
„In den Tierpark von Aachen müsst ihr unbedingt.“ verkündete uns bereits kurz nach unserer Ankunft in Aachen eine liebe Ulmerin, die demselben Jahrgang wie unsere älteste Tochter angehört und welche wir während unseres letztjährigen Aufenthalts in Aachen kennengelernt haben. Auch dieses Jahr ist sie extra für die Karnevalszeit angereist und damit ich nicht aus der Übung als Vierfachmama komme, bot sie mir viele verschiedene Bemutterungsanlässe. So luden wir sie beispielsweise einmal zum Frühstück ein, unterhielten sie an einem späten Abend oder hatten ihr auch bereits im Vorfeld eine Tribünenkarte für den legendären Rosenmontagsumzug gekauft.

Nachdem meine liebe Großcousine im Einklang mit ihrer besseren männlichen Hälfte unabhängig von dem Ulmer Vorschlag den Tierpark von Aachen als Unternehmung ansprachen, setzten wir dieses nun direkt nach dem Karneval um. Bei strahlendem Sonnenschein trafen wir so inklusive reichhaltigem Proviant, das auch eine große Auswahl an den gefangenen Karnevalssüßigkeiten enthielt, in dem sehr reizvoll angelegten Tierpark ein.

Der Aachener Tierpark ist auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln hervorragend erreichbar, findet sich doch quasi direkt vor dem Tierparkeingang eine Bushaltestelle, die in regelmäßigen Abständen angefahren wird. Bei strahlendem Sonnenschein wurden wir gleich zu Beginn von zwei ganz speziellen Vögeln mit einem sehr klangvollen Namen, welche der Kategorie der Eisvögel angehören, begrüßt. „Die lachenden Hänse“ zeigten sich in ihrer vollen Pracht.

Bereits bei den ersten Tieren wird sichtbar, dass der Tierpark großen Wert auf eine artgerechte Haltung legt. Zudem wird das Augenmerk auf mehr oder weniger heimische Tiere gelegt und man lernt gleich kurz nach dem Eingang sehr viel Wissenswertes über alle an der Nordseeküste lebenden Vogelarten. Eine bessere Begleitung als Katinka und Claus hätten wir natürlich auch an diesem Tag nicht haben können und als promovierter Biologe konnte uns Claus immer noch mit zusätzlichem Wissen bereichern. Zudem zeigte er uns die sehr ansprechende und lehrreiche Vogeluhr, welche vom NABU gestiftet worden ist.

Insgesamt wirkt der Aachener Tierpark ausgesprochen heimelig und man hat das Gefühl, dass die Tiere dort jeweils sehr entspannt leben können, ohne von den Besuchern gestört zu werden. So hatten beispielsweise auch die Geparden ein ausgesprochen großzügiges Gelände, das sehr viele Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere bot. Ein Highlight war zudem die nachmittägliche Fütterung der Brillenpinguine, bei denen sich die Söhne allerdings noch einige Erklärungen zu den Tieren, Verhaltensbesonderheiten, etc. während der Fütterung gewünscht hätten.

Für uns alle war es eine Premiere, aus solch großer Nähe ein entzückendes Kängurubaby im Bauch seiner Mutter beobachten zu dürfen. Unser Älterer hatte diese Sensation sofort entdeckt und uns alle darauf hingewiesen. Und ich musste sehr schmunzeln, als ich von unserer Tochter auf die Ähnlichkeit von mir mit meinem Stachelschwein hingewiesen wurde. Dies sollte sich nicht unbedingt auf das Äußere beziehen, sondern vielmehr auf unsere gemeinsamen Essensvorlieben, rief sie doch gleich entzückt aus: “Schau mal, Mama, das schaut genauso aus wie das, was du jeden Mittag isst, sogar in so einer Art Backblech.”

Für alle Eltern, welche ihren Kindern liebevoll, aber konsequent den Schnuller abgewöhnen wollen, steht ein großer Schnullerbaum im Zoo bereit, an den alle Kinder das geliebte Nuckelstück hängen können und dabei einer langen Tradition folgen.

Der Tierpark, welcher sich auch Euregiozoo benennen darf, wirkt nicht nur umweltpädagogisch auf vielfältige Weise, sondern hat ein äußerst stimmiges Gesamtkonzept, in dem mehr auf Klasse als auf Masse und auf eine hohe Lebensqualität der zum größten Teil dort lebenden heimischen Tierarten gesetzt wird. Anders als im Münchner Tierpark Hellabrunn hat der Aachener Streichelzoo diesen Namen wirklich verdient. Während die Münchner Ziegen so vehement sehr körperbetont alle Besucher auf etwas Essbares absuchen und dabei des Öfteren gerade kleinere Kinder verschrecken, herrscht im Aachener Streichelzoo ein Fütterungsverbot, so dass die Kinder den Ziegen in Form von Bürstenmassagen liebevolle Wellnessbehandlungen angedeihen lassen können, ohne befürchten zu müssen, körperlich unangenehm bedrängt zu werden.

Ein weiterer Pluspunkt ist die Händewaschstation direkt vor dem Streichelgehege. Insgesamt wirkt in diesem Tierpark alles sehr gut durchdacht. Und man wird sich der einmaligen geographischen Lage von Aachen im Dreiländereck von Deutschland, Belgien und den Niederlanden ebenso auf allen sehr lesenswerten Informationsschildern zu den einzelnen Tierarten bewusst, sind diese doch ganz selbstverständlich jeweils in allen drei genannten Sprachen zu entdecken.

Bei strahlendem Sonnenschein erlebten wir die Tiere hautnah, ohne das Gefühl zu haben, diese zu stören. Ganz herzlichen Dank, liebe Katinka, lieber Claus, für eure Engelsgeduld, fehlte doch immer eines der der Kinder, bevorzugt unser Jüngster, oder geriet in Zwistigkeiten mit den anderen. Mir als Französischlehrerin imponierten selbstverständlich auch ganz besondere Schafe: die Ouessantschafe, welche in der Bretagne zu Hause sind und zu der kleinsten Schafrasse der Welt gehören.

Bei den Berberaffen, welche uns bereits im Affenberg Salem am Bodensee im vergangenen Sommer in den Bann gezogen haben, stellten wir amüsiert fest, dass die Berberaffen einige besondere Verhaltensweise wie unser Jüngster aufweisen, welcher an allem erdenklichem riecht, bevor er davon abbeißt.

Insgesamt können wir diese Tierpark wirklich Jung und Alt empfehlen, der ganzjährig geöffnet ist, innerhalb einiger Stunden wunderbar durchlaufen werden kann und viele verschiedene Tiere bietet von A wie den verschiedenen Affenarten und Antilopen über K wie Kängurus bis hin zu Z wie Zebras.

Während wir in diesem wunderbaren Tierpark Bienen, Pinguine, Affen und viele Tiere mehr in natura bestaunen konnte, hatten wir den Tulpensonntag und Rosenmontag ausschließlich massenweise in Tiere verkleidete Menschen gesehen. Aufgrund meiner extremen Fußschmerzen hatte ich in diesem Jahr sogar Tribünenkarten für den Rosenmontagsumzug gekauft. Allerdings waren dies keine Sitztribünen, sondern ausschließlich Bühnen mit Treppen zum Stehen, auf denen man sich jedoch auch immer wieder niederlassen konnte.

Der Standpunkt „unserer“ Tribüne erzeugte eine gewisse erwähnenswerte kulturelle Diskrepanz. So standen wir auf der selbigen direkt neben dem UNESCO-Weltkulturerbe in Form des beeindruckenden Aachener Doms und wurden gleichzeitig in Dauerschleife mit so geistreich komponierten Partyliedern beschallt, wie mit diesem, das als Refrain folgende Zeilen besaß: „Wär ich ein Möbelstück, wäre ich eine Lampe aus den 70-er Jahren, ich glühe gerne vor, ich gehe gerne aus…“

Und wir kamen noch eine Stunde länger als gedacht in diesen musikalischen Hochgenuss, hatten wir doch nach über einer 1,5-stündger Wartezeit gerade die ersten drei Zugwagen, allen voran die berühmten Aachener Reiter, an uns vorbeifahren gesehen, als der Zug bereits stockte. Nach geraumer Wartezeit und vielen, vielen Karnavalsschlagern, welche alle Tinnitusverursacherqualitäten aufwiesen, später, erfuhren wir, dass der nächste Wagen wohl noch eine Dreiviertelstunde auf sich warten ließe, da der eine Traktorreifen des Zugwagens einen Poller wesentlich anziehender als die langweilige ebene Straße gefunden hatte. Während die vielen zusätzlichen Sicherheitskräfte und Poller unbestritten aufgrund der aktuellen Lage sinnvoll waren, gereichten diese jedoch bereits dem zweiten Wagen der Oecher Penn zum Nachteil. Und so steckte dieser erst einmal längere Zeit fest, bis er aus der misslichen Situation befreit werden konnte.

In der langen Wartezeit erfuhr ich übrigens von einem der Veranstalter, dass meine monatelangen Bemühungen, Tribünenkarten zu ergattern, nicht wirklich realitätsadäquat waren, hatte sich doch in den letzten Tagen und Wochen vor dem Zuch, wie er so schön in Aachen genannt wird, eine zu geringe Nachfrage abgezeichnet, so dass die Tribüne prinzipiell für alle freigegeben worden war. Auf diese Weise hatten wir immerhin zusätzlich noch eine großzügige Spende für diese einzigartige Aachener Karnevalsveranstaltung geleistet.

Und dank der Tribünenplätze fingen die Kinder noch einmal ein Vielfaches der Süßigkeiten der Ausbeute des vergangenen Jahres. Dabei „arbeiteten“ die Zwillinge in einem cleveren Teamwork, krabbelte doch einer der Brüder in unregelmäßigen Abständen unter die Tribünenstufen, auf deren Boden sich alles Durchgerutschte der reichlich geworfenen Süßwaren gesammelt hatte, während der andere von den oberen Stufen die Kostbarkeiten in Empfang nahm und sorgfältig in die heimischen Leinensackerl, deren Anzahl sich bereits bei dem Zugwagen mit der Nummer 64 als zu gering erwiesen hatte, verstaute.

Allein bei dem Anblick der überquellenden Tüten (für bayerische Verhältnisse unvorstellbar, werden in Aachen, ganze Lebkuchen-, Dominostein-, Kekspackungen, köstliche belgische Waffeln, (glutenfreies) schokoliertes Marzipanbrot und Salzbrezeln neben den gewöhnlichen „Kamelle“ geworfen, da die Stadt Aachen doch die Werke der drei Süßwarenhersteller in Form von Lindt, Lambertz und Zentis auf ihrem Grund beherbergt) wurde mir ganz anders.

Der Inhalt der gesammelten Werke hätte mit Sicherheit alle erdenklichen Unterzucker einer ganzen Schulklasse mit Diabetikerkindern für mindestens zwei Jahre beheben können. Nachdem wir bereits unsere Lieblingsfrühstücksbedienung mit einer großen Tüte und meine Aachener Verwandtschaft mit drei Tüten (zum großen Unmut unseres Älteren, der – was mich wiederum sehr ärgerte – mit der Argumentation, dass ja er alles gesammelt hatte, sich von nichts trennen wollte…) beglückt hatten, hoffe ich, dass sich auch alle bayerischen Schülerinnen und Schüler sowie sämtliche Freundinnen und Freunde unserer Kinder über die – wirklich qualitativ sehr hochwertigen, aber uns quantitativ vollkommen überfordernde Karnevalsausbeute freuen werden… Wir haben übrigens „tapfer“ bis zur Ankunft des Wagens 126 alles „durchgestanden“, bevor wir uns (unser Älterer schweren Herzens, ich mit bleischweren Füßen, aber sehr leichten Herzens) auf dem Weg zu dem Bus machten und zu Katinka und Claus fuhren, wo wir auch an diesem Abend mit einem köstlichen Essen verwöhnt wurden.

Liebe Katinka, lieber Claus, ganz herzlichen Dank bei weitem nicht nur für alle wunderbaren Abendessen (euer Döppekooche und die Gemüsesuppe mit glutenfreien Backerbsen waren unübertroffen!) mit und bei euch, sondern auch ganz besonders für all die Gespräche und eure so große durchgehende Liebenswürdigkeit den Kindern gegenüber, auch wenn gerade unser Jüngster bedingt durch eine Kombination von beängstigend schnell steigenden Blutzuckerwerten und einer rosenmontäglichen Reizüberflutung am Abend vollkommen außer Rand und Band war.

So kamen wir immer nur bruchstückhaft zum kommunikativen Austausch. In dieser Zeit bekam ich jedoch sogar nicht nur altehrwürdige Schriften geschenkt, welche meine Oma väterlicherseits vor fast 100 Jahren ihren Schwestern mit einer persönlichen Widmung versehen geschenkt hatte, sowie ein von meinem Vater verfasstes Buch überreicht, sondern erfuhr ebenso, auf welche familiäre Linie eindeutig meine (Kalt)badevorliebe zurückzuführen ist.

So stiegen bereits meine Großtanten bevorzugt zum Schwimmen in den kalten Rhein und hatten sich als eine der ersten in ganz Köln ein großes Kneipptretbecken im Garten sowie eine hochmoderne Dusche für die berühmten Güsse des Allgäuer Pfarrers einbauen lassen.

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