
„Das ist ja so eine Art intellektuelles Kochbuch, oder?“ konstatierte eine gute Freundin, als sie diese Neuerscheinung aus dem Schwabe-Verlag in den Händen hielt. Und ihre Beschreibung trifft es recht gut, handelt es sich doch bei dem Schwabe-Verlag um einen äußerst renommierten Schweizer Verlag mit dem Hauptsitz in Basel, welcher ein großes Angebotsspektrum anbietet, und das stets auf ausgesprochen hohem, wissenschaftlichem Niveau, das dennoch für alle Leserinnen und Leser sehr gut zugänglich ist. So ist es nur folgerichtig, dass bereits das Cover mit einem stilvollen, silbernen Sticker mit der Aufschrift „Eines der schönsten deutschen Bücher“ versehen ist.

Und wenn man den allerletzten Satz auf der Impressumsseite liest: „Ein Buch in der Farbe von Milchschnee, eingeschlagen im Einband aus ungestrichenem Papier, birgt Risiken, zumal in der Küche, wo ein Tropfen Petersilien-Püree ebenso unauslöschliche Spuren hinterlassen kann wie eine Prise Karottenpulver….“wird man ein wenig schmunzeln müssen und stellt fest, dass sich diese ganz spezielle Poesie wie ein magischer roter Faden durch das gesamte Werk zieht. Auf knapp 200 Seiten bekommt die geneigte Leserschaft zuerst eine umfassende Einführung in die Kulturtechnik des Kochens, bei der selbstverständlich auch historische Bezüge keineswegs fehlen dürfen, präsentiert, bevor verschiedenen Städten und Regionen jeweils typische Gerichte zugeordnet werden.

Während ich selbstverständlich die Städte „Basel“ und „Neapel“ genauso sicher geographisch verorten kann wie die Region der „Toskana“ konnte ich peinlicherweise mit dem Kapitel, das mit „Bondo“ überschrieben ist, vor der Lektüre überhaupt nichts verbinden. Nun habe ich dank dieses neu erschienenen Werks nicht nur erfahren, dass sogar Goethe dreimal die Schweiz bereiste und dass Bondo ein Dorf im Schweizer Kanton Graubünden ist – liebe Mama, in diesem Rahmen ganz liebe Grüße an dich und vielleicht kommt ihr dort bei deiner Graubündenreise in einem Monat auch vorbei? , sondern habe zugleich ein Rezept für absolut köstliche Kastanienmehlcantuccini an die Hand bekommen, welche sich übrigens sehr einfach auch in eine glutenfreie Variante umwandeln lässt, wenn man statt des vorgeschlagenen Weizenmehls eine glutenfreie Universalmehlmischung dazu gibt.

Dieses Werk ist ein absoluter Schatz, vereint es doch auf bisher nie da gewesene Weise einzigartige Rezepte, welche alle sehr verständlich geschrieben und bestens zuzubereiten sind, mit ungeheuer vielen wissenschaftlichen fundierten Erläuterungen. Wer hätte gedacht, dass man z.B. vor dem Rezept für sehr leckere Cracker mit Champignons, Etivaz und Thymianöl sogar höchst inspirierende Ausführungen über Platons Politeia finden kann?

Dieses Werk darf in keinem Haushalt fehlen, ist es nicht nur optisch eine Augenweide, das durch besonders atmosphärische Fotografien der einzelnen Gerichte brilliert, sondern bietet es gleichermaßen in unverwechselbarer Weise außergewöhnlich Rezepte sowie einen gesamten Kulturabriss über die wichtigsten Werke, Autoren, Schriften und Ereignisse der letzten 2000 Jahre.

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