhaupt nicht recht, dass ihr uns dazu eingeladen habt! Die Tour war äußerst beeindruckend und stimmungsvoll und man verstand einmal mehr, woher das ganze Land Portugal seinen Namen bekommen hat. So wurde der ursprünglich griechische Handelsplatz von den Römern mit „portus calus – schöner Hafen“ bezeichnet, woraus sich schließlich im Laufe der Zeit nicht nur der Name für die Stadt Porto, sondern für die gesamte Region entwickelte.

Wir sind sehr dankbar, liebe Ana, dass wir unseren Premierenaufenthalt in Portugal in der würdigsten Begleitung durch euch verbringen durften! Wenige Stunden in dieser so herrlichen Stadt, in diesem wundervollen Land waren natürlich viel zu kurz, aber wir freuen uns schon sehr auf eine hoffentlich ganz baldige Wiederholung!

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